Nußdorf-Debant: Viele Vorhaben im Jubiläumsjahr
2020 ist für Nußdorf-Debant ein besonderes Jahr, schließlich will man die Markterhebung vor 25 Jahren gebührend feiern. Außerdem stehen wichtige kommunale Vorhaben zur Realisierung an.
Wenngleich sich aus dem Status „Marktgemeinde“ heutzutage keine direkten finanziellen Vorteile mehr ergeben, so hat dieser, wie Bürgermeister Ing. Andreas Pfurner im Osttirol heute-Interview betont, doch einen hohen symbolischen Wert. Er berichtet über die geplanten Feierlichkeiten, informiert über die wichtigsten kommunalen Vorhaben im laufenden Jahr und betont die Bedeutung der vielen Unternehmen für den Wirtschaftsstandort Nußdorf-Debant.
Herr Bürgermeister, 1995 wurde Nußdorf-Debant zur Marktgemeinde erhoben. Wie würden Sie die Aufwärtsentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten zusammenfassen?
Wenn man in den Blick zurück auch die Zeit nach dem II. Weltkrieg einschließt, dann hat Nußdorf-Debant mit Abstand die markanteste Entwicklung im gesamten Bezirk erfahren. Aus einer kleinen, vor allem landwirtschaftlich geprägten Ortschaft mit knapp 600 Einwohnern ist eine der wichtigsten Gewerbe- und Handelsgemeinden Osttirols geworden. Als einige „Meilensteine“ möchte ich die Regulierung der Agrargemeinschaften als wichtige Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wohnbau, die Errichtung der Schulen und natürlich die Gründung bzw. Niederlassung zahlreicher, bis heute erfolgreicher Betriebe nennen. Ich selbst bin seit 15 Jahren Bürgermeister, und auch in meiner Amtszeit hat sich vieles verändert und weiterentwickelt. Ich denke hier etwa nur an das Gemeindezentrum, an das neue FF-Haus, an wichtige Infrastrukturen in der Wildbachverbauung, an den Fernwärmeanschluss, an den Breitbandausbau, an das neue Wohn- und Pflegeheim und an die Neuansiedelung bzw. an die Erweiterung vieler Unternehmen.
Der größte Betrieb in Nußdorf-Debant ist der Interspar-Markt, der aktuell großzügig umgebaut bzw. attraktiviert wird. Wie wichtig ist der Mix aus klein- und mittelständischen Unternehmen für Nußdorf-Debant?
Ich denke, dass in der breiten Vielfalt an Betrieben unterschiedlicher Branchen, im starken Unternehmergeist und im Fleiß der hier Beschäftigten ein Erfolgsgeheimnis unseres Wirtschaftsstandortes liegt. Aktuell zählen wir 120 Unternehmen, die den Sitz in unserer Gemeinde haben. Die Bandbreite reicht von traditionsreichen Firmen bis hin zu Neugründungen der letzten Jahre und vom Einmann-Betrieb bis hin zum Unternehmen mit 60 und mehr MitarbeiterInnen. Derzeit laufen intensive Verhandlungen mit einigen Interessenten für eine Betriebsneuansiedelung mit insgesamt 50 bis 100 neuen Arbeitsplätzen. Konkretes möchte ich dazu aber noch nicht verraten. Der angesprochene Interspar-Markt stellt das größte Einkaufszentrum im gesamten Bezirk dar und ist mit mehr als 110 MitarbeiterInnen auch der größte Arbeitgeber in unserer Gemeinde. Seit dem Vorjahr leistet die Spar-Gruppe mit dem laufenden Umbau und einem Volumen von 25 Millionen Euro ein noch nie da gewesenes Investment. Die Neueröffnung ist für den 6.10.2020 geplant. Es soll ein Riesenevent mit rund 1.500 Gästen aus ganz Europa werden, schließlich will man in Debant auch zeitgleich das Jubiläum „50 Jahre Interspar International“ feiern. Dies freut uns natürlich sehr!
Die Kommunalsteuer, die die Firmen an die Gemeinde leisten, ist eine wichtige kommunale Einnahmequelle. Wie stellt sich die aktuelle Finanzlage Ihrer Gemeinde dar?
Grundsätzlich geht es uns besser als vielen anderen Gemeinden, wenngleich natürlich auch bei uns die Belastungen des Budgets aufgrund neuer Aufgabenstellungen enorm angestiegen sind. Es gab in den letzten Jahren immer wieder Diskussionen darüber, dass das Verhältnis laufender Einnahmen zu Transferzahlungen lange Zeit zu Ungunsten der Kommunen und zum Vorteil des Landes „ausgefallen“ ist. Hier zeichnet sich nun eine gewisse Trendumkehr ab. Beginnend mit 2020 werden die Finanzzuweisungen von Seiten des Landes speziell im sozialen Sektor nicht nur bei uns, sondern auch in vielen anderen Gemeinden zu einer budgetären Entlastung beitragen. Hilfreich war bzw. ist auch die Rückerstattung in Sachen Pflegeregress mit Bundeszuschuss, sodass wir strukturell bis 2024 pro Jahr mit rund 300.000 Euro mehr rechnen können. Damit können wir viele Ausgaben im Sozial- und Gesundheitsbereich abfedern, was uns natürlich in der Folge in der Bewältigung infrastruktureller Vorhaben hilft.
Was sind die wichtigsten kommunalen Projekte, die heuer in Ihrer Gemeinde auf dem Plan stehen?
