Holz verbindet – Entwicklungen und Chancen des Holzbaus im Fokus

Zum 4. Mal lud die Firma Theurl Holzindustrie am 15. und 16. März 2018 zu den Informationstagen „Holz verbindet“. In der Werkhalle lauschten über 190 Interessierte der Holzbaubranche aus dem In- und Ausland den Vortragenden.

Für zwei Tage wurde die hochmoderne Abbundhalle der Firma Theurl Austrian Premium Timber in Thal-Wilfern zu einem Ort der Begegnung für Menschen aus dem In- und Ausland, die in der Holzbaubranche tätig sind. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung galt diesmal dem Holzbau im Freistaat Bayern sowie dem Bauen mit Holz und Gas.

 

 

In seinem Eröffnungsreferat griff Architekt Frank Lattke Kernfragen für einen erfolgreichen Holzbau auf. Weil sich die Produktionsstätten größtenteils von der Baustelle in die Fabrik verlagert haben, ortet Lattke einen Flaschenhals-Effekt an der Schnittstelle zwischen Planung und Ausführung. „Das kann zu baulichen Verzögerungen und zusätzlicher Arbeit führen. Beste Gegenmaßnahme ist die Einbeziehung aller Baubeteiligten in einen integralen Planungsprozess vor Baubeginn“, so Lattke.

 

Prokurist Hannes Ganner moderierte die Informationstage.

 

Für den Glasfachmann Hanspeter Petschenig bedeutet Holz-Glas-Verbund vor allem Bauen im Einklang mit der Natur. „Neu entwickelte Isolierglaselemente, die auch statisch tragende Funktionen übernehmen, verändern heute den Fassadenbau. Umweltschonende CO2-Einsparung und schnelle Montage sind klare Vorteile“, so Petschenig.

 

Wolfgang Streicher: „Ich plädiere für Kostenwahrheit. Neben den Entstehungs- müssen bei Bauprojekten auch die Folgekosten einkalkuliert werden. Das soll sich auch bei den Förderungen niederschlagen. In der Planung sollen künftig auch bisher eher vernachlässigte Faktoren – wie Sonn- und Schattseiten oder lüftungsbeeinflussende Speichermasse – Berücksichtigung finden.“

 

Die Zukunft des urbanen Holzbaus liegt für Tom Kaden, Designer und Professor für Architektur und Holzbau an der TU Graz, im verdichteten Bauen. „Primärkonstruktionen aus Holz verbinden die Individualität mit der Möglichkeit der Vergemeinschaftung. Praktisch sind das Wohnungen, die sich über Balkone, Terrassen und Loggien mit dem Raum der Stadt verweben – und das zu erschwinglichen Baukosten“, erklärte Kaden. Welch herausragende architektonische Meisterleistungen im Holz-Glas-Fassadenbau möglich sind, zeigte Karl-Heinz Roth von der Firma Züblin Timber anhand ausgewählter Beispiele auf. Eine Podiumsrunde und ein bunter Abend mit Volkstanz- und Plattlergruppe sowie bayrischer Kulinarik schlossen den ersten Tag ab.

 

Oona Horx-Strathern: „Es gibt immer mehr differenzierte Lebensformen und Single-Haushalte. Der Trend zur Individualisierung ruft aber auch eine immer größere Sehnsucht nach Gemeinschaft hervor. Co-Living-Spaces werden in dieser individualistischen Gesellschaft immer wichtiger.“

 

Was ist ein intelligentes Haus? Diese Frage versuchte Wolfgang Streicher von der TU Innsbruck am zweiten Tag zu beantworten. „Die Antwort ist nicht Hightech, sondern integrale Planung auf Lowtech-Basis“, so Streicher. Was oder wo ist Zuhause? Wie hat sich die Funktion des Hauses verändert? Welchen Einfluss auf das Wohnen haben Individualisierung, Mobilität und Digitalisierung auf das Wohnen? Diesen Fragen widmete sich Trendforscherin Oona Horx-Strathern. „In Zukunft wird immer mehr Flexibilität gebaut – sowohl räumlich, als auch mental und sozial. Weniger Quadratmeter und mehr Qualität lautet die Devise. Und es gibt immer mehr Shared Spaces, also Räume und Einrichtungen, die man gemeinsam nutzen kann“, so die Trendforscherin.

 

 

Die Grundbedürfnisse beim Wohnen würden sich laut Oona Horx-Strathern durch die zunehmende Digitalisierung nicht ändern, wohl aber die soziale Interaktion. Damit einher würde auch eine andere Ausstattung der Wohnungen gehen. „Die Küche wird zum Gemeinschafts- und Kommunikationsraum, das Bad zum individuellen Wohnzimmer. Im Trend zu Ritualen und zu neuer Achtsamkeit spielt der Baustoff Holz eine immer wichtigere Rolle“, betonte die Trendforscherin.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Brunner Images

20. März 2018 um