Werner Mühlburger: Das Restaurieren von Antikmöbeln ist seine Passion

Werner Mühlburger aus Lienz lässt Antik-, Stil- und Bauernmöbel ebenso wie altes Getäfel in Schlössern oder Burgen wieder in ursprünglicher Schönheit erstrahlen.

Bei unserem Besuch in seiner Werkstatt im Lienzer Gewerbepark Peggetz ist Werner gerade mit Arbeiten an einem Barockschrank beschäftigt, der für das Anraser Pfleghaus bestimmt ist. „Ein Möbel sollte nach erfolgter Restaurierung so aussehen, als hätte nie jemand daran gearbeitet. Darin sehe ich die besondere Kunst eines Restaurators“, erklärt er. Das Arbeiten mit dem Werkstoff Holz faszinierte den gebürtigen Matreier schon in seiner Jugend, die Entscheidung für eine Tischlerlehre war also naheliegend. In diesem Handwerk legte er auch die Meisterprüfung ab. Als der Osttiroler bei einer Firma in München tätig war, die alte Möbel reparierte, wieder auffrischte und aus Altholz neue herstellte, entdeckte er seine Freude an der Möbelrestaurierung. Er begann, sich ständig weiterzubilden und eignete sich in seiner Zeit als Restaurator in Salzburg, Tirol und Kärnten viel Wissen und Erfahrung an.

 

 

Im Jahr 1995 machte sich Mühlburger, damals 30-jährig, mit seiner Firma „Möbel & Objekte“ selbstständig. Im Lienzer Gewerbegebiet Peggetz  richtete er sich eine Werkstatt ein. 1999 begann eine enge Zusammenarbeit mit DI Walter Hauser, dem Leiter des Bundesdenkmalamtes/Abteilung für Tirol. „Damals wurde Schloss Bruck für die Landesausstellung im Jahr 2000 renoviert, und ich durfte mich mit meiner Arbeit einbringen“, erinnert er sich zurück. Heute ist Werner Mühlburger einer der wenigen Osttiroler, die beim Denkmalamt offiziell als Restaurator geführt werden.

 

 

Zu Recht stolz kann er auf eine lange Liste von erfolgreich abgeschlossenen Auftragsarbeiten (u.a. in der Liebburg, Angerburg und Tamerburg in Lienz, in Burg Heinfels im Pustertal, auf Schloss Lengberg in Nikolsdorf) zurückblicken. „Die Schlösser und Burgen, in denen wir Restauratoren arbeiten, sind teilweise über 500 Jahre alt. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Stilen ist ein besonders spannender Aspekt meines Berufsalltages“, so der Restaurator. „Mein Tätigkeitsspektrum erstreckt sich von ergänzenden Massivholzarbeiten an alten Möbeln über die Restaurierung historischer Getäfel bis hin zum Ergänzen von Beschlägen und Schlössern.“

 

 

Als einziger Osttiroler arbeitet Werner mit der so genannten Schellack-Politur an Biedermeier- und Barockmöbeln. „Dabei handelt es sich um ein besonders aufwändiges Verfahren, dessen Ursprung in der Barockzeit liegt. Die Schellackpolitur setzte sich rasch als die bevorzugte Oberflächenbehandlung feiner Möbelstücke durch und verbreitete sich in ganz Europa. Sie löste die bis dahin verwendete Wachspolitur bei einfachen Möbeln und aufwendige Lackpolierverfahren an höfischen Möbeln ab. Heute findet man sie hauptsächlich noch bei der Restaurierung von antiken Möbeln und Musikinstrumenten“, weiß er zu berichten.

 

 

Die Versiegelung von Möbeloberflächen mit der hochglänzenden Schellackpolitur ist nicht nur ein zeitintensiver Vorgang, sondern bedarf auch eines versierten Restaurators. „In meinem Beruf ist, neben handwerklichem Geschick und der Liebe zum Detail, vor allem auch viel Geduld erforderlich. Von der langjährigen Berufserfahrung profitieren natürlich meine Kunden besonders“, so Mühlburger, der am Südtiroler Platz in Lienz auch eine Ausstellung bzw. ein Geschäft für Antiquitäten eingerichtet hat.

 

 

Derzeit arbeitet Werner in intensivem Austausch mit dem Denkmalamt, der Gemeinde Anras und der Messerschmitt Stiftung an der Renovierung des Anraser Pfleghauses mit. Seine wichtigste Aufgabe ist es dabei, die ursprüngliche Substanz von Holzelementen im Inneren des historischen Gebäudes zu erhalten. Unter anderem muss die Schönheit original-barocker Zirbenholztüren unter diversen Farbanstrichen wieder hervorgeholt werden. „Ich baue auch Getäfel aus und wieder ein, damit diverse Leitungen verlegt werden können. Nicht nur dabei ist besondere Sorgfalt geboten, damit man keine Spuren hinterlässt.“

 

 

Die Faszination seines Berufes fasst der engagierte Restaurator abschließend so zusammen: „Jede Arbeit ist anders und birgt neue Herausforderungen in sich. Es hat für mich sehr viel mit Leidenschaft zu tun, wenn man jahrhundertealte Objekte restaurieren und so für di  nächsten Generationen erhalten kann!“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Osttirol heute

05. Oktober 2021 um