„Leuchtturmprojekt” für das Defereggental

Der Abschluss zweier Leader-Projekte, der Mythenregion Defereggental und des Heilwasser-Abfüllgebäudes, wurde am 13.7. in St. Jakob der Öffentlichkeit präsentiert.

In den letzten Jahren wurde im Defereggental Schritt für Schritt an einem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Regionalentwicklungsprojekt gearbeitet. Ziel war und ist es, die seit dem Jahr 2004 andauernde Tiefenbohrung der Thermal- und Heilquelle St. Jakob i.D. in ein regionales Programm zur Entwicklung des Tales auf Basis des Mythos-Leitbildes „Das Erbe der Schnabelmenschen” und weiterer Alleinstellungsmerkmale der Region einzubinden. Auf dem Weg dorthin konnte u.a. die Fundstelle des Wassers künstlerisch gestaltet und ein Rundwanderweg im Rahmen des mehrjährigen „LandArt-Festivals” inszeniert werden. Ab 2014 begann man mit der Umsetzung eines eigenen Gebäudekomplexes für das Heilwasser, das hier qualitätsgesichert und hygienisch einwandfrei zur Abfüllung gelangen soll. Am Montag, 13.7., stellten sich Initiatoren und Partner des Projektes den Fragen heimischer Medien und präsentierten stolz die erfolgreich realisierten Bausteine rund um die Mythenregion und das Deferegger Heil- und Thermalwasser.

Im Bild v.l.n.r.: Berthold Blassnig, Ernst Fleischhacker und Bgm. Gerald Hauser im Rahmen des Medientermines am 13.7. in St. Jakob i.D.

Im Bild v.l.n.r.: Berthold Blassnig, Ernst Fleischhacker und Bgm. Gerald Hauser im Rahmen des Medientermines am 13.7. in St. Jakob i.D.

St. Jakobs Bürgermeister, NR Mag. Gerald Hauser, sprach, mit Hinweis auf den vor Kurzem eröffneten neuen Golfplatz, von einem weiteren „Leuchtturmprojekt” für das Defereggental, aber auch für ganz Osttirol. „Wir haben unser Vorhaben mit Unterstützung des Landes und vieler Partner umgesetzt. Es war ein langer, schwieriger Weg bis zum heutigen Tag, umso erfreulicher ist es, dass alles so gut gelungen ist!”

In Kooperation mit Mag. Pickl von der Tauernapotheke in Matrei i.O. wurden diverse Produkte wie Cremes, Sprays, Shampoos etc. entwickelt.

In Kooperation mit Mag. Pickl von der Tauernapotheke in Matrei i.O. wurden diverse Produkte wie Cremes, Sprays, Shampoos etc. entwickelt.

Die vielen Höhen und Tiefen in der Projektphase ließ auch Berthold Blassnig, Beiratsvorsitzender der Heilwassergesellschaft und einer der „Väter” des Projektes, durchklingen. 2003, so Blassnig, habe alles „ganz klein” im Rahmen eines Nationalparkprojektes rund um das „Jahr des Wassers” begonnen. Relativ schnell sei aber klar geworden, dass daraus etwas Größeres, Bedeutenderes für das Tal entstehen könnte. „Im letzten Jahr war oft von der `Tilliacher Million` die Rede, bei uns hier im Tal hat es schon 2004 die `Defregger Million` gegeben. Damals haben sich Gemeinden, Betriebe und Privatpersonen aus dem Tal bereit erklärt, Risikokapital bereit zu stellen, um die Vision rund um das Deferegger Thermal- und Heilwasser Wirklichkeit werden zu lassen. Die Bohrungen haben letztendlich zu dem Ergebnis geführt, dass wir hier im Tal etwas ganz Einzigartiges haben: Ein hochkonzentriertes, mehrere Millionen Jahre altes Heilwasser, das in einer Tiefe von ca. 1.800 Metern gereift ist und sich als jodhaltige Natrium-Chlorid Sole-Therme für verschiedenste gesundheitsfördernde Anwendungen eignet.” Ziel sei es nun, das kostbare Nass zum Wohle des gesamten Tales zu vermarkten und in zwei bis drei Jahren die Gewinnzone zu erreichen. Berthold Blassnig: „Aktuell belaufen sich unsere Bankverbindlichkeiten auf 500.000 Euro, insgesamt wurden aber 2,8 Mio. Euro investiert, was bedeutet, dass der Großteil des Geldes durch Eigenkapital der Gesellschaft, durch Landesmittel und Leader-Förderungen gedeckt werden konnte.”

