In Innervillgraten entsteht das „Freilichtmuseum Wegelate Säge“

Zum bäuerlichen Ensemble mit Säge, Lodenstampf, Getreidemühle, Einhof und Almhütte kommt ein Infra-Haus hinzu. Den „Wellebaum“ für die Säge drehte nun Hans Senfter.

Das Freilichtmuseum „Wegelate Säge“ im Bereich der Unterstalleralm richtet der Villgrater Heimatpflegeverein in enger Zusammenarbeit mit Gemeinde, Dorferneuerung, Denkmalamt und der Kulturabteilung des Landes (Tiroler Zukunftsstiftung) ein. „Ziel unseres Vereins ist es, die Kultur des Tales zu bewahren. Insbesondere geht es uns dabei um die Baukultur sowie um die bäuerliche und handwerkliche Arbeitskultur. Als bäuerliche Kulturzeugen sind die Objekte im Bereich der Unterstalleralm von großer Bedeutung. Wir wollen sie für die Nachwelt originalgetreu erhalten und gleichzeitig ein aktives und lebendiges Freilichtmuseum einrichten“, berichtet Alois Mühlmann. Der Innervillgrater hat im Jahre 1984 gemeinsam mit Josef Schett, Franz Lusser, Oswald Fürhapter und Alfons Steidl den Villgrater Heimatpflegeverein gegründet und steht diesem – mit einer kurzen Unterbrechung – seitdem auch als Obmann vor.

 

Tischler Hans Senfter beim Drehen des „Wellebaumes“

 

Hans Senfter hat in seiner Werkstatt vor Kurzem den so genannten „Wellebaum“ gedreht. „Der Baum ist 4,30 Meter lang und hat nach Fertigstellung einen Durchmesser von 49 Zentimetern“, berichtet der Tischler. „Es handelt sich um die Welle für das Schwungrad der Gattersäge. Rund um diesen Wellebaum werden die Federn gebaut. Das Wasser läuft über diese Federn. Dadurch wird die Welle angetrieben. In weiterer Folge wird der so genannte ,Werfel‘ eingebaut, der die Gattersäge antreibt“, erklärt Alois Mühlmann.

 

Die Wegelate Säge stammt aus dem Jahr 1883 und bildet das Herzstück des neuen Freilichtmuseums auf 1.600 Metern Seehöhe.

 

Der Heimatpflegeverein war anfänglich auch Träger der „Villgrater Kulturwiese“ und veranstaltete in diesem Rahmen viel beachtete Konzerte, Theatervorstellungen, Lesungen und Vorträge zu vielschichtigen Themenbereichen. „Bereits damals verfolgten wir das Vorhaben, ein Ensemble von alten Gebäuden wiederzubeleben und darin eine Art Werkstatt für Künstler und Kreative einzurichten. Nach dem Scheitern der ,Kulturwiese‘ im Jahre 1996 konzentrierten wir uns auf das Museum und die Renovierung der Wegelate Säge im Bereich der Unterstalleralm.“

 

 

Inzwischen sind das alte Venezianische Sägewerk, der Lodenstampf und die Getreidemühle – allesamt Objekte aus dem 18. Jahrhundert – renoviert. „Im Bereich rund um die Säge wollen wir nun ein Freilichtmuseum einrichten. Als Bauherr tritt die Gemeinde Innervillgraten auf, unser Heimatpflegeverein wird das Museum betreiben.“ Das Ensemble soll durch den Einhof „Neuhauser“, die Almhütte „Riepenkammer“ und durch ein Eintrittshaus komplettiert werden. „Der Einhof ist ein kleines Bauernhaus mit vier Wohnräumen aus der Zeit von 1700 bis 1740. Die von uns seit 1996 gesammelten Gerätschaften und den Hausrat werden wir dort und auch in der ‚Riepenkammer‘ – einer für das Villgratental typischen Hanglagen-Almhütte – ausstellen. Errichten werden wir auch ein Infra-Haus mit der Architektur einer ortstypischen Dachherpfe“, berichtet der Obmann.

 

In das Ensemble eingebunden ist auch der mit Wasserkraft betriebene, nachweislich bereits 200 Jahre in Betrieb befindliche Lodenstampf von Alois Fürhapter, vulgo „Schuster“ bzw. „Lodenwalcher“.

 

In der „Lüfter Mühle“ mit Gerstenrolle soll eine Transmissions-Vorrichtung installiert werden, um die Funktion einer Lastenseilbahn – also eines mit Wasser betriebenen Einseilumlauf-Aufzuges – demonstrieren zu können. Vorführungen werden auch am „Lodenstampf“ stattfinden. „Dort schlagen vier so genannte Schösser auf den im heißen Wasser liegenden Loden ein, bis er verfilzt ist. Das Highlight unseres Museums wird aber sicher die Wegelate Säge sein. Hier wird den Besuchern vor Augen geführt, wie drei Wasserräder die Kreissäge, die Gattersäge und die Kappsäge antreiben.“ Im Freilichtmuseum sollen BesucherInnen in die alte bäuerliche Welt des Villgratentales eintauchen können und vor allem auch authentisch über die Arbeitsweise der Bauern und Handwerker in früherer Zeit informiert werden.  Die Bauverhandlung war bereits im Herbst 2020, und auch die Finanzierung ist gesichert. Im Herbst wollte man auch schon mit ersten Bauarbeiten beginnen, doch die Corona-Pandemie machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.

 

Alois Mühlmann und Bgm. Josef Lusser arbeiten eng zusammen, um diese für die Erhaltung der Kultur des Villgratentales so wichtigen Infrastruktureinrichtung zu schaffen.

 

„Dank der großzügigen Unterstützung durch die Gemeinde Innervillgraten mit Bürgermeister Josef Lusser befinden wir uns aktuell auf einem sehr guten Weg. Sobald es im Frühjahr die Wetter- und Schneeverhältnisse zulassen, werden wir mit dem Bau des Infra-Hauses beginnen. Dann folgt die Errichtung des Einhofes ,Neuhauser‘. Der Plan ist, dass im kommenden Herbst der Großteil des Ensembles fertiggestellt ist und wir das Freilichtmuseum dann eröffnen können. Besonders bedanken möchten wir uns auch beim Landesbeirat für Dorferneuerung, beim Denkmalamt und bei der Tiroler Zukunftsstiftung, ohne die es nicht möglich wäre, die alten Objekte einer neuen Verwendung zuzuführen und diese für Einheimische wie Gäste wichtige Infrastruktureinrichtung zu schaffen“, so Alois Mühlmann abschließend.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute

20. Januar 2021 um