„Namaste!“ – Himalaya-Atmosphäre in den Tauern hoch über Matrei in Osttirol

Gemeinsam mit seiner Frau Pasang Ihamu Sherpa bewirtschaftet Ang Kami Lama Sherpa in der Sommersaison 2018 die Sudetendeutsche Hütte auf 2.650 Metern Seehöhe.

Freudestrahlend und mit einem breiten Lächeln empfängt uns der neue Wirt auf der Sudetendeutschen Hütte in der Granatspitzgruppe hoch über dem Tauerntal. Geboren und aufgewachsen ist Ang Kami im Himalayagebiet Nepals. „Ang Kami ist mein Vorname, Lama Sherpa der Nachname. Der Zusatz Sherpa bedeutet, dass wir dem Volk der Sherpa entstammen“, erklärt uns der 33-Jährige. „Sagt einfach Kami zu mir!“, meint er lachend, bevor er  beginnt, uns seine Geschichte zu erzählen. Deurali, so lautet der Name von Kamis Heimatdorf, das auf 2.705 Metern Seehöhe im Osten Nepals liegt. Bereits mit vier Jahren trat er dort in die örtliche Volksschule ein, um lesen und schreiben zu lernen. Später legte er täglich einen dreistündigen Fußweg zurück, um eine weiterführende Schule besuchen zu können. „Als ich 16 Jahre alt war, zwangen mich finanzielle Schwierigkeiten in der Familie, meine Ausbildung abzubrechen. Ich musste meinen Beitrag zum Familieneinkommen leisten und fing an, als Sherpa zu arbeiten.“

 

Die Arbeit in der Küche erledigt hauptsächlich Ihamu, Kami hilft aber  auch gerne mit – vor allem beim Kochen von nepalesischen Spezialitäten.

 

Jahrelang war der junge Nepalese damit beschäftigt, das Gepäck der Himalaya-Touristen in große Höhen zu tragen. Das Bestreben, sich weiterzuentwickeln, führte dazu, dass er nebenher einen Kurs zum Bergwanderführer absolvierte. 22-jährig konnte er diesen 2007 mit Auszeichnung abschließen. „In der Folgezeit habe ich mit Alpinisten aus aller Herren Länder mehrere 6.000er-Gipfel im Himalaya sowie viele hohe Berge auf anderen Kontinenten bezwungen“, erinnert er sich zurück. Bei einer Himalaya-Tour lernte Kami vor zehn Jahren einen Bergsteiger aus dem Tiroler Außerfern kennen. Der Kontakt führte ihn erstmals nach Österreich, wo er gemeinsam mit seiner Frau Ihamu begann, auf Schutz- und Skihütten zu arbeiten. „Wir haben alle Bereiche der Hüttenbewirtschaftung durchlaufen, von der Küche, über den Gästeservice bis hin zur Bedienung der Technik.“

 

 

Bald reifte in den beiden der Wunsch, selbst eine Hütte zu führen. „Mit dem Pachtvertrag, den wir 2018 mit der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereines für die Sudetendeutsche Hütte abschließen konnten, ist dieser in Erfüllung gegangen.“ Die Hütte liege ungefähr auf der gleichen Seehöhe wie sein Heimatdorf, meint der sympathische Nepalese und betont, dass die Osttiroler Berge ihn, der am „Dach der Welt“ aufgewachsen ist, begeistern. Seine Frau und er schätzen besonders auch die Ruhe und den Frieden am Berg. Den Gästen der Sudetendeutschen Hütte begegnen die beiden mit großer Freundlichkeit, Gastfreundschaft ist ihnen sehr wichtig. „Jedem Menschen mit Respekt gegenüberzutreten, ist für uns Buddhisten eine Selbstverständlichkeit“, gibt Kami Einblick in die Philosophie der Weltreligion aus Asien.

 

 

Den Besuch von Wanderern und Bergsteigern auf der Sudetendeutschen Hütte wollen die Wirtsleute mit der Möglichkeit bereichern, nepalesisches Essen kennenlernen zu können. Neben der typischen Tiroler Hüttenkost und österreichischen Süßspeisen – wie Kaiserschmarrn oder Apfelstrudel – finden sich so auf der Speisekarte auch Gerichte wie „Sherpa Momo“ oder „Everest Momo“. Die hausgemachten, gedämpften Teigtaschen, die auf den ersten Blick an Osttiroler Schlipfkrapfen erinnern, sind mit einer Fleisch- oder Spinatmischung gefüllt. „Es handelt sich hier um ein sehr gesundes Gericht aus unserer Heimat“, informiert Ihamu, die in der Küche auf Brot, Fleisch und Lebensmittel von heimischen Betrieben, insbesondere aus Matrei, setzt.

 

 

Zum Abschluss unseres Gespräches erzählt Kami noch davon, dass sich für den heurigen Sommer Bergsteiger auf der Sudetendeutschen Hütte angekündigt hätten, die schon im Himalaya- Gebiet unterwegs waren. „Es scheint sich also schon herumgesprochen zu haben, dass man hier bei uns die nepalesische Gastfreundschaft genießen kann. Wir freuen uns auf jede positive Begegnung und darauf, viele Erfahrungen hier in der Osttiroler Bergwelt sammeln zu dürfen!“

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol Journal

17. Juli 2018 um