Waldjahr 2021 in Osttirol: Aufforstung und klimafitte Wälder im Fokus

Nach drei außergewöhnlichen Naturereignissen bietet sich für den Osttiroler Wald und insbesondere für den Schutzwald in weiten Bereichen die Chance auf eine Neuausrichtung.

Dass die Wiederherstellung der Wälder eine besonders herausfordernde, aber auch lohnende Aufgabe für die Zukunft darstellt, streicht Bezirksforstinspektor DI (FH) Erich Gollmitzer heraus. Wir haben uns mit ihm, mit Försterin Elisabeth Tabernig und Waldaufseher Daniel Goller über das „Waldjahr 2021“ in Osttirol unterhalten.

 

BFI DI (FH) Erich Gollmitzer: „Der Bezirk Lienz weist bei einer Gesamtfläche von 2.020 km² eine Waldfläche von rund 68.000 ha auf. Somit ist rund 1/3 der Bezirksfläche mit Wald bestockt. Rund 79 Prozent davon sind als „Schutzwald“ einzustufen.“

 

Herr BFI Gollmitzer, wie zeigt sich die aktuelle Situation im Bezirk im Allgemeinen und wie jene im Detail in den einzelnen Regionen?

BFI Erich Gollmitzer: Das Tiefdruckgebiet „VIRPY“ Anfang Dezember 2020 hatte Osttirol mit außerordentlichen Niederschlägen in Form von Regen und Schnee fest im Griff. So fielen z.B. in Lienz von Freitag, 4.12.2020, bis Sonntag, 6.12.2020, gemessene 298 mm Niederschlag, was einen neuen Allzeit-3-Tagesniederschlagsmengen-Rekord bedeutete. Die Schneefallmengen schwankten aufgrund der z.T. sehr intensiven Regenfälle regional sehr stark. So wurde etwa in St. Jakob i.D. ein Rekord für den Monat Dezember erreicht: Die Schneedecke wies zum 9.12.2020 eine Mächtigkeit von 1,42 m auf. Die Messstelle „Porzehütte-Obertilliach“ auf ca. 1.935 m Seehöhe, um ein weiteres Beispiel zu nennen, stach mit einer Gesamtniederschlagsmenge in diesen Tagen von 505 mm hervor. Bei der Messstelle „Lavant-Deponie“ auf 650 m Seehöhe wurden 458 mm verzeichnet. Generell kann festgehalten werden, dass dieses Schadereignis in ganz Osttirol wirksam wurde. Hotspots waren wiederum Anras (Asch), Sillian, Heinfels, Kartitsch und Obertilliach. Dort ist es zu flächigeren Brüchen bzw. Würfen gekommen. Solche finden sich bereichsweise aber auch im Defereggental.

Wie groß ist der Schaden am Wald?

Derzeit gehen wir von einer Schadholzmenge in der Höhe von rd. 120.000 bis 150.000 m³ im Bezirk Lienz aus. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass das gesamte Ausmaß erst nach gänzlicher Ausaperung exakt feststellbar sein wird. Derzeit gibt es auf den Schattseiten noch enorme Schneehöhen. In jedem Fall werden wir 2021 großes Augenmerk darauf legen, nur das absolut notwendige Maß an „gesunden“ Bäumen zu schlägern, beispielsweise für die notwendige Anlage von Seiltrassen.

 

Blick von Lavant in Richtung Görtschach/Gemeinde Dölsach. Hier haben die Witterungsereignisse auch im Bereich des Schutzwaldes Schaden angerichtet.

 

Wo hat man mit den Schadholzaufarbeitungsmaßnahmen bereits beginnen können?

