Sanierungspreis 2014 für Kollreiderhof in Anras

Als „Feldversuch für Nachhaltigkeit und Ressourcenproduktivität“ bezeichnet der Unternehmensberater Dr. Martin Stuchtey seinen Kollreiderhof in Anras.

Vor rund fünf Jahren hat der Unternehmensberater Dr. Martin Stuchtey aus Pöcking in Oberbayern den Kollreiderhof in Anras entdeckt. „Gemeinsam mit meiner Frau Sonja war ich schon davor oft in Osttirol – zum Skitourengehen, zum Jagen und Fischen. Und wir haben uns in Osttirol verliebt. Als der Kollreiderhof zum Verkauf angeboten wurde, haben wir ihn erworben. Kollreid ist ein Traumplatz“, erzählt uns Martin Stuchtey. Vor rund drei Jahren hat die Familie angefangen, den zwar gut erhaltenen, aber modernisierungsbedürftigen Hof aus dem späten 16. Jahrhundert  zu sanieren. „Wir haben auch einen Viehbestand aufgebaut – Tiroler Steinschafe und Kleinvieh, demnächst werden Pferde dazukommen“, so Stuchtey.

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Im 20. Jahrhundert wurden verschiedene bauliche Veränderungen durchgeführt, Ausstattungen entfernt und die ursprünglichen farbig abgesetzten Gestaltungen an der Fassade mit einem unschönen Grobputz überdeckt. Nach der Sanierung präsentiert sich der Hof in seinem früheren mächtigen Erscheinungsbild.

Wichtig sei ihm, dass der Hof biologisch geführt werde. „Ich berate Konzerne und Regierungen in Sachen Nachhaltigkeit und Ressourcenproduktivität. Der Kollreiderhof ist für uns ein Feldversuch zu diesen Themen. Wir sind überzeugt davon, dass ein gutes Leben nicht erst auf Kosten der Lebensgrundlagen und der nächsten Generationen möglich ist.  In den letzten drei Jahren hat die Zahl der Vogel- und Pflanzenarten auf Kollreid zugenommen. Beim Umbau haben wir darauf geachtet, dass möglichst altes Material recycelt wird“, erklärt der Eigentümer. Zusammen mit einem Einheimischen bewirtschaftet er den Hof. „Mit meiner Frau und meinen sechs Kindern – sie sind zwischen 2 und 16 Jahren alt – verbringen wir sehr viel Zeit in Osttirol“, so der Pöckinger.

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„Grundsätzliche Haltung bei der Sanierung war die möglichste Erhaltung des Bestandes und eine Angemessenheit der angewandten Mittel“, so DI Dr. Martin Mutschlechner vom Innsbrucker Architekturbüro „Lanz + Mutschlechner“, das die Sanierung umgesetzt hat. Es sei vor allem Wert darauf gelegt worden, die vor Ort vorhandenen Ressourcen zu nutzen. „Fragestellungen für die Umplanung waren die Schaffung einer dichten Gebäudehülle, eine neue Heizungsanlage und die Anpassung an einen zeitgemäßen Wohnkomfort“, so der Architekt.

Den Sanierungspreis 2014 vergeben das Land Tirol und Energie Tirol in Kooperation mit der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten sowie der Landesinnung Bau. Der Kollreiderhof gewann heuer in der Kategorie bis zu drei Wohneinheiten. Die Jury lobte das Projekt als hervorragendes Beispiel für die Sanierung eines Gebäudes unter Denkmal- und Ensembleschutz. „Der Einsatz ökologischer Materialien an der Gebäudehülle sowie im Innenraum und der Einbau einer Hackschnitzelheizung fügen sich schlüssig in die ökologische Bewirtschaftung des Hofes“, heißt es in der Begründung der Jury.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Stuchtey, G.R.Wett

12. November 2014 um