Großteils Einigkeit bei Vollversammlung des Tourismusverbandes Osttirol

Die Beteiligung an den Lienzer Bergbahnen mit 420.000 Euro wurde mit 7 Gegenstimmen genehmigt. Auch die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgte mit 7 Gegenstimmen.

Wahlen standen bei der Vollversammlung des Tourismusverbandes Osttirol (TVBO) am Montag, 9. März 2020, nicht auf der Tagesordnung – und so verlief der Abend im Lienzer Stadtsaal auch ziemlich ruhig. Von einem „arbeitsreichen, spannenden, aber vor allem auch erfolgreichen Jahr“ sprach Obmann Franz Theurl in seinem Bericht. „Das Coronavirus beschäftigt uns natürlich derzeit sehr. Südtirol sperrt alle Ski- und Hotelbetriebe, und wir hoffen natürlich, dass Osttirol verschont bleibt“, so Theurl.

Der Obmann ging in seinem Bericht auch auf den „Wasserstreit“ mit Matrei und Anträge der Schultz-Gruppe an den TVBO betreffend Förderung von Investitionen ein. „Der Wasserstreit mit der Marktgemeinde Matrei und den Goldried Bergbahnen hängt mit der Fusionierung im Jahre 2008 zusammen. Wir haben uns nun nach rund zehn Verhandlungen auf einen Vergleich geeinigt und zahlen 15 Jahre lang 47.500 pro Winter für die Beschneiung im Goldried Skigebiet. Einen Vorstandsbeschluss gibt es bereits, der Aufsichtsrat muss noch zustimmen. Zu Anträgen der Schultz-Gruppe auf Förderungen muss ich festhalten, dass wir die Mittelzuführung mit 5 Mio. Euro für die nächsten fünf Jahre – und das für alle Projekte und Ansuchen zusammen – gedeckelt haben“, so Theurl.

 

Obmann Franz Theurl: „Ein Problem für Osttirol ist, dass keine neuen Betten geschaffen werden. Ohne die Landesförderung gibt es weder EU-Mittel noch Bundeshaftung. Wir bräuchten in Osttirol dringend neue Qualitätsbetten!“

 

Familienpark Zettersfeld, 2-Täler-Trail Stallersattel, Bike-Parks am Hochstein und in Kals, Familienerlebnisweg Ochsenlacke, Pilgerweg, Winterwanderdorf Kartitsch, Iseltrail, Freilichtmuseum Wegelate Säge in Innervillgraten – Franz Theurl präsentierte anschließend zahlreiche Projekte, die bereits umgesetzt oder in Vorbereitung sind. Und er ging auch auf die finanzielle Situation des TVBO ein. „Die Darlehen konnten wir von rund 10 Mio. im Jahr 2010 auf ca. 5,6 Mio. Euro 2019 senken. Beim eingesetzten Marketingbudget liegen wir im Landesvergleich im oberen Drittel“, so Theurl. Sorge bereite, dass die Qualitätsbettenförderung im Rahmen des Impulspaketes gestrichen wurde.

 

AR-Vorsitzender Mag. Hansjörg Mattersberger: „Erfreulich ist der Anstieg beim Eigenkapital. Von den Bankverbindlichkeiten können wir jährlich rund 800.000 Euro tilgen. Die Bilanzsumme betrug 2018 rund 12 Mio. Euro. Wir konnten einen Überschuss von 711.000 Euro erzielen. Mit einer Aufteilung der Mittel für die Bereiche Marketing, Infrastruktur und laufende Verwaltung mit jeweils einem Drittel liegen wir glaube ich ganz gut.“

 

Anschließend berichtete Geschäftsführerin Barbara Nußbaumer, und die neue Marketingleiterin Victoria Ranacher-Lackner stellte sich und ihre Strategie für Osttirol vor. Aufsichtsratsvorsitzender Hansjörg Mattersberger berichtete über die Jahresrechnung 2018. „Eine große Herausforderung ist der Investitionsplan 2025. Wir wollen auch weiterhin Beiträge zu Investitionen leisten, bitten aber um Verständnis, dass wir die Summe mit 5 Mio. Euro für die nächsten 5 Jahre gedeckelt haben. Auch Beiträge für Investitionen der Schultz-Gruppe sind in diesen 5 Mio. Euro enthalten“, so Mattersberger.

Die Jahresrechnung 2018 wurde bei vier Stimmenthaltungen genehmigt, die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgte mit 7 Gegenstimmen. Auch die Beschlussfassung über die Beteiligung des TVBO an der Lienzer Bergbahnen AG in Höhe von 420.000 Euro erfolgte mit 7 Gegenstimmen. „Mit dieser Aktienzeichnung wird ein Meilenstein gesetzt. Die Mittel werden für die Beschneiung verwendet. Auch die Stadtgemeinde Lienz beteiligt sich mit dem gleichen Betrag“, sagte Franz Theurl dazu.

 

FH-Prof. Mag. Hubert Siller: „Sicherheit ist das stärkste Argument für eine Destination. Mit dem Coronavirus betrifft dies nun auch die gesundheitliche Situation. Im Zentrum Europas sind durch das Virus erstmals seit Jahrzehnten massive Einschränkungen zu erwarten. Wenn wir die Krise durchtaucht haben, wird es aber wieder nach oben gehen!“

 

Unter dem Titel „Destinationserfolg ist kein Zufall“ sprach im Anschluss FH-Prof. Hubert Siller über den Alpentourismus im Wettbewerb und über Zukunftsthemen. „Der Alpentourismus bewegt sich auf hohem Niveau. In den Alpen werden über 14% aller Nächtigungen in den 28 EU-Mitgliedsländern erzielt – Tendenz steigend“, so Siller. Er sprach vom Wintertourismus als „Lebensader“. „Wertschöpfung wird vor allem im Winter erzielt. Der Skitourismus ist dabei der Wertschöpfungstreiber. Auch die Themen Spaß und Unterhaltung sind bei Wintergästen stark verankert. Durch das Reisen wollen wir vor allem Sehnsüchte stillen und aus der selbst geschaffenen Realität in Gegenwelten flüchten. Wir wollen aus dem Alltag ausbrechen. Wir nehmen aus dem Urlaub vor allem starke Erinnerungen an Momente mit. Der Mensch sucht nach Resonanzmomenten, und diese müssen wir als erfolgreiche Destination erzeugen“, so Siller.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: EXPA/Johann Groder

10. März 2020 um