Die Arbeit im Wald richtet sich in besonderer Weise nach der Natur. Auf sonnseitigen Hängen im Talboden, etwa am Görtschacher Berg in Dölsach, laufen die Aufarbeitungsarbeiten schon auf Hochtouren. In diesen Lagen wird das angefallene Schadholz vorwiegend mit hochtechnisierten Seilsystemen (Kippmastseilgeräten) aus den Wäldern gebracht. Viele Osttiroler WaldeigentümerInnen greifen aber auch in bewährter Art und Weise zur Selbsthilfe und sind fleißig dabei, mit Motorsäge und Traktorseilwinden in ihren Wäldern zu arbeiten. In den höher gelegenen Osttiroler Tälern hingegen kann aufgrund der Schneehöhen auf den Erschließungswegen erst nach der Ausaperung im Laufe des Monats Mai begonnen werden. Parallel zur Schadholzaufarbeitung wurde in den Tallagen auf der Sonnseite schon mit der Wiederbewaldung begonnen. Die Aufforstung folgt somit unmittelbar auf die Ausaperung.

Für die dringend notwendige Wiederbewaldung wurden für 2021 detaillierte Konzepte ausgearbeitet. Was können Sie uns dazu sagen?

Das Wiederbewaldungskonzept der BFI Osttirol, das wir im Winter ausgearbeitet haben, hat, bezirksweit abgestimmt, eine klare Priorisierung der Wiederaufforstung im Fokus. Alle Schadflächen werden gemäß ihrer Bedeutung für den Lebensraum in Osttirol einer Reihung unterzogen. Demnach werden im heurigen Jahr direkt objektschutzwirksame Schutzwälder (z. B. oberhalb von Häusern oder Verkehrsverbindungen) und in steilen Lagen mit über 28° Hangneigung aufgeforstet. Diese Schutzwälder sind im Sinne einer schnellstmöglichen Sicherung des Lebensraumes absolut vorrangig. Aufforstungen in so genannten „Wirtschaftswäldern“ werden vorerst zurückgestellt. In vielen Bereichen versuchen wir auch mit der so genannten „Naturverjüngung“ zu arbeiten. Das heißt, dass es flachere, nicht unmittelbar schutzwirksame Waldbereiche gibt, in denen wir auf den natürlichen Anflug von Samen und die Verjüngungskraft der Waldbäume setzen.

Mit dem Thema „Wiederaufforstung“ ist auch das Projekt „Klimafitter Wald“ verbunden. Wie sehr wird sich das Bild des Waldes verändern?

Die bislang vorherrschende Fichte ist eine Baumart, die aus unserer Region auch in Zukunft nicht wegzudenken ist. Derzeit stellt sie rund 78% der Bäume in den Osttiroler Wäldern dar. Infolge der bereits jetzt nachgewiesenen Klimaveränderung wird sich das Verbreitungsgebiet der Fichte jedoch verändern. Bereiche, die bislang Hochlagenbaumarten wie zum Beispiel der Lärche oder der Zirbe vorbehalten waren, werden in Zukunft auch von der Fichte „erschlossen“. In den Tallagen (bis zu einer Seehöhe von 1.000 m) wird hingegen auf die Begründung von stabilen Mischwäldern ein besonderes Augenmerk zu lenken sein. Hier wird die Fichte in Zukunft aufgrund von „Trockenstress“ deutlich schlechtere Bedingungen vorfinden. Zudem gelten besonders überalterte Fichten-bestände als sehr anfällig gegenüber Schadereignissen wie Windwurf und Schädlingen wie dem Fichtenborkenkäfer. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass bis zu einer Seehöhe von 1.000 bis 1.200 m verstärkt auf Mischbaumarten zu setzen ist – und hier ist Osttirol klar in einer Vorreiter-Position. Bereits vor der Etablierung des Projektes „Klimafitter Wald“ wurden Aufforstungen mit Mischbaumartenanteilen von über 40% im Lienzer Talboden und Umgebung umgesetzt.

Wovon hängt die Baumartenzusammensetzung ab?

