Genossenschaften feierten 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Bei einer Festveranstaltung in der LLA Lienz gedachten die Raiffeisen-Genossenschaften des großen Sozialreformers und Gründervaters der Genossenschaften.

Solidarität und Hilfe zur Selbsthilfe – nach diesen Prinzipien lebte und wirkte Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Heuer jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal. Die Osttiroler Raiffeisenbanken gedachten am Dienstag, 26. Juni, gemeinsam mit allen Raiffeisen-Genossenschaften der Region in der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz ihres Gründervaters. Die Begrüßung der zahlreich erschienenen Funktionäre nahm LA Hermann Kuenz, Obm.-Stv. des Raiffeisenverbandes Tirol, vor. „Jede Genossenschaft leistet sehr viel für das Gemeinwohl in Osttirol. Dies beweisen nicht zuletzt unsere noch ganz jungen Genossenschaften – der Talmarkt Matrei und die Almsennerei Tauer“, so Martin Brugger, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Matrei und Repräsentant der Osttiroler Raiffeisenbanken.

 

Justus Reichl: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele. Diese Grundidee Raiffeisens und die Kernwerte des Wirtschaftsmodells Genossenschaft liegen laut Umfragen im Trend. Vielleicht haben Genossenschaften ihre große Zukunft noch vor sich.“

 

Die fünf selbstständigen Raiffeisenbanken und die Bankstelle Lienz der RLB erzielen eine Bilanzsumme von 850 Mio. Euro. 146 Mitarbeiter betreuen ein Geschäftsvolumen von 1,8 Mrd. Euro und erwirtschaften ein Betriebsergebnis von rund 6,5 Mio. Euro pro Jahr. „Die Raiffeisenbanken sind damit nicht nur ein wesentlicher Wirtschaftsmotor für die Region, sondern vor allem auch Arbeitgeber und Kommunalsteuerzahler“, so Brugger. Die Begriffe „Verantwortung“ und „Vertrauen“ stellte Wolfgang Moosbrugger, Obmann des Raiffeisenverbandes Tirol, in den Mittelpunkt seiner Rede. „Die Stärke der Genossenschaften liegt in der Regionalität. Wir machen Geschäfte mit Menschen, die wir kennen“, so Moosbrugger.

 

Josef Lugger erhielt das Ehrenzeichen in Silber des Raiffeisenverbandes Tirol aus den Händen von Obmann Wolfgang Moosbrugger (links) und Obm.-Stv. LA Hermann Kuenz (rechts)

 

Einen durchaus auch kritischen Blick auf das Bild der Raiffeisenbanken in der Öffentlichkeit warf Justus Reichl vom Österreichischen Raiffeisenverband. Er war 16 Jahre Benediktiner in Göttweig und hat früher auch als Seelsorger und Religionsprofessor gewirkt. „Wie im kirchlichen Umfeld müssen auch bei den Raiffeisengenossenschaften gewisse Dinge wieder mehr in Bewegung kommen. Wir müssen die positiven Werte der Genossenschaft, die ich als Schätze bezeichnen würde, in einer Sprache nach außen kommunizieren, die vor allem auch die jungen Leute verstehen“, so Reichl. In einer Zeit, die immer undurchsichtiger werde, sei genau das Genossenschaftsmodell ein Ausdruck „gesunden Wirtschaftens“. „Die Raiffeisenbanken und -genossenschaften zeigen, dass man verstehbar, also regional, und gestaltbar – durch Mitwirkung der Funktionäre und Mitglieder – wirtschaften kann. Vor allem muss Wirtschaften aber mit Sinn erfüllt sein, und das sieht man einmal mehr am Talmarkt Matrei und an der Almsennerei Tauer hier in Osttirol“, betonte Reichl.

 

Raiffeisen-Genossenschaften in Österreich

1.500 Genossenschaften – 4.600 Betriebsstandorte
4 Sparten (Geld, Ware, Milch, Sonstige)
16.000 ehrenamtliche Funktionärinnen und Funktionäre
60.000 MitarbeiterInnen
4 Millionen Kunden

 

Zum Abschluss wurde dem Obertilliacher Touristiker, Gastwirt, Landwirt und Bergbahnen-Geschäftsführer Josef Lugger das Ehrenzeichen in Silber des Raiffeisenverbandes Tirol verliehen. „Josef Lugger gilt als Inbegriff eines Genossenschafters und als Tourismuspionier in seiner Gemeinde. Wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat er die Realität klar erkannt, Visionen und Ziele formuliert und vor allem selbst Hand angelegt. Der Erfolg von Obertilliach als Tourismusgemeinde ist unmittelbar mit dem Namen Lugger verbunden“, so Hermann Kuenz bei der Überreichung des Ehrenzeichens.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Grafik Zlöbl GmbH

28. Juni 2018 um