Landesverwaltungsgericht hebt Bewilligung für Wasserkraftwerk im Defereggental auf

Einer Beschwerde der Naturschutzorganisation WWF wurde stattgegeben. Diese fordert nun die Einstellung des Kraftwerks-Projektes an der Schwarzach im Defereggental in Osttirol.

Die wasserrechtliche Bewilligung für das Kraftwerk Defereggental wurde vom Landesverwaltungsgericht Tirol aufgehoben. „Demnach weist die Projekteinreichung schwere Mängel auf, die eine Realisierung unmöglich machen. Der Bau des Kraftwerks Defereggental würde das sensible Zusammenspiel des Osttiroler Gletscherflusssystems im Einzug der Isel stark gefährden und darf daher keinesfalls weiterverfolgt werden“, erklärt WWF-Gewässerschutzexpertin Marianne Götsch. „Wir fordern daher das Land Tirol als zuständige Behörde auf, die Chance zu nutzen und dem Projekt keine neue Bewilligung zu erteilen. Stattdessen muss die Politik eine konsequent naturverträgliche Energiewende sicherstellen.“

Laut dem Landesverwaltungsgericht hat die Behörde „offensichtlich absichtlich die Ermittlungen betreffend eine alternative Trassenführung gänzlich unterlassen, damit diese Ermittlungen dann durch das Verwaltungsgericht durchgeführt werden“. „Die Projektbetreiber wiederum haben eine Planung vorgelegt, die tatsächlich gar nicht realisierbar ist. Das belegt einmal mehr, dass vor allem mangelhaft geplante Entwürfe und unzureichende Ermittlungen von Behördenseite für die Verfahrensdauern von Großprojekten verantwortlich sind“, sagt Marianne Götsch. Sie fordert: „Das Land Tirol muss den Gewässerschutz endlich wieder ernst nehmen. Ein nicht realisierbares Projekt einfach durchzuwinken ist in höchstem Maße absurd. Das gilt auch für das Kraftwerk Kalserbach, das vor kurzem ein vernichtendes naturschutzfachliches Gutachten ausgefasst hat.“

WWF fordert generellen Kraftwerks-Stopp im Einzugsgebiet der Isel

Der WWF fordert einen generellen Stopp des Kraftwerksbaus im Einzugsgebiet der Isel und einen umfassenden Schutz der Osttiroler Gletscherflüsse. „Das Kraftwerk Defereggental ist nur eines von sechs Kraftwerksvorhaben, die derzeit die Isel und ihre Zubringer bedrohen – darunter auch das Kraftwerk Lesachbach, bei dem eine Genehmigung trotz eindeutiger Verletzung des Verschlechterungsverbots per Weisung erteilt wurde. Die Summenwirkung der bestehenden und geplanten Kraftwerke im Einzugsgebiet der Isel wird bislang in allen Verfahren viel zu wenig berücksichtigt. Dabei kann jede weitere Verbauung zum Kipppunkt für das sensible Ökosystem der Isel werden“, erklärt Götsch.

 

Text: Redaktion, Foto: Marianne Götsch

14. September 2021 um