Zu den bestimmenden Parametern zählen vor allem die Bodenart und -güte sowie die damit zusammenhängende Nährstoffversorgung. In weiterer Folge spielen die Jahresniederschlagssumme sowie die Wärmeeinstrahlung eine entscheidende Rolle. Generell kann festgehalten werden, dass in tiefen Tallagen ein möglichst breites Baumartenspektrum vorkommen sollte. Als heimische Laubhölzer sind Rotbuche, Eiche, Bergahorn, Linde sowie Vogelkirsche zu nennen. Es gibt aber auch Versuche mit der Edelkastanie, die im letzten Jahr verstärkt in dorfnahen Bereichen ausgepflanzt wurde. Hervorzuheben ist die Initiative des Landesforstgartens in Nikolsdorf, bei heimischen Beständen Samen-Beerntungen durchzuführen. So entsteht aus heimischen Samen standortgerechtes, langfristig angepasstes Pflanzgut. Wertvolle Nadelmischbaumarten, die unsere „Klimafitstrategie“ tatkräftig unterstützen, sind die Lärche (in allen Lagen), die Zirbe (in höheren Lagen) sowie die Tanne (auf schattigen, feuchten Standorten). Für die Auswahl der am besten geeigneten Baumarten für den jeweiligen Standort stellt die Waldtypisierung der Gruppe Forst/Landesforstdirektion Tirol ein geeignetes Hilfsmittel dar. Alle Wälder Osttirols sind in dieser Typisierung in Form eines analogen und digitalen Tools erfasst. Zielgerichtet können so die standortgerechten (Misch-) Baumarten für den jeweiligen Standort bestimmt werden.

 

Im Rahmen des Projektes „Klimafitter Wald“ soll ein besonderes Augenmerk auf stabile Mischwälder gelegt werden.

 

Wie „alt“ ist der Osttiroler Wald?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Wir haben flächig junge Bestände wie etwa in Thurn und stark überalterte Bestände wie in vielen z.T. schlecht erschlossenen, entlegenen Tälern. Ziel ist es, osttirolweit möglichst ungleichaltrige Bestände zu generieren. So sollte eine gute, möglichst kleinflächige Mischung aus jungen (bis 20 Jahre), mittelalten (bis 80 Jahre) und Altholz-Beständen (> 100 Jahre) zusätzliche Stabilität und Sicherheit für den Lebens- und Erholungsraum bringen.

Stichwort „Borkenkäfer“: Ihr Resümee für 2020?

Man könnte dies mit dem Sprichwort „Der Tüchtige hat das Glück“ zusammenfassen. Die Osttiroler WaldbesitzerInnen haben im letzten Jahr die unglaubliche Menge von etwa 715.000 m³ Schadholz bewältigt. Als Vergleich dazu: In einem Normaljahr werden rd. 200.000 m³ geerntet. Durch diesen Umstand und bedingt durch viel Glück mit der Witterung, konnte die Borkenkäferentwicklung weitgehend unter Kontrolle gehalten werden. Im heurigen Jahr sehen wir allerdings bereichsweise Borkenkäferschäden in tieferen Lagen, z. B. in Nikolsdorf/Lengberg. Allerdings scheint uns die Witterung des heurigen Frühjahrs wiederum zu unterstützen. Durch die tiefen Temperaturen und die massive Schneedecke wird die dritte Borkenkäfergeneration 2021 in weiten Teilen Osttirols ausfallen. Dies bremst eine Massenvermehrung dieser Käferart sehr stark. Zudem haben wir eine ausgeklügelte Schadholzstrategie, die eine Aufarbeitung der „borkenkäferwirksamen“ Schadhölzer in Lagen bis 1.500 m Seehöhe bis zum Sommer 2021 vorsieht. Parallel dazu umfasst unser Forstschutzkonzept die Vorlage von so genannten „Fangbäumen“. Dabei wird Rundholz entlang der Forstwege platziert. Sobald sich der Borkenkäfer in dieses Holz eingebohrt hat, wird es aus dem Wald gebracht. So versuchen wir durch das Zusammenwirken von vielen Maßnahmen eine Massenvermehrung dieses Schädlings abermals zu verhindern.

Wie wirkt sich die enorme Schadholzmenge auf den Holzmarkt aus?

