Riesiger Lawinenbrecher in Prägraten eingeweiht

Das Schlüsselbauwerk der Timmelbach-Verbauung – ein 20 Meter hoher Mur- und Lawinenbrecher – wurde am Freitag, 28. November 2014, feierlich eingeweiht.

Feierstimmung am Freitagvormittag, 28. November 2014, in Prägraten am Großvenediger – das Hauptbauwerk der Timmelbach-Verbauung wurde seiner Bestimmung übergeben. Seit rund zwei Jahren arbeitet die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) an Bauten, die Prägraten vor der Timmelbach Lawine, der Fenster Mähder Lawine sowie Murgängen aus dem Einzugsgebiet des Timmelbaches schützen soll. Das Schlüsselbauwerk ist ein riesiger Mur- und Lawinenbrecher oberhalb des Ortsteiles St. Andrä, der im Rahmen dieser Feierstunde eingeweiht wurde.

Bgm. Anton Steiner: „Dieser Mur- und Lawinenbrecher ist der Höhepunkt der technischen Verbauung des Timmelbaches zum Schutz des Dorfes Prägraten - vor allem des Ortsteiles St. Andrä."

Bgm. Anton Steiner: „Dieser Mur- und Lawinenbrecher ist der Höhepunkt der technischen Verbauung des Timmelbaches zum Schutz des Dorfes Prägraten – vor allem des Ortsteiles St. Andrä.“

„Prägraten war immer wieder von Naturereignissen bedroht – von Lawinen, Hochwasser, Muren und Flutwellen. Am Sonntag, 21. Jänner 1951, drang die Timmelbach Lawine  bis ins Dorfzentrum vor. Die Antonius-Kapelle wurde zerstört und eine darin betende Frau durch die Lawine getötet“, blickte Bürgermeister Anton Steiner auf die tragischste bekannte Naturkatastrophe in Prägraten zurück. Im August 1966 verursachte der Timmelbach durch eine Mure enormen Sachschaden in Prägraten. „Der neue Mur- und Lawinenbrecher soll vor Lawinen und Muren schützen. Die Wildbach- und Lawinenverbauung mit Gebietsbauleiter DI Otto Unterweger und Projektleiter DI Hanspeter Pussnig hat ihr ganzes Know-how in diese wichtigen Sicherungsmaßnahmen für unser Dorf gesteckt“, betonte der Bürgermeister.

Strahlten vor dem gigantischen Bauwerk hoch über Prägraten um die Wette: BH-Stv. Dr. Karl Lamp, Projektleiter DI Hanspeter Pussnig, DI Otto Unterweger (Leiter WLV-Gebietsbauleitung Osttirol), Bgm. Anton Steiner, Pfarrer Damian Frysz (v.l.n.r.)

Strahlten vor dem gigantischen Bauwerk hoch über Prägraten um die Wette: BH-Stv. Dr. Karl Lamp, Projektleiter DI Hanspeter Pussnig, DI Otto Unterweger (Leiter WLV-Gebietsbauleitung Osttirol), Bgm. Anton Steiner, Pfarrer Damian Frysz (v.l.n.r.)

Als Produkt vieler Hände und Köpfe bezeichnete Otto Unterweger das Bauwerk. „Die Timmelbach-Verbauung kann nur funktionieren, wenn es auch diese vorgeschalteten Bauwerke gibt. Deswegen hat die Gemeinde anlässlich der Kollaudierung der Verbauung einen Antrag für diese Bauten gestellt. Mehr als 80 Gebäude befinden sich in der Gefahrenzone des Timmelbaches. Obwohl mit diesem Mur- und Lawinenbrecher ein großer Schritt getan ist, sind wir mit den Sicherungsmaßnahmen für diesen Lebensraum noch nicht am Ende“, erklärte Unterweger.

Durch den Brecher, die geplante Anbruchverbauung unterhalb des Venediger Höhenweges und die Auffangdämme wird vor allem der Ortsteil St. Andrä vor Lawinen- und Muren geschützt.

Durch den Brecher, die geplante Anbruchverbauung unterhalb des Venediger Höhenweges und die Auffangdämme wird vor allem der Ortsteil St. Andrä vor Lawinen und Muren geschützt.

Projektleiter Hanspeter Pussnig sprach von einem Vergnügen, dieses Bauwerk planen zu dürfen und von einem großen Wurf. „Der Brecher befindet sich direkt in der Sturzbahn der Timmelbach Lawine. Weitere Bauwerke sind die Anbruchverbauung über ca. vier Hektar unterhalb der Wunwand und zwei Auffangdämme knapp unterhalb des Brechers auf ca. 1. 430 Metern Seehöhe“, erklärte Pussnig. Der Brecher hätte bei Lawinenereignissen die Funktion, den Fließanteil, der mit ca. 100 km/h auf den Brecher trifft, zu zerstäuben. „Der verbleibende Teil der Lawine fließt gebremst in Richtung Auffangdämme, die rund 70.000 Kubikmeter ablagern können“, so Pussnig. Bei Muren hätte der Brecher die Funktion, Murschübe zu kappen und Grobkomponenten – wie Holz und Steine – hintanzuhalten.

Projektleiter DI Hanspeter Pussnig: „Das Bauwerk hat ein Gewicht von ca. 10.000 Tonnen. Damit ist es etwa gleich schwer wie der Eiffelturm, der ist aber über 300 Meter hoch."

Projektleiter DI Hanspeter Pussnig: „Das Bauwerk hat ein Gewicht von ca. 10.000 Tonnen. Damit ist es etwa gleich schwer wie der Eiffelturm. Der ist aber über 300 Meter hoch.“

Der Mur- und Lawinenbrecher ragt ca. 20 Meter aus dem Boden, ungefähr 70 Meter beträgt die Flügelausdehnung. Rund 4.300 m³ Beton und ca. 440 Tonnen Stahl wurden verbaut. Gekostet hat das Bauwerk rund 3 Mio. Euro. „Die öffentliche Hand zeigte sich bei der Finanzierung ziemlich großzügig. Der Bund finanzierte aus dem Katastrophenfonds 64%, das Land Tirol steuerte mit 22% auch etwas mehr bei als normalerweise“, so WLV-Gebietsbauleiter Otto Unterweger. Mit der Fertigstellung des Mur- und Lawinenbrechers ist der erste große Meilenstein an Sicherungsbauten im Bereich des Timmelbaches gesetzt. „Der nächste Meilenstein wird die Anbruchverbauung unterhalb der Wunwand sein. Wir sind auch sehr froh darüber, dass es während der vergangenen drei Baujahre keinen einzigen Unfall gegeben hat“, sagte Bgm. Anton Steiner, bevor Pfarrer Damian Frysz den Mur- und Lawinenbrecher segnete.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

 

 

28. November 2014 um