Lienz/Matrei/Sillian: Lockdown trifft Handel mitten im Weihnachtsgeschäft hart

Die Osttiroler Geschäftsleute appellieren, den regionalen Online-Handel und Lieferservices zu nutzen bzw. mit den Weihnachtseinkäufen bis zur Wiedereröffnung zu warten.

Wie die Bundesregierung am vergangenen Samstag verkündete, müssen auch sämtliche Geschäfte (außer Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs) von Dienstag, 17. November, bis Sonntag, 6. Dezember, ihre Pforten schließen. Wir sprachen mit Robert Geiger, Obmann der Kaufleute-Gemeinschaft City Ring Lienz, Johann Niederegger, Obmann von MatreiMarkt, sowie Manfred Mair, Obmann von WimO (Wirtschaft im Oberland), über die derzeitige schwierige Situation.

Robert Geiger, Obmann City Ring Lienz:

Der Lockdown trifft den Handel mitten im Weihnachtsgeschäft und damit besonders hart. Der Dezember ist bekanntlich für viele Geschäfte der umsatzstärkste Monat im Jahr. Wenn wir jetzt auch Vergütungen für den Umsatzausfall erhalten, hilft uns das nur zu einem gewissen Teil. Es geht nämlich nicht nur um die Fixkosten. Die Modegeschäfte haben z.B. ihre Ware für das Weihnachtsgeschäft bereits bei den Messen im Frühjahr eingekauft. Die Umsatzeinbußen durch die Schließung bis 6. Dezember können nicht mehr aufgeholt werden, auch wenn es dann zu einem „Run“ auf die Geschäfte bis Weihnachten kommen sollte.

Anders als bei der Schließung im Frühjahr glaube ich schon, dass unsere Kundinnen und Kunden ab dem Zeitpunkt der Öffnung wieder konsumieren und ihre Weihnachtsgeschenke besorgen werden. Ich darf unsere KundInnen bitten, bis zur Wiedereröffnung mit den Einkäufen zu warten bzw. den regionalen Online-Handel zu nutzen. Wir wissen derzeit noch nicht, ob es während des Lockdowns eine Art „Abholservice“ – ähnlich wie in der Gastronomie – geben kann. Es wäre wünschenswert, wenn unsere Kunden wenigsten vorbestellte Ware vor dem Geschäft abholen könnten.

Natürlich ist die Gesundheit das Wichtigste, und die Hygiene- und Abstandsvorschriften müssen eingehalten werden. Aber auch bei der Post können Pakete mit so wenig persönlichem Kontakt wie möglich abgeholt werden. Wir können derzeit nur hoffen, dass wir unsere Geschäfte am 7. Dezember wieder öffnen können. Wir bieten auch Warengutscheine an. Diese an MitarbeiterInnen zu verschenken, wäre z.B. auch ein guter Vorschlag, wenn Weihnachtsfeiern nicht stattfinden können.

www.lienz-hat-alles.at

 

Ein Bild mit den VertreterInnen der MatreiMarkt-Betriebe aus dem Jahr 2018. Foto: Martin Lugger

 

Johann Niederegger (Obmann MatreiMarkt):

Der nunmehrige 2. Lockdown trifft uns noch härter als jener im Frühjahr. Viele Kaufleute haben gehofft, dass sie sich von den Einbußen des bisherigen Jahres mit dem Weihnachtsgeschäft einigermaßen erholen können. Vielen Geschäftsleuten geht die neuerliche Schließung der Geschäfte ziemlich an die Substanz. Vor allem raubt es uns auch viel Energie. Es ist sehr schwierig, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren. Auch die ständig neuen Vorschriften und die damit verbundenen Investitionen gehen ins Geld.

Wir hoffen sehr, dass die Geschäfte am 7. Dezember wieder öffnen können. Im Frühjahr dauerte es rund zwei Wochen, bis in den Geschäften wieder annähernd so viel los war, wie vor der Schließung. Wir appellieren an unsere Kunden, dass sie mit den Weihnachtseinkäufen bis zur Wiedereröffnung warten. Bitte nutzt auch die regionalen Online-Angebote unserer Geschäfte und den Lieferservice. Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf unsere Homepage www.matreimarkt.at und auf die Möglichkeit, bei den heimischen Banken MatreiMarkt-Gutscheine zu erwerben.

 

Die Marktgemeinde Sillian im Hochpustertal. Foto: Osttirol heute

 

Manfred Mair, Obmann WimO (Wirtschaft im Oberland)

Wir vertreten Handels-, Dienstleistungs-, Handwerks- und Gastronomiebetriebe im Oberland. Mit dem neuerlichen Lockdown wird die heimische Wirtschaft abermals ausgebremst. Es besteht die große Gefahr, dass viele ihre Weihnachtsgeschäfte bei den großen Internet-Händlern erledigen. Wir setzen deshalb verstärkt auf Social Media, um sichtbar und präsent zu bleiben, und appellieren an die Bevölkerung, mit den Weihnachtseinkäufen zu warten, bis die regionalen Geschäfte wieder geöffnet haben. Die heimischen Betriebe sichern die Arbeitsplätze in der Region. Sie stehen für Qualität und Beratung, sind direkte Ansprechpartner für die Kundinnen und Kunden und sichern auch Einnahmen für die Gemeinden. Unsere Betriebe sind auch wichtig für die Gemeinschaft. Man denke nur an das Sponsoring von Vereinen.

Wir alle wollen natürlich gesund bleiben, gerade in der jetzigen Situation. Gesundheit ist aber langfristig nur möglich, wenn man auch einen Arbeitsplatz hat. Deshalb ist es immens wichtig, dass die regionale Wirtschaft jetzt in dieser schwierigen Zeit unterstützt wird. Ich gebe auch zu bedenken, dass es zu Schwierigkeiten bei der Lieferung und bei der Rückgabe kommen könnte, wenn man kurz vor Weihnachten bei den großen Online-Unternehmen bestellt. Man sollte auch einmal darüber nachdenken, dass man sich beim Online-Handel Pakete ins Haus holt, die vorher durch hunderte Hände gegangen sind, während wir durch den Lockdown Kontakte einschränken müssen. Vielleicht könnte man auch überlegen, WimO-Gutscheine zu kaufen, die in unseren Allround-Geschäften eingelöst werden können. Sie sind bei den Oberländer Banken erhältlich.

www.wimo.co.at

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Osttirol heute

16. November 2020 um