Kunstschmied Alois Unterrainer: Altes Handwerk, neu interpretiert

Alois Unterrainer aus Matrei i.O. lässt sich gerne auch von zeitgenössischer Kunst inspirieren. Als Designer interpretiert der Kunstschmied sein altes Handwerk neu.

Mit enormer Wucht donnert der Hammer auf das glühende Eisen, welches auf dem 150 Jahre alten
geschmiedeten Amboss liegt und versprüht dabei ein kleines Funkenfeuerwerk. Wir befinden uns in Alois Unterrainers Schmiede im Untergeschoss seines Hauses in Matrei in Osttirol. Die Atmosphäre ist beinahe mystisch, wenn der Handwerker vor dem Hintergrund des lodernden Feuers seine kunstvollen Objekte entstehen lässt.

 

 

Mit Leidenschaft und Präzision bearbeitet Unterrainer das heiße Metall und vermittelt uns damit einen imposanten Eindruck dieses archaisch anmutenden Handwerks. Alois Unterrainer ist seit 2002 als selbstständiger Kunstschmied in seinem Einmannbetrieb tätig. Die alte Handwerkstechnik des Schmiedens erlernte er bei verschiedenen Lehrmeistern in ganz Österreich und im Zentrum für Europäische Handwerkstechniken in San Servolo/Venedig.

 

 

Gemeinsam mit Architekten, vor allem aber als selbstständiger Designer, interpretiert der Künstler das althergebrachte Handwerk neu. Inspirieren lässt er sich dabei gerne von zeitgenössischer Kunst wie dem Bauhausstil, dessen Leitbild es unter anderem ist, Architektur mit anderen Künsten zu einem Gesamtkunstwerk zu verbinden.

 

 

Mit uralter Technik und viel künstlerischem Geschick stellt der Matreier verschiedenste Formen aus Eisen her. Dabei fügt er seinen Werken auch gerne andere Naturmaterialien wie Stein, Holz, Schafwolle oder Leder aus der Region hinzu: „Meine Objekte sollen die Besonderheiten unserer Gegend widerspiegeln, sich harmonisch in die Umgebung einfügen und zugleich immer auch eine praktische Komponente haben“, so der Kunstschmied. Dabei arbeitet und plant er jedoch nicht mit dem Computer, sondern lässt seine Werke in intensiver gedanklicher Auseinandersetzung mit dem Ort, der Situation und letztlich dem Verwendungszweck entstehen. Anschließend zu Papier gebracht, werden maßgeschneiderte Lösungen für seine mitunter auch sehr anspruchsvollen Kunden sichtbar.

 

 

Fernab von jeglicher Massenproduktion stehen für den modernen Denker der Kunde und seine individuellen Wünsche im Zentrum seines Schaffens. Unterrainer interpretiert das Handwerk des Schmieds neu, indem er Objekte erschafft, welche das Jahrtausende alte, traditionelle Handwerk mit der Moderne verbinden. „Es braucht den genauen Blick auf meine Objekte und ein Gefühl für das zugrundeliegende Handwerk, um ein Bewusstsein für deren eigentliche Wertigkeit zu bekommen“, meint er. Und weiter: „Ich sehe in meinen Gegenständen auch einen starken Kontrast zu unserer schnelllebigen Zeit – eine Zeit der Wegwerfgesellschaft, die mittlerweile in immer mehr Menschen den Wunsch nach Beständigkeit weckt; den Wunsch nach etwas, das über Jahrzehnte und länger seine Verwendung findet und dieser Verwendung auch standhält.“

 

Der Männergesangsverein Matrei errichtete 2013 das Gipfelkreuz auf dem Rotenkogel in der Granatspitzgruppe. Geschaffen hat die „Stimmgabel für den Herrgott” Alois Unterrainer. Foto: MGV Matrei

 

Alois Unterrainer fertigt somit mit großer Leidenschaft, Perfektion und Liebe zu einem uralten Handwerk (Kunst)Objekte, die Liebhaber des Traditionellen und solche der Moderne gleichermaßen begeistern. Erwerben kann man seine Werke auf Anfrage. Auch Aufträge werden gerne angenommen.

 

 

 

Text: Mariella Raffler, Fotos: Martin Lugger

16. Oktober 2019 um