Wie die Felbertauernstraße AG Osttirols Zukunft als Wegbereiter mitgestaltet

In den vergangenen knapp sechs Jahrzehnten wurde viel in die Sicherheit entlang der Felbertauernstraße investiert – und dies soll sich auch in Zukunft nicht ändern!

Im Interview mit Osttirol heute spricht Mag. Karl Poppeller, Vorstand der Felbertauernstraße AG, über aktuelle Entwicklungen und anstehende Projekte.

 

Herr Mag. Poppeller, das Geschäftsjahr 2023 war das bislang erfolgreichste in der Geschichte der Felbertauernstraße AG. Wie haben sich Frequenzen und Einnahmen zuletzt entwickelt?

Nach dem Einbruch der Frequenzen in den Corona-Jahren hatten wir eigentlich nicht mit einer derart raschen „Erholung“ gerechnet. Umso erfreulicher ist es, dass wir im Vorjahr sehr gute Frequenzen verzeichnen konnten, die jene des Jahres 2022 deutlich übertrafen. Ungeachtet aller internationalen Krisen und der hohen Inflation scheint das Bedürfnis der Menschen, Ausflüge bzw. Reisen zu unternehmen, ungebrochen zu sein. Dementsprechend wurden 2023 rund 1.561.750 Fahrzeuge gezählt, die die Tunnelportale am Felbertauern passierten. Das sind um rund 89.000 mehr als 2022. Im Prinzip konnten wir in allen Fahrzeugkategorien zulegen – auch bei den Motorrädern und den Reisebussen. 2023 nützten rund 4.470 Reisebusse unsere hochalpine Verkehrsverbindung für ihre Fahrt. Naturgemäß haben sich die hohen Frequenzen auch auf unsere Gesamterlöse ausgewirkt, die erfreulicherweise deutlich gesteigert werden konnten.

 

Wie schätzen Sie die weitere Tarifentwicklung und Anlieger-Mautregelung in Hinblick auf EU-Richtlinien ein?

Das Land Tirol leistet für die Mautfreiheit der Osttiroler Bevölkerung jährlich einen Pauschalbetrag, der sich zum Zeitpunkt der ursprünglichen Vereinbarung auf rund 1,8 Millionen Schilling belief. Dies bedeutet unterm Strich für alle Osttiroler:innen „freie Fahrt“, als Gegenleistung fließen aber von Seiten des Gesellschafters Land Tirol aktuell rund 131.000 Euro/Jahr an die Felbertauernstraße AG. Die Diskussionen der vergangenen Monate wurden durch das Inkrafttreten der EU-Wegekostenrichtlinie und durch Mautüberlegungen im Außerfern ausgelöst, wobei es dort u.a. um die Finanzierung des geplanten Fernpass-Scheiteltunnels und eine schon länger geplante, zweite Röhre beim bestehenden Lermooser Tunnel ging. Dieses sogenannte „Außerfern-Paket“ soll die staugeplagte Bevölkerung entlang der Fernpass-Route entlasten. In Osttirol ist die Situation jedoch eine völlig andere: Von Beginn an hatte man bei der Errichtung der Felbertauernstraße das Ziel im Blick, den seit dem Ersten Weltkrieg territorial vom eigenen Bundesland abgetrennten Landesteil mit Nordtirol bzw. der gemeinsamen Landeshauptstadt zu verbinden. Die Felbertauernstraße stellt die einzige zumutbare Verbindung für Osttiroler:innen dar, um auf österreichischem Staatsgebiet, etwa als Tages-, Wochen- oder Dekadenpendler, in die nördlichen Nachbarbezirke zu gelangen. Im Außerfern gibt es hingegen mehrere Verbindungswege innerhalb des österreichischen Bundeslandes Tirol, beispielsweise auch weiterhin über den Fernpass selbst, was, unserer Einschätzung nach, auch EU-rechtlich eine völlig andere Ausgangslage ist. Fakt ist, dass es zwei Kriterien gibt, nach denen derartige Regelungen aus EU-Sicht bewertet werden: Dies ist zum einen das Diskriminierungsverbot und zum anderen die bereits angesprochene EU-Wegekostenrichtlinie, die im März 2024 in Kraft treten wird. Im Hinblick auf das Diskriminierungsverbot haben wir bereits reagiert und für den Wirtschaftsverkehr eine frequenzabhängige Bemautung eingeführt. Betreffend den PKW-Verkehr, insbesondere die Freifahrt für Osttiroler:innen, sind noch juristische Prüfungen im Gange.

Welche Investitionen stehen in den nächsten Jahren entlang der Straße und im Tunnel an?

