Lehre und Pandemie: Auswirkungen in Tirol und Osttirol schwächer als befürchtet

Laut Wirtschaftskammer stellen die Betriebe weiterhin Lehrlinge ein. Der Rückgang der Lehrlingsanzahl ist im Jahr 2020 mit 2,4 Prozent auch in Osttirol geringer als befürchtet ausgefallen.

Die Lehrlingszahlen der Tiroler Wirtschaftskammer zeigen: die Gesamtzahl der Lehrlinge ist um knapp 2 Prozent zurückgegangen. 10.666 größtenteils junge Menschen erlernen aktuell einen Beruf von der Pike auf. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation aufgrund der Corona-Pandemie sei das ein mehr als respektables Ergebnis, sagt Christoph Walser, Präsident der Wirtschaftskammer Tirol: „Der Rückgang ist nicht erfreulich, aber angesichts von Covid-19 weit weniger schlimm als erwartet. Es zeugt vom Verantwortungsbewusstsein der Tiroler Ausbildungsbetriebe, sie kämpfen um jeden Lehrling.“

In Osttirol absolvieren derzeit 799 ArbeitnehmerInnen eine Lehre, 2019 waren es 819. „Mit einem Rückgang von 20 Lehrlingen oder 2,4 % liegen wir damit in etwa im Tirol-Schnitt“, so Reinhard Lobenwein, Osttiroler Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer. Größter Lehrlingsausbilder ist in Osttirol die Sparte Gewerbe und Handwerk (453), gefolgt vom Handel (119), der Industrie (100) sowie dem Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft (83).

Die Zahl der Lehrbetriebe ist in Osttirol von 280 im Jahr 2019 auf 284 im Jahr 2020 sogar leicht angestiegen. „Für unsere Handwerks- und Industriebetriebe, die in ganz Europa im Export erfolgreich sind, ist die Lehrlingsausbildung äußerst wichtig. Mit dieser dualen Ausbildung können wir dem drohenden Facharbeiter-Mangel am besten vorbeugen. Die Babyboomer-Generation geht allmählich in Pension, und deswegen ist es um so wichtiger, mit möglichst vielen Lehrlingen für Fachkräfte-Nachwuchs zu sorgen“, betont Lobenwein.

Atypisches Lehrjahr mit unterschiedlichen Faktoren

Der bisher feststellbare leichte Rückgang bei den Lehrlingszahlen hat natürlich vor allem mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu tun. „Weitere Faktoren sind ein generell demographisch schwacher Jahrgang und weniger Schulabbrecher, da mehr Schüler wegen Corona aufsteigen durften. Es gibt unterbrochene Orientierungsphasen, weil etwa Praxis- und Schnuppertage im Frühjahr nicht durchgeführt werden konnten. In schwer getroffenen Branchen bleiben Stellen derzeit unbesetzt, und Anmeldungen der Lehrverträge verzögern sich, weil diese meist erst sehr spät abgeschlossen werden“, so David Narr, Lehrlingskoordinator der Tiroler Wirtschaftskammer. Im ersten Lehrjahr sind die Lehrlingszahlen in Tirol um knapp 10 Prozent zurückgegangen.

Tourismussektor leidet derzeit besonders

In Osttirol wurden 2019 im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft 102 Lehrlinge ausgebildet, aktuell sind es nur mehr 83. „Die Gastronomie und der Freizeitbereich ächzen unter den Corona-Maßnahmen, viele Hotels sind mangels Gästen überhaupt geschlossen. Der Sektor bildet aber aktuell in Tirol noch immer 1.075 Jugendliche aus. Das ist angesichts der momentanen Situation in einer Branche, in der viele Betriebe um ihre Existenz kämpfen, eine achtbare Leistung“, erklärt Präsident Christoph Walser.

Trotz dieser aktuell äußerst schwierigen Situation im Tourismus sieht Reinhard Lobenwein Licht am Ende des Tunnels. „Sicher wird uns die Corona-Pandemie noch einige Monate beschäftigen, ich bin aber überzeugt, dass sich die Krise im Laufe des Jahres abschwächt. Die Sehnsucht nach Urlaub ist bei vielen Menschen groß, und wir hoffen, dass viele Osttirol als Destination auswählen, sobald Urlaub machen wieder nahezu uneingeschränkt möglich ist“, so der Bezirksstellenleiter.

 

Lehrlingsausbildung in Osttirol

Lehrlinge im 1. Lehrjahr:
2019: 252
2020: 232

Lehrlinge im 2. Lehrjahr:
2019: 264
2020: 244

Lehrlinge im 3. Lehrjahr
2019: 247
2020: 252

Lehrlinge im 4. Lehrjahr
2019: 56
2020: 71

Lehrbetriebe
2019: 280
2020: 284

 

Text: Raimund Mühlburger, Symbolfoto: AdobeStock/industrieblick

14. Januar 2021 um