Ein Matreier und ein Hotelprojekt in Lesotho

Der gebürtige Matrei Stephan Mattersberger ist einer der Player rund um das Projekt „MPILO Boutique Hotel“ im Königreich Lesotho im südlichen Afrika.

Mit dem Hotelprojekt verfolgen die Betreiber eine ganz besondere Strategie: Man will einerseits Geschäftsleuten, Politikern sowie Mitgliedern und Besuchern von Regierung und Königshaus eine ausgezeichnete Unterkunfts- und Erholungsmöglichkeit bieten und andererseits Arbeitsplätze und eine Zukunftsperspektive für die von großer Armut betroffene Bevölkerung schaffen. Stephan Mattersberger, Jahrgang 1966, ist in der Iseltaler Marktgemeinde Matrei aufgewachsen. Nach Abschluss seiner Kochlehre im Matreier Tauernhaus zog es den jungen Mann in die weite Welt hinaus. Zwölf Jahre war er als Schiffskoch und Küchenchef auf den Weltmeeren unterwegs. Dazwischen lagen immer wieder längere Aufenthalte an Land – in Berlin, Wien oder Paris.

Die Zeit in der österreichischen Bundeshauptstadt bezeichnet der Vielgereiste heute gerne als kulinarisch-künstlerischen Seitensprung. „Ich konnte mit Friedensreich Hundertwasser zusammenarbeiten und kreierte in dem von ihm gestalteten, berühmten Haus inspiriert von seiner unverkennbaren Malweise extravagante Speisen“, blickt er zurück. Während eines Engagements auf einem Kreuzfahrtschiff im Jahr 2000 lernte Mattersberger auf Tahiti seine Frau kennen. Gemeinsam mit ihr kehrte er nach Österreich zurück und war in den nächsten Jahren von Wien aus als Operating Manager für Hotels in Österreich, Deutschland und Kroatien tätig.

Das MPILO Boutique Hotel liegt in Maseru, der Hauptstadt des Königreiches Lesotho.

Während eines Urlaubsaufenthaltes in Hongkong im Jahr 2009 lernte der Osttiroler einen Schweizer
Weltenbummler kennen, der ebenfalls in der Tourismusbranche arbeitet. Die beiden kamen ins Gespräch, und der Schweizer lud ihn ein, bei einem seiner Vorhaben mitzuarbeiten. „Als er mir sein Hotelprojekt in Lesotho vorstellte, wurde ich neugierig und sagte meine Mitarbeit zu“, erzählt Stephan Mattersberger. „Der afrikanische Kontinent war damals für mich, trotz meiner langjährigen Erfahrung
auf Kreuzfahrtschiffen, noch ein weißer Fleck. Ich sah in dem Hotelprojekt einerseits die Chance, in einem armen Land Menschen Arbeitsmöglichkeiten und damit eine Zukunftsperspektive zu geben, und andererseits zu neuen Ufern aufzubrechen.“

Lesotho bedeutet „Land der Sotho-sprechenden Menschen“, wobei damit Sesotho gemeint ist. Aufgrund seiner besonderen Höhenlage wird das Land auch „The Kingdom in the Sky“ genannt. Mit einer bis auf 3.450 m ansteigenden Bergwelt ist das Königreich eine der malerischsten und wildesten Bergregionen im südlichen Afrika.

2012 wurde mit dem Bau der Hotelanlage begonnen. Aufgrund diverser Baustopps verzögerte sich jedoch die Fertigstellung. Erst im September 2015 konnte weitergebaut werden. Zu diesem Zeitpunkt reiste auch der gebürtige Matreier zum ersten Mal nach Lesotho, das bis heute als das ärmste Königreich der Welt gilt. Das Land liegt im südlichen Afrika, inmitten der Drakensberge, und präsentiert sich in vielerlei Hinsicht als in extremem Kontrast zum modernen Südafrika, von dem es zur Gänze umgeben ist. Wie Stephan informiert, zählt die Hauptstadt Lesothos, Maseru, etwa 220.000 Einwohner. „Rundherum gibt es außer Landwirtschaft, Diamanten und Wasser nicht viel.“

König Letsie III. und seine Frau Masenate Mohato Seeiso zu Gast im MPILO Boutique Hotel