Durch den großen Schadholzanfall, auch im benachbarten Südalpenraum, ist es speziell im letzten Jahr zu einem nie gekannten Preisverfall des Rundholzes gekommen. Im Jahr 2017 konnte noch ein durchschnittlicher Holzpreis von € 78,- je m³ (exkl. USt.) erzielt werden. Dieser Preis je Kubikmeter Rundholz ist im Jahr 2020 auf einen Tiefststand im Durchschnitt von € 46,- gefallen. Diese rund € 32,- weniger je Kubikmeter Holz können nicht durch Fördermittel ausgeglichen werden und sind alleine von den WaldeigentümerInnen zu tragen. Zuletzt haben sich, u.a. als Folge der enormen Nachfrage auf dem Schnittholzmarkt, die Holzpreise über den Winter hin glücklicherweise wieder auf das Niveau von 2017 hin entwickelt, und die Tendenz ist auch derzeit noch steigend. Wir verfügen in Osttirol über eine schlagkräftige Sägeindustrie, die in der Lage ist, alle Schadholzmengen in Osttirol zu übernehmen und aus dem Wald zu transportieren. Die gut funktionierende Zusammenarbeit mit heimischen Holzschlägerungs- und Bringungsunternehmen mit der heimischen Sägeindustrie trägt ein Weiteres dazu bei.

 

Alle Wälder Osttirols sind in der Waldtypisierung der Gruppe Forst der Landesforstdirektion in Form eines analogen und digitalen Tools erfasst. Im Zuge von Aufforstungsprojekten können die standortgerechten (Misch-)Baumarten für den jeweiligen Standort bestimmt werden.

In sonnseitigen Lagen sind die Schadholzaufarbeitungsmaßnahmen bereits angelaufen. Das angefallene Schadholz wird unter anderem mit Kippmastseilgeräten aus den Wäldern gebracht.

 

Welche finanziellen Hilfestellungen gab bzw. gibt es für Waldbauern?

Um die WaldbesitzerInnen in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, gab und gibt es eine Reihe von sehr zielgerichteten Fördermöglichkeiten im Wald und dies unabhängig von der Eigentumsart. So hat das Land Tirol im letzten Jahr ein Maßnahmenpaket für Tirols Schutzwälder geschnürt. Dieses Paket kam in Osttirol sehr wirksam zur Anwendung. Eine Reihe von „Flächenwirtschaftlichen Projekten“ helfen den geschädigten WaldbesitzerInnen weiters bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben. Im heurigen Jahr ist ein sehr effektives Fördermaßnahmenpaket hinzugekommen: Es handelt sich dabei um den „Österreichischen Waldfonds“. Auf Initiative von Bundesministerin Elisabeth Köstinger wurde hier, in Zusammenarbeit mit den Bundesländern Österreichs, ein schlagkräftiges Förderpaket geschnürt. Besonders wirksam ist dieses Paket im Zusammenhang mit der Aufforstung von Mischwäldern. Attraktive Fördersätze helfen den WaldbesitzerInnen dabei, klimafitte Waldbestände zu begründen. Darüber hinaus können Fördermittel für eine Reihe von Maßnahmen zur Verhinderung des Borkenkäferbefalles beantragt werden.

Was wurde bis dato an Mitteln ausbezahlt?

Das Projekt „Österreichischer Waldfonds“ startete in Osttirol am 20.4.2021. Für das heurige Jahr wurden Maßnahmen mit einer Förderhöhe von rund € 1,8 Mio. seitens der Bezirksforstinspektion Osttirol geplant. Alle beabsichtigten Maßnahmen sind mit dem zuständigen Gemeindewaldaufseher abzustimmen. Nach Abgleich mit den Förderrichtlinien kann dann eine entsprechende Förderzusage gegeben werden. Die Auszahlung der Fördermittel erfolgt erst nach geprüfter Umsetzung im Wald. Das heißt, dass bislang noch keine Mittel aus diesem Projekttitel geflossen sind. Wichtig zu erwähnen ist, dass dieses Förderpaket für eine Laufzeit von vier Jahren bewilligt wurde!

