Tourismus: „Bevölkerung auf unserem Weg mitnehmen!“

Der Fachkräftemangel in der Gastronomie, die Abwanderung aus den Tälern und die „Konkurrenz“ aus der Industrie wurden beim Tourismus-Stammtisch vor allem thematisiert.

Die Tiroler Fachgruppe Hotellerie lud die Tourismus-Praktiker des Bezirks am Freitag, 9. Februar, zu einem Tourismus-Stammtisch in das Grand Hotel Lienz. Fachgruppen-Obmann Mario Gerber (Gerber Hotels Kühtai) und TVBO-Obmann Franz Theurl gaben bei einem Pressegespräch Auskunft über die wichtigsten Themen, die aufgegriffen und besprochen wurden. „Wir wollen bei den Stammtischen über die aktuellen Anliegen und Probleme der Branche offen diskutieren“, so Gerber einleitend. Die Tourismusgesinnung in der Bevölkerung zu verbessern, dem Fachkräftemangel in der Gastronomie und der Abwanderung aus den Tälern entgegenzuwirken, nannte er als jene Herausforderungen, die man in der Fachgruppe gemeinsam mit den Betrieben in nächsten Zeit aktiv anpacken möchte.

Mario Gerber: „Wir sind derzeit im Tourismus mit einem Imageproblem konfrontiert, obwohl sich in den letzten Jahren sehr viel zugunsten der Arbeitnehmer verändert hat. Ein Lichtblick ist, dass wieder mehr Lehrlinge für die Tourismusbetriebe gewonnen werden können. Hier greifen Maßnahmen der Wirtschaftskammer.“

„Wichtig ist, dass wir kommunizieren, was der Tourismus für Wirtschaft und Gesellschaft leistet. Wir wollen die Bevölkerung wieder mit auf unseren Weg nehmen und wieder mehr positives Bewusstsein für den Tourismus als wichtige Säule der Wirtschaft in Tirol schaffen“, so Gerber. Wichtig sei vor allem, dass die Täler attraktiver gestaltet werden, um der Abwanderung und damit auch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Der alpin-urbane Lebensstil ist bei jungen Menschen derzeit ein großes Themen. Wichtig für die Aufrechthaltung der Gastronomie wäre aber, dass sie in den Tälern bleiben. Der Fachkräftemangel in der Gastronomie ist in Osttirol noch nicht so stark ausgeprägt wie im restlichen Tirol. Ich habe beobachtet, dass man hier beim Frühstück, an der Rezeption und auch an der Bar noch relativ viel einheimisches Personal findet“, so Gerber.

Franz Theurl: „Ein Vorteil in Osttirol im Vergleich zu Nordtirol ist, dass der Sommer ziemlich stark ist. Es muss uns aber gelingen, die Nebensaison zu beleben und die Saisonbetriebe auf Ganzjahresbetriebe umzustellen. Hier sind wir alle gefordert.“

Was die Arbeitnehmer in der Gastronomie betrifft, sprach Franz Theurl eine gewisse „Konkurrenz“ durch die Industrie an. „Viele Köche arbeiten z.B. in den Osttiroler Industriebetrieben, weil sie dort relativ attraktive Arbeitsplätze vorfinden. Die Täler sind allerdings stark durch den Tourismus abgesichert. Wir müssen positive Rahmenbedingungen schaffen und vor allem auch die Wertschöpfung steigern, damit die jungen Leute nicht noch mehr aus den Tälern abwandern“, so Theurl.

Mario Gerber hielt fest, dass sich in den letzten Jahren in Sachen Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Tourismus-Mitarbeiter schon sehr viel getan habe. „Arbeitszeiten – wie es sie zum Beispiel noch bei meiner Ausbildung vor ca. 20 Jahren gegeben hat – gehören schon lange der Vergangenheit an. Viele Personalhäuser wurden gebaut, und viele Betriebe bieten z.B. auch kostenlose Liftkarten und Ausrüstung an. Ich bezahle meinen Mitarbeitern beispielsweise auch ein Mittagsessen auf der Hütte, wenn sie Skifahren gehen“, nannte Mario Gerber Beispiele für „Goodies“, mit denen heute der Arbeitsplatz im Tourismus möglichst attraktiv gestaltet wird.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

 

09. Februar 2018 um