Prinzipiell geht es um zwei Vorhaben: um den Um- und Ausbau des Mehrzweckhauses in Nußdorf und um die Dacherneuerung beim Sportzentrum bzw. der Tennishalle. Daneben müssen wir, wie jedes Jahr, auch die notwendige Sanierung von Straßen und Kanälen fortsetzen. Hinzu kommen kleinere Projekte wie neue Straßenbeleuchtungsanlagen sowie Arbeiten, die noch aus den Folgen des Starkniederschlagereignisses vom November 2019 resultieren. Das Investitionsvolumen beim Mehrzweckhaus in Nußdorf beläuft sich auf rund 1 Million Euro. Aufbauend auf den Plänen des Architektenbüros Machné & Glanzl ist der Baubeginn für den Mai 2020 angesetzt bzw. das Bauende für September 2020 vorgesehen. Im Prinzip geht es einerseits um eine Entflechtung der Bereiche Schule, Kindergarten und Veranstaltungszentrum und andererseits um verschiedene, notwendige Modernisierungsmaßnahmen. Die Volksschule, die im Bestand aus den 80er-Jahren stammt, erhält einen eigenen Eingang und wird komplett barrierefrei. Der Turnsaal soll erweitert und die Sanitärräume neu adaptiert werden. Im Rahmen des Projektes möchten wir auch den Vorplatz neu gestalten, inklusive eines barrierefreien Zuganges auf Straßenniveau. Die Arbeiten an der Tennishalle haben wir bereits 2019 gestartet, heuer steht die komplette Erneuerung des Daches auf dem Programm. Für die nächsten Jahre planen wir, den gesamten Komplex weiter auf den neuesten energetischen Standard zu bringen.
Wie zeigt sich die Lage am Wohnungsmarkt?
Wir verzeichnen durchgehend zwischen 30 und 50 Wohnungswerber und sind gerade dabei, neue Projekte des sozialen Wohnbaues zu prüfen bzw. unserem Zeitplan für die Zeit von 2021 bis 2036 den Feinschliff zu verpassen. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist auf jeden Fall gegeben, und dem wollen wir auch entsprechen. In Sachen Einzelhaus-Bebauung fehlt es vor allem an geeigneten Grundstücken.
Stichwort Ausbau des SOS-Kinderdorfes: Wie ist hier der Stand der Dinge?
Bis Juni/Juli 2020 sollen die beiden Wohnbauten mit Holzfassade zu je etwa 420 Quadratmeter fertig sein. Eine Wohngruppe für neun Kinder wird auf dem noch freien Gelände des SOS-Kinderdorfes angesiedelt, eine zweite gegenüber der derzeitigen SOS-Jugendwohngemeinschaft am Zietenweg. Außerdem steht auch die Barrierefreiheit der Einrichtung im Fokus der Baumaßnahmen.
Wie verläuft die Bevölkerungsentwicklung? Zuletzt hat der Trend wieder nach oben gezeigt?
Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten Jahren nicht mehr so rasant entwickelt wie in den Jahrzehnten zuvor. Einige Zeit lang haben die Zahlen auch stagniert, im Zuge der Errichtung des Wohn- und Pflegeheimes konnten wir aber über 100 neue Personen mit Wohnsitz in unserer Gemeinde hinzugewinnen. Derzeit zählen wir 3.370 Einwohner.
Abschließend noch eine Frage zum Jubiläumsjahr 2020: Was ist konkret geplant?
Ich persönlich kann mich noch gut an das Jahr 1995 erinnern. Es gab ein Fest über vier Tage, und unsere Gemeinde hat sich in all ihren Facetten bestens präsentiert. Außerdem ist unser Fußballverein, bei dem ich mitgespielt habe, im gleichen Jahr erstmalig in die Kärntner Liga aufgestiegen. Den Marktstatus hat Nußdorf-Debant aufgrund der vielen zentralörtlichen Funktionen erhalten. Wir sind also nicht umsonst eine Marktgemeinde – und das wollen wir auch gebührend feiern.
Aus Anlass des 25-Jahr-Jubiläums werden wir drei unserer Ortseinfahrten optisch neu gestalten. Im Vorfeld gab es dazu einen Ideenwettbewerb, den der heimische Holzbildhauer Klaus Köck für sich entscheiden konnte. Er hat drei Skulpturen gefertigt, deren wesentliches Motiv die Darstellung eines norischen Mädchens aus Aguntum ist, das ja auch unser Gemeindewappen ziert. Die Fertigstellung bzw. Montage ist für April/Mai 2020 geplant. Die Fototafeln, die vergangenes Jahr bereits im Zuge der TAP-Schau zu sehen waren, möchten wir im Rahmen des Hauptfestes wieder aufstellen. Außerdem wird auch eine eigene Festschrift erstellt.
Die Organisation des gesamten Jubiläumsprogrammes hat ein Komitee mit Untergruppen unter meiner Leitung übernommen. Das Grobgerüst steht, an den Details feilen wir noch. Alle Vereine sind eingebunden. Die Hauptfeierlichkeit soll Anfang Juli 2020 über die Bühne gehen und wird u.a. eine Festmesse, einen großen Umzug unter Beteiligung unserer Partnergemeinden, diverse Festkonzerte oder etwa auch ein Länderspiel des österreichischen Bürgermeister-Nationalteams gegen Südtirol umfassen. Ein weiteres Highlight wird der Auftritt der „Edlseer“ werden. Natürlich kommt auch die Kulinarik nicht zu kurz – man darf also gespannt sein!
Interview: Josef Hilgartner, Fotos: Martin Lugger, Osttirol Journal