Neues Mehrzweckgebäude für die praxis- und kompetenzorientierte Ausbildung

Auf dem weitläufigen Gelände der Landwirtschaftliche Lehranstalt Lienz (LLA) ist seit Sommer 2019 ein modernes Mehrzweckgebäude entstanden.

Vor mittlerweile 99 Jahren, im Herbst/Winter 1921, wurde im Lienzer Stadtteil Peggetz der Grundstein für die Landwirtschaftliche Lehranstalt Lienz gelegt. Seitdem hat sich die Einrichtung des Landes Tirol zu einem renommierten Bildungszentrum entwickelt, das mit seinem vielseitigen Angebot aus der Schullandschaft des Bezirkes Lienz nicht mehr wegzudenken ist.

 

Blick auf das neue Mehrzweckgebäude, das optimale Voraussetzungen für die praktische Ausbildung der aktuell 242 SchülerInnen bietet. In die räumlich und technisch zeitgemäße Umsetzung wurden rund 2,5 Mio. Euro investiert.

 

In der modernen Ausbildungsstätte für den ländlichen Raum können sich Interessierte zwischen verschiedenen Schultypen – der Fachschule für Landwirtschaft, der Fachschule für Betriebs- und Haushaltsmanagement und der berufsbegleitenden Fachschule für Erwachsene – entscheiden. Die dreijährige, breit gefächerte Ausbildung gipfelt in einem Facharbeiter-Abschluss mit Lehrzeitanrechnung für verschiedene Berufe und sichert beste Voraussetzungen für nachfolgende Matura-Aufbaulehrgänge. Immer wieder werden an der LLA Lienz zudem auch „Meisterkurse“ abgehalten.

 

Dir. Ing. Mag. Markus Einhauer: „Die Gründung der Landwirtschaftlichen Lehranstalt vor 99 Jahren war der Startschuss für die Bemühungen, ein Bildungszentrum für den ländlichen Raum zu installieren – mit dem Ziel, Generationen von jungen Menschen aus Osttirol und dem angrenzenden Oberkärntner Raum das wesentliche Rüstzeug für ihre spätere berufliche Tätigkeit im umfangreichen Themenfeld Landwirtschaft zu vermitteln.“

 

Seit 2017 fungiert Ing. Mag. Markus Einhauer als Direktor der LLA, an der aktuell rund 40 Lehrkräfte und ca. 20 Bedienstete (Internat, Küche, Landwirtschaftlicher Betrieb, Verwaltung) beschäftigt sind. „In den vergangenen drei Jahren haben wir uns intensiv mit der Konzeption eines neuen Lehrplans auseinandergesetzt. Dieser ist mit Beginn des Schuljahres in allen drei Schulstufen 2020/2021 in Kraft getreten. Er bildet die Basis dafür, dass der praxis- und kompetenzorientierten Ausbildung an unserer Schule noch mehr Bedeutung als bisher zukommt“, informiert er und verweist darauf, dass das nun realisierte Bauprojekt eine wichtige Grundlage dafür darstelle. „Im Vorfeld der Errichtung des neuen Mehrzweckgebäudes haben wir hausintern ein Raumnutzungsprogramm ausgearbeitet, das in einen Ideenwettbewerb mündete. An diesem nahmen drei Architektur- bzw. Planungsbüros teil. Letztendlich konnte sich das Osttiroler Unternehmen modul2 mit seinem Konzept durchsetzen.“

 

Praktische Erfahrungen in der Milchverarbeitung können die LLA-SchülerInnen im Erdgeschoss des neuen Mehrzweckgebäudes sammeln.

 

Der Vorgängerbau – ein Stallgebäude aus den 60er-Jahren – wurde großteils abgetragen. Die Abrissarbeiten starteten im Sommer 2019. Schritt für Schritt konnte in der Folge der verbleibende östliche Teil generalsaniert bzw. der Neubau errichtet werden. Besonderer Wert wurde auf die Verwendung nachhaltiger Baustoffe gelegt. In den Praxisräumen finden sich beispielsweise neben Sichtholzdachflächen mit Holzweichfaserdämmung auch massive, geölte Stabparkettböden und Bereiche, die mit Lehmkasein gestaltet wurden.

 

Spezielle Dachdeckung durch BIPV-Photovoltaikmodule

 

„Bei der Herstellung dieses Bodenbelags werden spezielle Lehmmischungen mit Kasein (Milcheiweiß) vergütet und mit Öl/Wachs oberflächenbehandelt“, erklärt Markus Einhauer, der die Gesamtkosten des neuen Gebäudes auf 2,46 Millionen Euro beziffert. Zusätzliche 200.000 Euro wurden für die Installation einer Photovoltaikanlage veranschlagt, die beim MZ-Neubau in Form einer speziellen Dachdeckung durch BIPV-Photovoltaikmodule (ausgeführt durch sun e solution) umgesetzt wurde und die durch Vorteile wie ein geringeres Gewicht, Langlebigkeit und die Möglichkeit der flächenbündigen Montage überzeugt.

 

Praxisräume für Werkstatt und Elektrotechnik

 

„Diese PV-Anlage ist die mittlerweile zweite von vier Anlagen auf dem Gelände der LLA. Bis Jahresende sollen alle PV-Module montiert werden, sodass wir im Endausbau auf eine Leistung von 160 Kilowatt Peak kommen sollten. Übers Jahr gesehen werden wir damit einen wesentlichen Teil unseres gesamten Strombedarfs decken können“, streicht der LLA-Direktor die Nachhaltigkeit der Investition heraus und ergänzt, dass „die Wärme-Warmwasserversorgung über eine bereits 1996 installierte 600 Kw-Hackschnitzelheizungsanlage, übrigens die erste in dieser Größenordnung in ganz Osttirol, erfolgt.“

 

 

Aufenthalts- und Schulungsräume mit moderner Ausstattung

 

Die Baumaßnahmen im Rahmen des neuen Mehrzweckgebäudes konnten Mitte November 2020 abgeschlossen werden. „Wir freuen uns, den SchülerInnen und LehrerInnen hier künftig ein optimales Lern- und Lehrumfeld bieten zu können. Im Erdgeschoss befinden sich die Praxis- und Lehrwerkstätten für die Milchverarbeitung, für Gärtnerei und Floristik sowie für Forstwirtschaft und Elektrotechnik. Diese sind ebenso durchgängig barrierefrei gestaltet wie die behindertengerecht ausgeführten Sanitäranlagen. Im Obergeschoss bildet das Herzstück ein knapp 100 m² großer, lichtdurchfluteter Seminar- und Übungsraum für Gesundheit & Soziales mit Pflegebetten und Nasszelle. Neben einem großen EDV-Raum ist im Oberschoss auch ein Pausen- und Aufenthaltsbereich mit kleiner Kaffeetheke untergebracht“, so Markus Einhauer abschließend.

 

Seminar- und Übungsraum für Gesundheit & Soziales mit Pflegebetten und Nasszelle

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Brunner Images, Osttirol heute, sun e solution

21. November 2020 um