Kammerlanderhof: 20 Jahre erfolgreiche Kulturarbeit für Thurn und die Region

Mit einem „Tag der offenen Tür“ und einer Fotoausstellung von Raimund Mußhauser wurde am 11. Juli das 20-Jahr-Jubiläum des Vereins „s’Kammerland – Kulturinitiative Thurn“ gefeiert.

Gemeinsam mit Ehrengästen, Freunden und Vereinsmitgliedern blickte Obmann DI Otto Unterweger auf zwei Jahrzehnte des Bemühens um die Erhaltung und Pflege des historischen Hofes zurück, der sich durch die Einrichtung als volkskundliches Museum und durch vielfältige Veranstaltungen zu einem kleinen, aber sehr geschätzten Kulturzentrum entwickelt hat.

 

v.l.n.r.: Obmann DI Otto Unterweger, Bgm. Ing. Reinhold Kollnig, Obmann-Stv. Raimund Mußhauser

 

Der Kammerlanderhof liegt im Thurner Ortsteil Oberdorf – und hier hat sich das Stubenhaus des bäuerlichen Anwesens auch über Jahrhunderte hinweg beinahe unverfälscht erhalten. Aufgrund glücklicher Umstände wurden kaum Veränderungen vorgenommen, sodass der Hof bis heute ein weitum einzigartiges Zeugnis für die einstige Lebens- und Arbeitswelt der Osttiroler Bauern darstellt. Seit 1998 befindet sich das Gebäude im Besitz der Gemeinde Thurn, die es seit 2001 an eine Gruppe engagierter Thurner weitervermietet. Diese hatten sich vor zwei Jahrzehnten zu einem Verein zusammengefunden, mit dem Ziel, das 500 Jahre alte, denkmalgeschützte Stubenhaus zu erhalten, zu restaurieren und ihm neues Leben einzuhauchen.

 

 

Von Beginn an mit dabei waren DI Otto Unterweger und Raimund Mußhauser. Sie fungieren heute als Obmann und Obmann-Stellvertreter und bilden gemeinsam mit Bernhard Wilhelmer, Anni Regensburger und Ilse Freithofer den Vereinsvorstand. „Unter dem Titel s’Kammerland – Kulturinitiative Thurn wurde unser Verein am 30. August 2001 offiziell ins Vereinsregister eingetragen“, erinnert sich Otto Unterweger zurück. Er berichtet davon, dass man sich vor zwanzig Jahren auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Viktor Zeiner in der Stube von Raimund Mußhauser getroffen und den Verein aus der Taufe gehoben habe. „Unser großes Glück war es, dass wir die Kunsthistorikerin Dr. Brigitte Ascherl als Obfrau gewinnen konnten“, so Unterweger.

 

 

2001 präsentierte sich der Hof in einem renovierungsbedürftigen Zustand. Bereits im ersten Vereinsjahr gelang es, grundlegende Sanierungsschritte wie die Entfernung der Jauchegrube, der betonierten Mistlege sowie die Erneuerung der elektrischen Anlage durchzuführen. Die für die Veranstaltungstauglichkeit notwendigen Sanitäranlagen konnten im nahegelegenen Pferdestall eingerichtet werden, um die Bausubstanz des Stubenhauses nicht zu beeinträchtigen. Trockenlegungsarbeiten rund ums Haus folgten ebenso wie die Neupflasterung der Treppe im nördlichen Bereich des Hofes, die Sanierung des Kellerabgangs und die Freilegung der ursprünglichen Sechte.

 

 

Der Außenbereich gewann mit der Anbringung eines Kalkputzes, durch die Neubelegung des Daches mit Lärchenschindeln sowie durch die Rekonstruktion des Bauerngartls seine Authentizität zurück. Im Innenbereich wurde in der Rauchküche die Jahrhunderte alte, teilweise abgeblätterte Rußschicht gesichert. Sämtliche Räume erhielten einen Kalkputz, die Stubentäfelung wurde restauriert. Bei der Sanierung der oberen Schlafkammer kamen alte bäuerliche Ornamentmalereien zum Vorschein. Alle Arbeiten wurden unter Aufsicht des Denkmalamtes vorgenommen.

 

 

„Die Freilegung der Grundmauern und deren Stabilisierung, die Entfernung der zahlreichen Verputzschichten, die im Laufe der Jahre übereinander angebracht worden waren, und der Kampf gegen den Holzwurm in Balken und Fensterstöcken bedeutete viel Mühe und Zeitaufwand“, berichtet Raimund Mußhauser und verweist darauf, dass Vereinsmitglieder und Helfer zusätzlich zu Fachfirmen mehr als 10.000 Arbeitsstunden leisteten. „Dank der guten Kontakte von Dr. Brigitte Ascherl, die Mitarbeiterin des Tiroler Kunstkatasters war, gelang es, diverse Förderungen in Höhe von 170.000 Euro zu lukrieren.“

 

 

Bereits 2002, ein Jahr nach Vereinsgründung, startete die Thurner Kulturinitiative damit, auch Veranstaltungen – zunächst nur im Stubenhaus und später auch im eigens dafür ausgebauten Stall – durchzuführen. Unzählige Ausstellungen, Vorträge, Lesungen und Konzerte haben seitdem zahlreiche Kulturinteressierte in den Kammerlanderhof nach Thurn gelockt. Ein jährlicher Fixpunkt ist der Adventnachmittag mit der Präsentation der Krippenkunstwerke der 4.-Klässler der örtlichen Volksschule. Die Bedeutung des Gebäudes als vielbesuchtes Kulturzentrum wird durch die Funktion als Museum abgerundet.

 

 

Heute gewähren die Rauchküche mit alten Utensilien, der Kornkasten und die kleine Schlafkammer Einblicke in das bäuerliche Alltagsleben früherer Zeiten. Die Stube steht als Schauraum und als gemütlicher Mittelpunkt des Hauses auch für Dichterlesungen bereit. Die Labe, der Gaden und die obere Kammer bieten Platz für verschiedene Ausstellungen. Die Themenschau zum bäuerlichen Handwerk mit Machlkammer, Schusterwerkstatt und Gerätschaften zum Weben von Leinen ist im Dachboden untergebracht.

 

 

„Leider mussten wir im Verlauf der 20-jährigen Vereinsgeschichte auch Rückschläge überwinden“, betont Obmann Otto Unterweger abschließend. „Der Tod unserer Obfrau Dr. Brigitte Ascherl 2011 hinterließ eine Lücke, die wir nicht schließen können. Auch der Tod ihres Ehemannes Prof. Helmut Ascherl, der für viele tolle Konzertabende verantwortlich zeichnete, ist nicht zu kompensieren. Im Sinne unserer Gitti bemühen wir uns aber, die Vereinsarbeit fortzuführen und freuen uns darüber, dass wir im Juli 2021 bereits unsere 100ste Veranstaltung abhalten konnten.“

 

 

Museumstag im Kammerlanderhof in Thurn

Jeden Montag von 15.00 bis 18.00 Uhr – bis Mitte September 2021

 

 

Text: J. & E. Hilgartner, Fotos: Peter Märkl

28. Juli 2021 um