Freiwillige arbeiten auf Umweltbaustelle des Alpenvereins auf der Göriacher Alm

Drei Mädchen und zwei Burschen packen eine Woche lang auf der Umweltbaustelle im Debanttal kräftig an, um durch „Schwendmaßnahmen“ wertvolle Weideflächen zu erhalten.

Die Obere Göriacher Alm liegt auf 1.900 Metern Seehöhe im Debanttal. „Gemeinsam mit der Unteren Göriacher Alm ist das Almgebiet ca. 320 Hektar groß, knapp die Hälfte davon sind Weideflächen. Wir sind sehr froh, dass die freiwilligen HelferInnen der Alpenvereinsjugend im Rahmen dieser Umweltbaustelle Schwendmaßnahmen durchführen. So kann wertvolle Weidefläche erhalten werden“, freut sich Alpinteressentschafts-Obmann Martin Nußbaumer.

 

Kurze Rast auf dem steilen Hang

 

Die Arbeiten werden im Rahmen einer Umweltbaustelle der Alpenvereinsjugend durchgeführt. „Bei Umweltbaustellen helfen Freiwillige im Alter von 16 bis 30 Jahren mit. Wir sind alle aus der Stadt, und für uns ist es natürlich ein außerordentliches Erlebnis, hier auf einer Alm zu arbeiten. Besonders begeistert sind wir auch von der urigen Almhütte, in der wir von 5. bis 11. Juli leben dürfen. Die Arbeit am steilen Hang ist zwar schwer, aber am Abend genießen wir die Ruhe hier oben“, berichtet Anna-Lena Neunteufel aus Wien. Sie studiert so wie Ivana und Paulina Umwelt- und Ressourcenmanagement an der Uni Wien und macht genauso bei der Umweltbaustelle mit, wie der Techniker Günther aus Oberösterreich sowie Till aus Thüringen, der vor Kurzem sein Abitur abgeschlossen hat. Barbara Hofmann betreut die Gruppe als Projektleiterin.

 

v.l.n.r.: Martin Nußbaumer (Obmann Alpinteressentschaft Göriacher Alm), Barbara Hofmann (Projektleiterin Alpenverein), Dr. Anton Bergmann (Hirte), Anna-Lena Neunteufel (Alpenvereinsjugend)

 

Die Jugendlichen befreien einen steilen Hang im Ausmaß von etwa einem Hektar auf der Oberen Göriacher Alm von Gebüsch und Gestrüpp. Entfernt werden vor allem Wacholder- und Almrosen-Stauden. „Ohne die Schwendmaßnahmen wandert die Waldgrenze immer weiter nach oben, und die Weidefläche verliert damit nach und nach ihre Funktion“, so Obmann Martin Nußbaumer. „Die Arbeiten finden in Absprache mit dem Nationalpark statt, wodurch einerseits bereits überwachsene Flächen wieder nutzbar und andere wieder zeitweise der Natur überlassen werden. Beides zusammen erhöht die Struktur- und Artenvielfalt und schützt die für den Naturschutz so wichtigen mageren Weideflächen“, berichtet Anna-Lena.

 

 

Die Alpinteressentschaft besteht aus 14 Landwirten, die 120 Stück Rinder, fünf Pferde und etwa 100 Schafe auftreiben. Bereits den 3. Sommer ist der pensionierte Tierarzt Dr. Anton Bergmann als Hirte auf der Alm tätig. „Bis jetzt weideten die Tiere auf der Unteren Alm, in den nächsten Tagen werden wir sie auf die Obere Alm treiben. Ich bin jeden Tag unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Meine Tochter und mein 11-jähriger Sohn unterstützen mich dabei. Wenn tierärztliches Eingreifen erforderlich ist, verständige ich den Besitzer des Tieres und meine Frau, die eine Tierarzt-Praxis in Lienz betreibt“, berichtet Bergmann.

 

Nach getaner Arbeit genießen die Jugendlichen die Ruhe und das einfache Leben auf der Alm.

 

Nach einem Jahr Pause nimmt die Alpinteressentschaft heuer zum 2. Mal das Angebot der Alpenvereinsjugend in Anspruch, Arbeiten im Rahmen einer Umweltbaustelle durchzuführen. „Ich hätte mir ursprünglich nicht gedacht, dass Jugendliche aus der Großstadt so kräftig und fleißig anpacken können. Ohne diese Schwendarbeiten würde die Alm immer mehr zuwachsen. Aufgrund geänderter Familienstrukturen wird es immer schwieriger, Leute für solche Arbeiten zu finden. Ich glaube, es profitieren beide Seiten von der Umweltbaustelle“, meint Martin Nußbaumer.

 

 

Dem kann Anna-Lena nur zustimmen. „Es handelt sich um eine sehr anstrengende, besonders aber um eine äußerst sinnvolle Arbeit. Das Wichtigste am Schwenden ist die Regelmäßigkeit. Die Flächen sind nicht nur Heimat für das Weidevieh, auch unzählige Pflanzenarten und Insekten finden hier Platz – und diese gilt es, zu schützen. Außerdem wird durch das Schwenden das optische Bild der Kulturlandschaft massiv verbessert“, sagt die Wiener Studentin. Dabei darf natürlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen. „Mitte der Woche haben wir einen Wandertag eingelegt, und der Aufenthalt auf der Almhütte ohne Strom und warmes Wasser ermöglicht es uns, einmal so richtig abzuschalten und uns vom Alltagsstress in der Großstadt zu erholen“, betont Anna-Lena Neunteufel abschließend.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Alpenvereinsjugend, Osttirol heute/Mühlburger

09. Juli 2020 um