 

 

Was sind die wichtigsten laufenden Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten?

Um die Forstwege schnell freizubekommen und um das Schadholz zeitnahe aufarbeiten zu können, stecken wir aktuell viel Energie in die Schneeräumung der Waldwege. Dies erfolgt situativ mit Radladern oder besonders geeigneten und leistungsfähigen Schneefräsen. Auf den Schattseiten finden sich aktuell noch Schneehöhen von bis zu zwei Metern. Diese Maßnahme wurde von den betroffenen WaldbesitzerInnen sehr gut angenommen und läuft in ganz Osttirol. Bis zu einer Seehöhe von rd. 1.500 m werden jene Wege vom Schnee freigemacht, die besonders wichtig für die Schadholzabfuhr und Borkenkäfervorbeugung sind.

 

In schattseitigen Lagen werden aktuell noch bis zu zwei Meter Schnee verzeichnet. Hier wird derzeit viel Zeit in die Räumung von Waldwegen investiert.

 

Nach Ausaperung wird eine Reihe von neuen Waldwegen in verschiedene Schadgebiete zu errichten sein. Die rechtlichen und technischen Grundlagen dafür wurden in wirkungsvoller Weise in Zusammenarbeit mit den Rechtsreferaten der Bezirkshauptmannschaft Lienz geschaffen. Nach der Bewältigung der Schadholzmengen hoffen in Osttirol alle WaldbesitzerInnen auf die Rückkehr zur „forstlichen Normalität“. Diese sieht eine deutliche Reduktion der Nutzungsmengen in den kommenden Jahren sowie die Pflege der Kulturen vor. All diese Maßnahmen sollten helfen, einen schlagkräftigen Schutzwald in allen Gemeinden Osttirols wiederherzustellen. Abschließend ist es mir sehr wichtig, all jenen meinen Dank und Anerkennung auszusprechen, die dazu beigetragen haben, die zuletzt schwierigen Phasen und Situationen zu meistern. Möglich gemacht wurde dies durch die Unterstützung durch die Bezirkshauptfrau und die zuständigen Rechtsreferate in der BH Lienz. Im Zusammenwirken mit den vom Land Tirol bereitgestellten und der Gruppe Forst umgesetzten Fördermaßnahmen konnte den WaldbesitzerInnen schnell und wirkungsvoll geholfen werden. Die Umsetzung wurde und wird seitens der Landesforstdirektion sowohl durch fachliche Beratung und Begleitung als auch durch eine sehr effektive und wirkungsvolle Förderabwicklung begleitet und unterstützt. Diese Maßnahmen haben im Zusammenwirken mit der heimischen Sägeindustrie einen ebenso starken Beitrag zur Krisenbewältigung geleistet!

Danke für das Gespräch!

 

Klare Strukturen und enge bezirksweite Zusammenarbeit

All die von BFI DI (FH) Erich Gollmitzer genannten Herausforderungen werden im Bezirk Lienz im Zusammenwirken zwischen der Bezirksforstinspektion Osttirol, den Gemeindewaldaufsehern und den WaldbesitzerInnen bewältigt.

Die Gemeindewaldaufseher fungieren dabei in jeder Gemeinde als lokale Ansprechpartner für die Waldeigentümer-Innen. Ihre Funktion ist eine „Tiroler Besonderheit“. Sie sind als Forstorgane Mitarbeiter der Kommunen, während hingegen FörsterInnen als Mitarbeiter der Bezirksforstinspektion Osttirol und als Landesbedienstete unter der Leitung von Bezirkshauptfrau Dr. Olga Reisner stehen. In Osttirol sind jeweils mehrere Gemeinden zu einem so genannten „FörsterInnenbezirk“ zusammengefasst. Insgesamt weist die Bezirksforstinspektion Osttirol, als Referat der Bezirkshauptmannschaft Lienz, sechs solcher FörsterInnenbezirke auf. Diese Gliederung hat sich in der Praxis sehr bewährt, und die FörsterInnenbezirke haben sich längst schon als schlagkräftige Einheiten für die Waldbewirtschaftung erwiesen. Planungs- und Umsetzungsprozesse werden in der BFI Osttirol zumeist in offener Teamarbeit umgesetzt. Ziel ist es, durch kontinuierliche Verbesserungsprozesse zeitgemäße Lösungen im Sinne der Osttiroler WaldeigentümerInnen zu liefern.

