Ofenbau: Traditionelle Handwerkskunst mit viel Zukunft

Den Kachelofen bezeichnen Josef und Klaus Steinringer als „Seele jeder Wohnung”. Die beiden Hafnermeister erzählten uns, wie sie ihre Strahlungsöfen ständig weiterentwickeln.

Jeder Mensch braucht das sichere Gefühl, sich gegen Kälte schützen zu können. „Das unbändige Flackern des Feuers spielt für den Menschen schon seit Jahrtausenden eine lebenswichtige Rolle, das Knistern verleiht das Gefühl von Wärme und Geborgenheit“, sagt Klaus Steinringer, Geschäftsführer des Lienzer Unternehmens Ofenbau Steinringer GmbH. Sein Vater Josef – nach wie vor der gute Geist des Handwerksbetriebes – hat vor 40 Jahren in Heinfels/Tessenberg als Fliesenleger- und Hafnermeister den Grundstein für die Firma gelegt. In der Andreas-Hofer-Straße in Lienz befindet sich heute der Schauraum, in Leisach/Grieß werden seit 2006 die Kachelöfen, Herde und Kamine vorgefertigt.

 

 

„Jeder Kachelofen wird von uns individuell geplant. Uns ist wichtig, dass wir die dafür vorgesehenen Räumlichkeiten vorher besichtigen und erst dann zu planen beginnen. Ein Projekt sehe ich dann als gelungen an, wenn der Ofen in seiner räumlichen Umgebung so stimmig wirkt, als ob er immer schon dafür vorgesehen gewesen wäre“, betont Klaus Steinringer. Durch die Vorfertigung in Leisach wird die Belastung mit Schmutz, Staub und Lärm für den Kunden vor Ort möglichst gering gehalten. Mit CAD-Planung und Visualisierungen für den Kunden verbinden die begeisterten Ofenbauer traditionelles Know-how und jahrzehntelange Erfahrung mit modernster Technik.

 

 

Die findigen Osttiroler Hafnermeister haben vor einigen Jahren begonnen, die Marke dolomit-Kleinkachelöfen am Markt zu etablieren. „Wir bieten derzeit sechs Modelle, auch mit Herdplatte und Backrohr, an. Unsere Kleinkachelöfen sind reine Speicher- und Strahlungsöfen. Sie weisen alle positiven Eigenschaften eines Kachelofens auf, werden betriebsbereit geliefert und sind vor allem auch transportabel. Sie können also für verschiedene Räume des Hauses oder der Wohnung verwendet werden“, informiert Klaus. Der Wärmebedarf in modernen Häusern sinkt aufgrund moderner Bauweisen, vor 15 Jahren war er noch doppelt so hoch wie heute. „Infolge geänderter Dämmwerte der Gebäude und Lebensweise der Menschen werden Strahlungs- und Speicherheizungen immer wichtiger“, meint er.

 

 

Für die Weiterentwicklung der Kachelofen-Technik ist das Osttiroler Ofenbau-Unternehmen weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. „Wir exportieren praktisch in alle europäischen Länder. Kachelöfen haben wir auch schon nach Irland oder in die USA geliefert. Unser Kunde in Seattle – ein gebürtiger Osttiroler – hat bei der Bestellung gemeint, dass er sich mit dem Kachelofen ein Stück Heimat nach Amerika holen möchte. Derzeit ist einer unserer Öfen nach Japan unterwegs”, erzählt Josef Steinringer nicht ohne Stolz. Seit er vor zehn Jahren in der Nähe von Tokio zusammen mit Sohn Peter, der in Tessenberg in seinem eigenen Unternehmen auf Ofenkeramik setzt, ein Lesachtaler Brotbackhaus gebaut hat, verfügt er über beste Kontakte in das Land der aufgehenden Sonne.

 

 

„Der heimische Rohstoff Holz gibt uns die Sicherheit, von Strom und Gas unabhängig zu sein. Wir leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag für die heimische Waldwirtschaft, sondern auch für die  Zielsetzung des Landes Tirol, im Jahr 2050 energieautonom zu sein“, so Josef Steinringer, der für seine Verdienste um das Hafnerhandwerk – speziell für die Modernisierung und Neuausrichtung der  Lehrlingsausbildung – vor einigen Jahren mit dem Titel Kommerzialrat ausgezeichnet wurde. „Alle unsere Kachelöfen werden handwerklich hergestellt und sind Unikate. Wir sehen uns als Spezialisten für Speicheröfen mit moderner Abbrandautomatik. Die Öfen sind raumluftunabhängig und zeichnen sich durch langsame, gleichmäßige Abgabe der Strahlungswärme aus“, erklärt Klaus.

 

 

Nicht zu vergessen ist auch die jüngste Innovation des Unternehmens: Gemeinsam mit der Mechatronik-HTL in Lienz haben Josef und Klaus Steinringer einen Solar-Speicherofen entwickelt. Mit diesem können Kunden ihren mittels Photovoltaik-Anlagen erzeugten Strom bestmöglich zur Wärmeerzeugung nützen. „Die Kachelöfen werden dazu mit Heizplatten bestückt. Die so erzielte Speicherkapazität beläuft sich auf beachtliche 18 Kilowattstunden. Das Material für die Platten stammt übrigens aus der Flugzeugindustrie“, so der Seniorchef. Ein Kachelofen sei typisch für den Alpenraum, ist es dem Hafnermeister zum Abschluss wichtig, festzuhalten. „Ursprünglich waren Kachelöfen dem Adel vorbehalten. Einen der ersten Kachelöfen – übrigens ein besonders prachtvolles Modell – kann man in Schloss Tirol bei Meran besichtigen.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger (6), Steinringer (1)

02. November 2018 um