Nationalpark Hohe Tauern: Lebhafte Diskussion bei Wolfs-Tagung in Mallnitz

Vor dem Tagungsgebäude versammelten sich Bäuerinnen und Bauern, um gegen die Rückkehr des Wolfs und Herdenschutzmaßnahmen zu demonstrieren.

Rund 100 Interessierte haben die Tagung des Nationalparks Hohe Tauern Kärnten „Der Wolf in Kärnten – Konflikte und Lösungsansätze“ am Freitag, 24. Juni, in Mallnitz besucht. Ziel war es, eine Austauschplattform zwischen Wolfs- und Herdenschutzexpert*innen, Landwirt*innen und Jäger*innen zu schaffen. Die Tagung fand in Kooperation mit der Kärntner Jägerschaft und dem Land Kärnten statt. Äußerst lebhaft war die Diskussion nach den Referaten mit den Experten*innen aus der Schweiz, Tirol und Wien. Vor dem Tagungsgebäude versammelten sich Landwirt*innen, um gegen die Rückkehr des Wolfs und gegen Herdenschutzmaßnahmen zu demonstrieren.

Josef Brunner vom Kärntner Almwirtschaftsverein betonte, dass die Almen unverzichtbare Grundlage für landwirtschaftliche Betriebe sind. Die Kärntner Almen machen 16 % der gesamten Landesfläche aus. Insgesamt werden rund 62.000 Tiere alljährlich im Sommer auf die Almen getrieben. „Soll die Almwirtschaft ausgerottet werden, damit der Wolf einen Lebensraum hat?”, fragte Brunner.

Georg Rauer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigte eindrücklich, dass aufgrund der Wolfsdynamik in den Nachbarländern mit einer stärkeren Einwanderung von Wölfen nach Österreich und Kärnten zu rechnen ist. „Die Anzahl der Wölfe, die nach Österreich kommen, wird stark zunehmen, und Rudelbildungen sind wahrscheinlich. Einzelentnahmen durch Bejagung halten diese Entwicklung meiner Meinung nach nicht auf“, so Rauer.

Roman Kirnbauer, Wolfsbeauftragter des Landes Kärnten, klärte anhand von sehr eindrücklichen Bildmaterialien auf, woran ein tatsächlicher Wolfsriss zu erkennen ist. „Signifikant für einen Wolfsriss sind der Kehl- oder Drosselbiss und starke Hämatome am Kadaver. Heuer wurden bereits 117 Wolfsrisse an Schafen in Kärnten nachgewiesen, welche überwiegend im Mölltal, Drautal und Gailtal stattfanden. Dies stellt eine deutliche Erhöhung zu den Vorjahren dar“, berichtete Kirnbauer.

Renate Scherling von der Abteilung Landwirtschaft des Landes Kärnten stellte die Wolfsverordnung vor, mit der eine rechtliche Ausnahme vom Schutzstatus des Wolfes geschaffen wurde. Diese Ausnahme basiert auf Grundlage der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, die im Kärntner Jagdgesetzt umgesetzt ist. Scherling wies auf den Wildschadenfonds mit einem Volumen von 300.000 Euro hin.

Hochinteressant waren die Ausführungen des Schweizers Daniel Mettler vom Landwirtschaftliches Beratungsinstitut AGRIDEA, der auf 18 Jahre Erfahrung im Umgang mit dem Wolf zurückblickt, weil in der Schweiz die Einwanderung der Wölfe früher begonnen hat. „Die ständige Behirtung mit Herdenschutzhunden rentiert sich erst ab einer Größe von 300 Schafen. Wolfsrisse werden durch diese Maßnahmen deutlich reduziert, jedoch sind darüber hinaus Abschüsse von problematischen Wölfen im Zuge des Wolfsmanagements notwendig“, so Mettler.

 

Text: Redaktion, Foto: Thomas Suntinger

27. Juni 2022 um