Im Dezember 2015 konnten die Restaurants des MPILO Boutique Hotels für einen Monat probeweise eröffnet und mit Jahresbeginn 2016 auch die Zimmer belegt werden. „Wir haben 70 Stellen ausgeschrieben, um die sich sage und schreibe 3.500 Menschen beworben haben“, so der Touristiker,
der das Projekt in der Endphase vorangetrieben hat und das Hotel seit der Eröffnung im Herbst 2015  leitet. „Ich bin der einzige Europäer hier. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Einheimische
oder stammen aus Südafrika.“

Das MPILO Boutique Hotel, das über zwei Restaurants, ein Café, zwei Konferenzräume, zwei Terrassen und insgesamt 28 Gästezimmer verfügt, war von Beginn an sehr gut gebucht. „Inzwischen kommen auch viele internationale Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, Gäste des Königshauses oder Mitglieder der Regierung zu uns“, freut sich Stephan über den Erfolg des Projektes. Er berichtet davon,
dass man sich auch bemühe, europäische Kultur und Kulinarik in das Land zu bringen. „Wir bieten ein
Programm mit Konzerten, Dinners und Weinverkostungen, das sehr gut angenommen wird.“

Um den Tourismus in der Region stärker zu beleben, wird laut Angaben des engagierten Hotelleiters zurzeit auch schon an einem zweiten Gebäudekomplex in unmittelbarer Nähe gebaut. Anfang des nächsten Jahres will man eröffnen. „Für die Betreiber ist es sehr wichtig, weiterhin an der  Entwicklungsperspektive für dieses Land und seine Einwohner mitzuarbeiten. Deshalb ist u.a. auch der Aufbau einer Hotelfachschule geplant“, so Mattersberger.

Wie die wunderbare Naturlandschaft prägen auch die außergewöhnlichen Menschen das Königreich im südlichen Afrika.

Der 51-Jährige fühlt sich nach eigenen Angaben in Lesotho sehr wohl. „Die Berge rundherum erinnern mich ein wenig an meine Matreier Heimat. Es gibt hier sogar ein Skigebiet, das von einem Tiroler geleitet wird“, erzählt er, ohne dabei die Schattenseiten des Lebens in dem afrikanischen Königreich zu verschweigen. „Der Alltag in Lesotho gestaltet sich, u.a. bedingt durch die große Armut der Bevölkerung und das extreme Klima mit sehr heißen Sommern und sehr kalten Wintern, nicht immer einfach. Um hier zurechtzukommen, musste ich mich zunächst erst einmal in die Lebens- und Denkweise einfühlen. Vieles funktioniert hier nicht so, wie wir Europäer es gewohnt sind. Den Strom muss man z.B. an der Tankstelle kaufen, und auch die Wasserversorgung funktioniert nicht immer reibungslos.“

Negativ wirkten sich, so Mattersberger, auch die extrem schlechte ärztliche Versorgung und die instabile politische Lage aus. „Lesotho gilt zwar als eines der sichersten Länder Afrikas. Trotzdem muss man hier, um die persönliche Sicherheit gewährleisten zu können, auf Bodyguards zurückgreifen. Dies ist für Geschäftsleute ebenso üblich wie für Politiker. Jeder Minister beschäftigt zumindest fünf Bodyguards, der König eine ganze Heerschar“, erzählt der gebürtige Osttiroler, der sich ungeachtet dessen vor allem von der landschaftlichen Schönheit des Landes begeistert zeigt. „Auf meinen Ausflügen erlebe ich immer wieder eine überwältigend-zauberhafte, fast noch jungfräuliche Landschaft.“ Einzig der „Roof of Africa“ – das extremste Hard Enduro-Rennen der Welt – störe einmal im Jahr für einige Tage die wunderbare Ruhe in den Drakensbergen, bemerkt Stephan Mattersberger
abschließend und gibt uns das Motto des MPILO Boutique Hotels und seiner MitarbeiterInnen mit auf
den Weg: „Don’t Stop Believing. Sometimes the best thing you can do is BELIEVE!“

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: MPILO Boutique Hotel, Video: YouTube

11. Mai 2017 um