GF Egon Kleinlercher erläutert die Inszenierung in der Sironahöhle

GF Egon Kleinlercher erläutert die Inszenierung in der Sironahöhle

Zukünftige Einkünfte erwartet sich die Deferegger Heil- und Thermalwasser GmbH, deren Gesellschafter u.a. die drei Talgemeinden St. Veit, Hopfgarten und St. Jakob, heimische Hoteliers, das Land Tirol und die Wasser Tirol sind, durch Eintritte im Heilwasserhaus, durch den Verkauf von Cremen und diverser anderer Produkte und über weitere Vermarktungsstrategien, an denen bereits gearbeitet wird. Der Geschäftsführer der GmbH, Egon Kleinlercher, dazu: „Wir haben in unseren Planungen eine Anlaufzeit von zwei bis drei Jahren berücksichtigt. Die Kooperation mit Tourismusbetrieben funktioniert, mit dem TVB Osttirol stehen wir engem Kontakt, um weitere Marketingschienen in die Wege zu leiten. Wir bieten Busreisenden, aber auch Gästen und Einheimischen Führungen entlang des Rundwanderweges mit Ziel im Abfüllgebäude an und beabsichtigen, auch im Winter offen zu halten.” Eine medizinische Studie zum Heilwasser werde derzeit durchgeführt, schließlich strebe man eine ISO-Zertifizierung als Medizinprodukt an, womit man Märkte auf der ganzen Welt erschließen könne.

Die Besonderheit des Deferegger Heilwassers hob auch Dr. Ernst Fleischhacker, früher Geschäftsführer der Wasser Tirol, heute Inhaber der Fa. FEN Sustain Systems GmbH, hervor. Er war als Berater seit Jahren in das Projekt involviert und berichtete, dass das Deferegger Heilwasser aufgrund der vielen Inhaltsstoffe tausendmal so wirksam sei wie Leitungswasser. „Hier wurde ein ganz seltenes Gut an die Oberfläche gebracht, das, überlagert mit der Mythengeschichte, ein idealer Stoff für Künstler und Marketingfachleute ist.”

In Kooperation mit Mag. Pickl von der Tauernapotheke in Matrei i.O. wurden diverse Produkte wie Cremes, Sprays, Shampoos etc. entwickelt.

In Kooperation mit Mag. Pickl von der Tauernapotheke in Matrei i.O. wurden diverse Produkte wie Cremes, Sprays, Shampoos etc. entwickelt.

Dies bestätigte auch der künstlerische Leiter des Projektes, der Virger Bildhauer Michael Lang, der für die Gestaltung des neuen Heilwasser-Gebäudes und des umliegenden Areals verantwortlich zeichnet. „Bürgermeister Gerald Hauser hatte vor Jahren die Vision, die Kunst ins Tal zu holen. Wir haben mit `LandArt` gestartet, gemeinsam mit Künstlerkollegen aus Osttirol konnten wir sehr viel erreichen”, erinnerte sich Lang zurück, der 2012 auch den Brunnen am Vorplatz des Abfüllgebäudes realisierte. „Wasser ist ein Lebenselixier, was auch der Baum, der aus dem Brunnen herausragt, symbolisiert.” Ihm, so der Bildhauer weiter, sei es wichtig gewesen, bei allen Arbeiten auf Materialien aus der Region zu setzen. Auf Beton wurde bewusst verzichtet. Die Symbolik der Sage rund um die Schnabelmenschen finde sich nicht nur entlang des Rundwanderweges, sondern sei auch beim Bau des Heilwasser-Abfüllgebäudes wichtig gewesen. Der gelungene Bau zeigt die Form eines Schnabelkopfes und inkludiert im Inneren u.a. auch eine multimedial inszenierte Tropfsteinhöhle („Sironahöhle“) als besonderes Erlebnis. Per Touchscreen erfährt der Besucher alles über die Schnabelmenschen-Sage, über den Bezug zum Erdinneren und die Bohrung und Förderung des Heilwassers.

Das Heilwasser-Abfüllgebäude ist für Gruppen ab 15 Personen mit Führung zugänglich, montags bis freitags ab 10.00 Uhr. Sondertermine können vereinbart werden. Eine feierliche offizielle Eröffnung ist für den 20. August 2015 geplant.

Text: E. Hilgartner, Fotos: Defereggen Thermal- und Heilwasser GmbH, Osttirol heute/D.H.

14. Juli 2015 um