Derzeit befindet sich die „Ruggenthaler Alm-Galerie”, die vor dem Parkplatz „Landecktal” in südlicher Richtung liegt, in Umsetzung. Das Projekt sieht vor, die alte Galerie abzutragen und mit einem verkehrstechnisch verbesserten Radius neu zu errichten. Auf der Nordseite des Felbertauern beschäftigt uns vor allem das Thema „Rieselreitgraben“ im Abschnitt kurz vor Mittersill in nördlicher Fahrtrichtung. Dort traten in den vergangenen zwei Jahren bei Extremniederschlägen immer wieder Probleme auf. Wir haben uns nun dazu entschlossen, die dort notwendige Verbauung vorzuziehen. Als nächstes, großes Vorhaben steht die Galerie „Heidnische Kirche“ an – ein Projekt, das sich über einen Zeitraum von mindestens vier Jahren erstrecken wird. Im Bereich des Südportals soll noch 2024 eine moderne Toiletten-Anlage, ähnlich jener am „Landeck-Parkplatz”, entstehen. Darüber hinaus gibt es natürlich unzählige kleinere Maßnahmen und Arbeiten in Bezug auf Straßenbelag und Sicherheit, die wir alljährlich umsetzen. Im Tunnel selbst werden wir in den kommenden Jahren mit der Montage der neuen, hellen Tunnelverkleidung fortfahren, um die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen.

 

 

Wie gut ist man für den Fall eines Blackouts gerüstet, um zumindest die Notversorgung im Tunnel gewährleisten zu können?

Wir setzen alles daran, die Sicherheit der Tunnelanlage auf einem hohen Standard zu halten. Dazu gehört auch, dass unsere Energieversorgung auf mehreren Standbeinen fußt. Wir verfügen über Anschlüsse sowohl an die TIWAG als auch die Salzburg AG sowie über eine eigene professionelle Notstromversorgungsanlage. Letztendlich kommt uns auch die Beteiligung an einem Kleinkraftwerk am „Felberbach”, das schon seit zwei Jahren in Betrieb ist, zugute. Ebenso aktuell wie neu ist die Installierung einer Photovoltaikanlage im Bereich des Südportals, die als Nachführungssystem konzipiert ist. Das bedeutet, dass sich die Solarmodule der PV-Anlage dem Sonnenstand und der optimalen Himmelsrichtung anpassen. Im Herbst 2023 haben wir bereits mit den dafür notwendigen Fundamentarbeiten begonnen. Wenn es die Witterung zulässt, denke ich, dass die neue PV-Anlage bis Sommer 2024 fertiggestellt sein sollte.

Mit welchen kurz- und mittelfristigen Auswirkungen auf die Felbertauernstraße AG rechnen Sie infolge der Straßensperre am Plöckenpass?

Für den Sommer 2024 gehen wir ohne Zweifel von gewissen Frequenzeinbußen aus, da die Route über den Plöckenpass während der Hauptreisezeit noch nicht wieder befahrbar sein wird. Es bleibt zu hoffen, dass die von Friaul Julisch Venetien angekündigte Lösung, die Passstraße bis Dezember 2024 wieder für den Verkehr freizugeben, gelingt. Die ursprünglich für März 2024 angekündigten Ausschreibungs-Ergebnisse liegen allerdings bis dato noch nicht vor.

Welchen Beitrag kann die von Ihnen als Geschäftsführer geleitete Osttiroler Investment GmbH (OIG) für die weitere Gestaltung des Zukunftsraumes Osttirol leisten?

Die OIG hat seit ihrer Gründung im Jahr 1992 in Osttirol zahlreiche wirtschaftliche Investitionen unterstützt, vor allem durch zinsgünstige Darlehen, aber auch durch die Übernahme von Beteiligungen an Infrastrukturunternehmen. In den letzten Jahren vor der Corona-Pandemie war die Nachfrage nach zinsgünstigen Darlehen aufgrund des niedrigen Marktzinssatzes eine sehr verhaltene. Diese ist seit der schrittweisen Anhebung des Leitzinses durch die EZB nun wieder angestiegen. Natürlich sind wir weiterhin bereit, mit besonders zinsgünstigen Darlehen verschiedene wirtschaftliche Investitionen im Bezirk zu fördern. Über die Kooperation mit der INNOS, an der die OIG mit 15 Prozent beteiligt ist, sind wir darüber hinaus auch in zahlreiche bezirksweite Zukunftsstrategie-Überlegungen und Projekte in Richtung Digitalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit eingebunden – und leisten auch hier unseren Beitrag für den Zukunftsraum Osttirol.

Danke für das Gespräch!

 

Text: E. Hilgartner, Fotos: © Expa/Groder, Martin Lugger, Osttirol Journal

04. April 2024 um