Kals a. Gr.: 17 Millionen Euro für Schutzmaßnahmen und Aufforstungen

Nach den Windwurfschäden Ende Oktober 2018 soll nun das „Flächenwirtschaftliche Projekt Kalsertal 2019“ umgesetzt werden. Infoabend der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Enorm große Windwurfflächen erinnern in Osttirol an das Sturmtief Vaia, das Ende Oktober 2018 Teile des Bezirkes heimsuchte. Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurden damals das Kalsertal mit 110.000 sowie das Tiroler Lesachtal mit 60.000 und das Villgratental mit 30.000 Festmetern Schadholz. Die Sturmböen zerstörten große Waldflächen, darunter auch große Bereiche der so wichtigen Schutzwälder, die bisher den Schutz von Siedlungsräumen und Straßen vor Steinschlag, Muren und Lawinen gewährleisteten.

In der Osttiroler Glocknergemeinde Kals präsentiert sich das Schadensausmaß als besonders groß, ist hier doch eine Fläche von 425 Hektar auf Seehöhen zwischen 1.300 und etwa 1.900 m betroffen. Das daraus resultierende hohe Gefährdungspotential für „Unterlieger“, also Siedlungen und Straßen, veranlasste die Wildbach- und Lawinenverbauung Osttirol in Zusammenarbeit mit der Bezirksforstinspektion und in Abstimmung mit der Gemeinde Kals, zeitnah mit einem FWP-Projekt zu starten. Dazu fand am Mittwoch, 13. Februar, im Kalser Gemeindehaus ein Infoabend mit Projektleiter Hanspeter Pussnig statt.

 

 

Er informierte, dass man im Rahmen der Projekterstellung zunächst Bedacht auf bestehende Wildbach- und Lawineneinzugsgebiete genommen habe. „Im Projektgebiet im ostexponierten Einhang des Kalsertales liegen 10 Wildbach- und 12 Lawineneinzugsgebiete“, berichtete Pussnig, der auch nennenswerte Muren- und Lawinenereignisse in den vergangenen Jahrzehnten bzw. bereits umgesetzte Schutzbauten kommunizierte.

In einem zweiten Schritt wurden innerhalb des von den Folgen des Sturmtiefs Vaia betroffenen Kalser Gebietes so genannte „Maßnahmenflächen“ definiert. Diese Einteilung biete, so der Projektleiter, die Entscheidungsgrundlage dafür, welche Maßnahmen gesetzt werden müssen und insbesondere welche davon absolute Priorität haben. Wenig verwunderlich, wurden dementsprechend jene Gebiete mit Priorität 1 und 2 gekennzeichnet, die unmittelbar oberhalb von Siedlungsbereichen sowie oberhalb der Kalser Landesstraße liegen und Hangneigungen von mehr als 28° Grad aufweisen. Maßnahmenfläche I umfasst etwa 108 ha und Maßnahmenfläche II rund 179 ha.

 

 

Die in diesen Bereichen dringend notwendigen Arbeiten – einerseits forstliche und andererseits technische Maßnahmen – werden, wie Hanspeter Pussnig weiter ausführte, mit Aufräumarbeiten, soweit nicht bereits gestartet, beginnen. Um die darunter liegenden Zonen während dieser Arbeiten zu schützen, müssen unter anderem Steinschlagschutzdämme errichtet werden. Diese Dämme sollen variierend zwischen 4 bzw. 5 Metern hoch werden und sind unter anderem in den Ortsteilen Lana, Arnig und Niederarnig geplant. Zusätzliche „technische“ Maßnahmen umfassen die Umsetzung von Steinschlag- und Lawinenablenkdämmen (z.B. in Lana, Oberhaslach und Arnig) sowie von Steinschlagschutznetzen (z.B. in Oberhaslach).

 

Um eine „rustikale Lawinenverbauung in Holz“ zu erreichen, werden entrindete Baumstämme zu Wänden zusammengefügt.

 

Einen weiteren interessanten Aspekt – nämlich die Verwendung von Wurzelstöcken und Baumstämmen aus dem Schadholzspektrum – sprach der Projektleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Osttirol mit dem Vorhaben „Querziehen des Windwurfholzes hinter Wurzelstöcke“ und „Errichtung von Lawinenschutzwänden aus Holz “ an. Hanspeter Pussnig dazu: „Entrindete Baumstämme werden zu Wänden zusammengefügt und an Wurzelstöcken befestigt. Diese Konstruktionen fügen sich harmonisch in die Landschaft ein und halten etwa 20 Jahre.“ Außerdem soll die Sicherheit durch zusätzliche Stahl-Netzkonstruktionen erhöht werden.

Parallel zu diesen Arbeiten, die man in einem ersten Schritt in den nächsten drei bis fünf Jahren abwickeln will, müssen die zerstörten Schutzwälder wieder aufgeforstet werden. Das gesamte Projekt sei, so Pussnig, auf eine Laufzeit von 20 Jahren ausgerichtet und umfasse einen Kostenrahmen von 17 Millionen Euro. Die Entscheidung darüber, wie hoch die Kostenübernahme durch Bund, Land, Gemeinde und die Landesstraßen Tirol ausfallen wird, soll in den nächsten Wochen fallen.

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Wildbach- und Lawinenverbauung Osttirol, Osttirol heute/Raphael Lukasser

15. Februar 2019 um