Elisabeth Tabernig, Försterin mit Zuständigkeitsbereich im Förster-Innenbezirk „Sillian-Gailtal“

Seit 1.4.2021 ist Elisabeth Tabernig als Bezirksförsterin bei der Bezirkshauptmannschaft Lienz beschäftigt. Ihr Zuständigkeitsbereich ist der FörsterInnenbezirk „Sillian-Gailtal“, eine Region, die in besonderer Weise von den Extremereignissen seit 2018 betroffen war. Gerade dies birgt aber, wie sie betont, auch besondere Möglichkeiten und die Chance, Dinge schnell und nachhaltig zu gestalten, in sich. „Nach der Hauptschule habe ich mich dazu entschlossen, die Ausbildung zur Försterin an der fünfjährigen höheren Lehranstalt in Bruck an der Mur in Angriff zu nehmen. Die besonders praxisorientierten Praktika bei der BH Lienz in den Sommerferien bestärkten mich darin, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe. Die zweijährige forstliche Nachpraxis nach der Matura konnte ich ebenfalls bei der BH Lienz absolvieren. In dieser Zeit gelang es mir, wertvolle Erfahrungen sammeln, die mir jetzt als Bezirksförsterin sehr zugute kommen. Jetzt fehlt nur noch die Staatsprüfung, um meine Ausbildung auch formal abzuschließen“, informiert sie.

Aus dem FörsterInnenbezirk „Sillian-Gailtal“ weiß die junge Försterin zu berichten, dass die Elementarereignisse der letzten drei Jahre viele WaldbesitzerInnen mehrfach getroffen haben. „Diese Erfahrung ist natürlich eine bleibende. Es freut mich aber feststellen zu können, dass im Tal eine Aufbruchstimmung bemerkbar ist. Die Motivation, im eigenen Wald zu arbeiten und wiederum etwas zu bewirken, ist zurückgekehrt. Wir versuchen, diese positive Grundstimmung mitzunehmen, um unsere gemeinsamen Anstrengungen in Sachen Klimaschutz zu verwirklichen.“ Zur zeitlichen Terminisierung einzelner Maßnahmen erklärt Elisabeth Tabernig, dass „…naturgemäß zunächst jene Waldbereiche an der Reihe sind, die schwieriger zu bearbeiten sind. In Sillian gibt es z.B. den so genannten ,Eichhörnchenwald‘, durch den ein beliebter und viel begangener Steig führt. Ziel ist es nun, diesen Wald wieder funktionsfähig und erlebbar zu machen. Die Erholungsfunktion ist hier besonders wichtig. In Zusammenarbeit mit der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie mit dem Baubezirksamt Lienz wird uns dies auch bald gelingen. Die unmittelbare Nähe zu den Unterliegern macht dieses Projekt gleichzeitig schwierig wie spannend.“

Die Frage nach dem Umfang der Aufforstungsmaßnahmen im FörsterInnenbezirk „Sillian-Gailtal“ beantwortet die Forstexpertin so: „2021 werden rund 120.000 Stück ausgepflanzt, davon rund 50.000 Pflanzen in den Wäldern von Obertilliach. Wir sprechen hier von rund der doppelten Pflanzenmenge, die wir in durchschnittlichen Jahren ansetzen. Dies zeigt, dass dieses Thema bei den WaldbesitzerInnen aktuell sehr hoch im Kurs steht.“ In Hinblick auf die Rundholzernte im heurigen Jahr bezeichnet sie das Gailtal als „Schwerpunktregion“. „Hier sollen im heurigen Jahr rund 90.000 bis 95.000 m3 Holz aufgearbeitet und aus dem Wald transportiert werden. Rund 40.000 m3 werden aus Obertilliachs Wäldern kommen.“

Daniel Goller ist Waldaufseher in Obertilliach und tagtäglich mit Agenden der Waldbewirtschaftung beschäftigt.

