Traditionelles Pinzgauer Handwerk lebt im Salzburger Wollstadel auf

Bramberger Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den gesunden Wert der Schafwolle in der gemütlichen Atmosphäre des Salzburger Wollstadels verstärkt in den Fokus zu rücken.

Mit zwei befreundeten Bäuerinnen hat Hilde Enzinger 1994 den Salzburger Wollstadel gegründet. Eingerichtet wurde er im Gebäudekomplex des Wilhelmgutes, wo auch das Bramberger Heimatmuseum untergebracht ist. „Im früheren Stall haben wir eine heimelige Atmosphäre geschaffen. Die alten Mauern wurden mit Schafwolle isoliert, ein Holzofen spendet in der kalten Jahreszeit angenehme Wärme“, erzählt Hilde aus der Umbauzeit.

 

In der gemütlichen Atmosphäre des Salzburger Wollstadels erfährt man alles Wissenswerte über die Wollverarbeitung, das Filzen und die nachhaltigen Unikate mit langer Lebensdauer.

 

Im Salzburger Wollstadel wird alles von Hand gefertigt – von Patschen über Hüte, Decken, Sitzkissen, Taschen bis hin zu gestrickten Westen und verschiedenen Accessoires. Verarbeitet wird ausschließlich Wolle von Tiroler Bergschafen. Ein kleiner Teil stammt von den 20 Schafen, die Hilde und Alois Enzinger auf ihrem Bauernhof halten. Der Rest wird von Bauern, mit denen das Wollstadel-Team bereits jahrelang zusammenarbeitet, zugekauft.

 

 

„Wir Frauen vom Salzburger Wollstadel wollen dazu beitragen, dass der gesunde Wert der Schafwolle wieder mehr Aufmerksamkeit erfährt. Das in der Wolle enthaltene Lanolin schützt bei Kälte und Hitze, dämpft Lärm, gleicht Feuchtigkeit aus und unterstützt die Haut in ihrer natürlichen Funktion. So wird Schafwolle nicht nur für Decken und Kissen, sondern z.B. auch für Wickel oder Kompressen verwendet“, informiert Hildes Tochter Heidi Kaiser. Seit rund zwei Jahrzehnten arbeitet sie im Salzburger Wollstadel mit und hat diesen 2016 übernommen.

 

 

Zwei Mal im Jahr werden die Schafe geschoren. Im Schafwollzentrum Ötztal wird die Wolle aus dem Oberpinzgau gewaschen, kardiert und teilweise auch gefärbt. „Früher gab es auf jedem Bauernhof ein Spinnrad. Die Schafwolle wurde zum Stricken von Handschuhen, Socken und vielem anderen mehr verwendet. Heute stricken wir auf Auftrag zum Beispiel auch Westen. Vor allem beschäftigen wir uns aber begeistert mit dem Filzen“, so Hilde, die sich freut, dass auch ihre Enkelin, Heidis Tochter Victoria, schon fleißig mitarbeitet.

 

 

„Uns ist es ein Anliegen, auch die vielseitige Verwendungsmöglichkeit von Schafwolle ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Deshalb veranstalten wir hier im Wollstadel jeden Dienstag und Donnerstag Kurse“, lässt Heidi wissen. Einheimische und Gäste schätzen das Arbeiten mit der Schafwolle gleichermaßen. „Wir möchten mit dem dreistündigen Kurs ein besonderes Erlebnis bieten und vor allem auch aufzeigen, wie viel Spaß es macht, mit einem Naturprodukt und der eigenen Hände Arbeit ein Unikat von bleibendem Wert zu schaffen“, fügt sie hinzu.

 

 

Die Frauen vom Salzburger Wollstadel haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass sich die Verarbeitung der Schafwolle im Oberpinzgau wieder größerer Beliebtheit erfreut. „Unsere Wolle kommt zur Gänze von heimischen Schafen aus dem Nationalpark Hohe Tauern. Wichtig ist uns auch die Einbindung der jungen Leute, deswegen bieten wir auch Veranstaltungen für Schulen an. Wir setzen uns dafür ein, dass das Wissen und der Wert von traditionellem Pinzgauer Handwerk nicht in Vergessenheit geraten“, halten die Frauen vom Salzburger Wollstadel abschließend fest.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Franz Reifmüller

28. März 2024 um