Folge deinem Fluss: Weitwanderweg „Iseltrail“ in Lienz offiziell eröffnet

Von der Mündung der Isel in die Drau bis zum Ursprung am Umbalkees führt der 74,19 km lange Weitwanderweg in 5 Etappen entlang eines der letzten frei fließenden Alpenflüsse.

An der Isel-Mündung in Lienz versammelten sich Donnerstagvormittag, 16. Juli, Vertreter von Land, Gemeinden, Wirtschaft, Tourismus, des Nationalparks Hohe Tauern und von Naturschutzorganisationen, um die Eröffnung des neuen Iseltrails zu feiern. Seit drei Jahren beschäftigt sich der Tourismusverband Osttirol in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Hohe Tauern, dem Wasserbauamt sowie vielen Akteuren und Professionisten mit dem Projekt eines Weitwanderweges, der entlang der Isel vom Ursprung bis zur Mündung führt. „Hier begegnen sich zwei Flüsse auf ihrem Weg zum Meer. Der Iseltrail ist mehr als ein Weitwanderweg. Er ist ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und eine Liebeserklärung an den Herzfluss vieler OsttirolerInnen und ihrer Gäste“, so Franz Theurl, Obmann des Tourismusverbandes Osttirol, einleitend.

 

Tourismusobmann Franz Theurl: „Die Isel hat auch ohne Kraftwerk viel Energie geliefert. Zahlreiche Menschen haben sich für den Schutz dieses Gletscherflusses eingesetzt, allen voran Dr. Wolfgang Retter. Ich möchte ihn daher auch als ,Urvater‘ des Iseltrails bezeichnen. Wolfgang, wir haben es geschafft!“

 

Besonders gewürdigt wurde bei der Eröffnung Dr. Wolfgang Retter, der sich seit den 1970er-Jahren für den Schutz der Isel und die Nominierung als Natura 2000-Gebiet einsetzt. „Gute Dinge brauchen Zeit. Ich bin heute sehr zufrieden und bedanke mich bei allen, die sich in all den Jahren schützend vor die Isel gestellt haben. Der Tourismusverband hat mit dem Iseltrail nun einen letzten großen Stein in der Schutzmauer um die Isel geschaffen“, so Retter.

 

Dr. Wolfgang Retter: „Die Isel war seit den 1970er-Jahren von Kraftwerksprojekten bedroht. Heute bin ich sehr froh, dass einer der letzten Alpenflüsse, der frei fließen kann und nicht von Staumauern beeinträchtigt ist, als Lebens- und Erholungsfluss, aber auch als Beispielfluss für die Wissenschaft, erhalten bleibt und als Natura 2000-Gebiet gewidmet ist.“

 

„Rund 7,5 Jahre bin ich nun schon in den intensiven Kampf um die Isel und den Schutz des Gebietes eingebunden. Es gab intensive Debatten um Natura 200o im Iseltal und darüber hinaus. Wichtig war mir immer, dass es zu einer Lösung kommt, die fachlich fundiert und vor allem auch von der Bevölkerung getragen ist. Ich bedanke mich bei allen, die über Jahrzehnte dafür gekämpft haben, dass dieser Fluss unverbaut und unberührt bleibt“, betonte LH-Stv. Ingrid Felipe in ihrer Rede. Die offizielle Segnung des Iseltrails nahm Pater Martin vor. Er überreichte eine Pilgermuschel an Tourismusobmann Franz Theurl.

 

LH-Stv. Mag. Ingrid Felipe: „Ich war gerade einmal zwei Wochen im Amt, als ein Anschreiben der EU-Kommission bezüglich Nachnominierung von Natura 2000-Gebieten auf meinem Schreibtisch landete. Ich war damals einigermaßen überfordert und habe mich deshalb an den heutigen Gesundheitsminister Rudi Anschober gewandt. Meine Lehren aus der Diskussion und den intensiven Debatten: Was wirklich zählt, ist der lange Atem. Man muss überzeugen und darf den Konflikt nicht scheuen. Vor allem aber muss man standhaft bleiben!“

 

Der Iseltrail

Mit einer Gesamtlänge von 74,19 Kilometern und 2.169 Höhenmetern bergauf gliedert sich der Iseltrail in unterschiedlich lange Teil-Abschnitte, die zwischen den Ortschaften Möglichkeiten zur Verpflegung und Übernachtung bieten. Den Iseltrail kann man daher recht flexibel begehen – je nach Lust und Laune, Kondition und Erholungsbedürfnis.

Empfohlen werden 5 Tagesetappen:
1. Lienz – St. Johann im Walde
2. St. Johann im Walde – Matrei in Osttirol
3. Matrei in Osttirol – Prägraten am Großvenediger
4. Prägraten am Großvenediger – Clara Hüte
5. Clara Hütte – Gletscherzunge am Umbalkees – Tal-Abstieg nach Ströden

Das Naturwunder Isel

Nur wenige große Flüsse in den Alpen können heute noch frei fließen und sind unbeeinträchtigt von Staumauern. Die Isel zählt neben dem Lech in Nordtirol und dem Tagliamento in Friaul zu diesen letzten großen alpinen Wildflüssen Mitteleuropas. Nirgendwo ist ihre Wasserfülle für energiewirtschaftliche Zwecke gestaut oder in Kraftwerke abgeleitet. Über weite Strecken weist die Isel daher einen ungezügelten, sich stetig verändernden Flussraum mit einer besonderen Vielfalt an seltenen Lebensgemeinschaften und Arten auf. Das macht auch das einzigartige Naturerlebnis am Iseltrail aus.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

16. Juli 2020 um