Zu den Waldaufsehern im FörsterInnenbezirk „Sillian-Gailtal“ gehört seit 2019 auch der junge Obertilliacher Daniel Goller. Er hat vor zwei Jahren den Waldaufseher-Lehrgang in Rotholz absolviert. „Die einjährige Grundausbildung wird in den nachfolgenden fünf Jahren durch ein ,Training on the job‘ ergänzt“, sagt er und verweist darauf, dass die tägliche Praxis durch berufsbegleitende Ausbildungsmodule ergänzt wird. „Mir gefällt diese Form der praxisorientierten Ausbildung, und ich fühle mich dadurch sehr gut auf meine Aufgaben vorbereitet.“ In seiner Heimatgemeinde Obertilliach sei, so Goller, das Thema „Klimaschutz“ in der Bevölkerung angekommen. „Es wird im Allgemeinen als bedeutsam wahrgenommen. Da der Tourismus bei uns einen besonderen Stellenwert hat, ist eine intakte Umwelt auch in dieser Richtung enorm wichtig. In diesem Zusammenhang freut es mich besonders, dass auch von Seiten des Tourismusverbandes tatkräftige Unterstützung bei der Wiederherstellung von Waldinfrastruktur (wie Wanderwege, Bänke etc.) kommt. In Obertilliach steht derzeit eine Reihe von Kahlflächen zur Wiederbewaldung an. Diesbezüglich werden wir im heurigen Jahr ,klimafitte Bergwälder‘, die die zukünftigen Herausforderungen der Natur gut bewältigen können, pflanzen. Die Fichte gilt in unserer Region als Hauptbaumart. Die wichtigste Mischbaumart ist die Lärche, die sehr vielfältig eingesetzt werden kann. Darüber hinaus setzen wir in Grabenbereichen die Tanne und auf guten Standorten den Bergahorn.“

Im Zuge seiner Arbeit vor Ort wird der Obertilliacher Waldaufseher manchmal auch mit Fragen konfrontiert, warum diese oder jene Waldbereiche genutzt und aufgeräumt, warum diese oder jene Bäume geschlägert werden müssen. „Ich nehme mir in diesen Fällen in besonderer Weise die Zeit, um eine entsprechende Aufklärung zu leisten. Vielfach mache ich auch die Erfahrung, dass eine Beurteilung oftmals vom sprichwörtlichen Dorfplatz aus geschieht. Um eine seriöse Beurteilung abgeben zu können, ist eine Begehung im Wald unumgänglich. Erst dann sieht man, dass beispielsweise Waldbereiche, die von außen gut ausschauen, in ihrem Inneren stark beeinträchtigt wurden. Unser Ziel ist es aber, so viele Bäume wie möglich stehen zu lassen.“

Als laufendes Projekt bezeichnet Daniel Goller die Schneeräumung von Waldwegen, die bereits angelaufen ist. „Anfang Mai wird ein besonders herausforderndes Projekt oberhalb der Bundesstraße im ,Schiweg-Bannwald‘ gestartet. Dort gilt es rund 2.500 m³ Holz so aus den Wäldern zu bringen, dass die Gailtalbundesstraße wieder verkehrssicher ist. Darüber hinaus steht noch eine wichtige Waldwegbaustelle an, die wir zur Schadholzaufarbeitung dringend brauchen. Auch diese wollen wir heuer in Angriff nehmen.“

 

Text: E.& J. Hilgartner, Fotos: © AdobeStock/darknightsky, BFI Osttirol

08. Mai 2021 um