So bewältigt die Felbertauernstraße AG die pandemische Krise

Wir sprachen mit Vorstand Mag. Karl Poppeller über Frequenzen, betriebswirtschaftliche Aussichten und die Fortführung des geplanten Investitionsprogramms.

Wie war/ist die Felbertauernstraße AG von der Corona-Pandemie und dem Lock Down betroffen?

Die Felbertauernstraße war als Infrastrukturunternehmen immer geöffnet. Wir haben bereits zu Jahresbeginn Vorsorgemaßnahmen durch Vorratshaltung getroffen. Die Lagerbestände wurden aufgestockt, von Lebensmitteln über Hygieneartikel bis hin zum Streusalz. Im Personalbereich haben wir auf Dienstpläne mit „Rückfallsebenen“ umgestellt. Durch die Frequenzeinbrüche wurde Kurzarbeit für alle MitarbeiterInnen notwendig. Diese endet mit Ende Mai 2020.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise bisher auf die Frequenzen?

Mit dem Lock Down am 15. März und der Quarantäne für ganz Tirol ist der Individualverkehr gänzlich zum Erliegen gekommen. Das Verkehrsaufkommen sank auf nur mehr etwa 10% der normalen Frequenzen. Seit Ostern nimmt – analog zu den Lockerungen für Wirtschaftsbetriebe – der Verkehr wieder langsam zu.

Gibt es Förderungen/Hilfestellungen?

Die Felbertauernstraße AG ist ein gesundes Unternehmen und wird die Corona-Krise mit „zwei blauen Augen“ überstehen. Mangelnde Liquidität werden wir mit Fremdmitteln ausgleichen müssen. Derzeit prüfen wir natürlich alle Fördermöglichkeiten. Bereits fix sind derzeit nur die Förderung der Kurzarbeit und eine kleine Homeoffice-Prämie.

Welche Frequenzen erwarten Sie für den Sommer und für den Rest des Jahres?

Der weitere Verkehrsverlauf ist abhängig vom Beginn der Reisesaison und der Öffnung der Grenzen. Der Herbst wird vom Spannungsfeld „Rückkehr zur Normalität“ und „Angst vor einer möglichen 2. Welle“ geprägt sein.

Kann man schon abschätzen, wie sich die Situation auf das Gesamtergebnis 2020 auswirken wird?

Es gibt verschiedene Berechnungsszenarien. Derzeit gehen wir von Mindereinnahmen in Höhe von ca. 3 Millionen Euro aus. Diese Berechnung basiert jedoch auf einer zunehmenden Reiselust und offenen Grenzen zu unseren Nachbarländern.

Gibt es spezielle Werbemaßnahmen, um die Frequenzen zu steigern?

Die Sicherung der Frequenzen ist das Ziel jeder Marketingaktivität der Felbertauernstraße AG. Zeitlich und geografisch musste die Marketingplanung 2020 natürlich stark verändert werden.

Wie wirkt sich der frühe Schneefall im vergangenen Winter (Mitte November 2019) noch aus?

Baumbruch, Flurschäden, Zaunschäden, Lawinenabgänge, volle Auffangdämme und vieles mehr waren die Folgen der massiven Schneefälle zu Beginn des letzten Winters. Umfangreiche Aufräumarbeiten stehen bevor bzw. sind derzeit im Gange. Diese Arbeiten werden uns noch den ganzen Sommer über beschäftigen.

Kann das geplante Investitionsprogramm weiterlaufen? Wie geht es mit den aktuellen Baustellen an der Straße weiter?

Natürlich muss auch das Bau- und Erhaltungsprogramm überarbeitet werden. Mindereinnahmen in Höhe mehrerer Millionen Euro führen auch zur Reduktion bzw. zeitlichen Verlagerung von Bauvorhaben. Wir prüfen jeden Einzelfall, wobei Sicherheitsfaktoren und Wirtschaftlichkeit im Fokus stehen. Daher haben wir uns auch entschieden, das größte Bauvorhaben, die Raneburg-Galerie, wie geplant fertigzustellen.

 

Interview: Raimund Mühlburger, Foto: Martin Lugger

28. Mai 2020 um