Osttiroler Jungunternehmer setzt auf traditionelle Holzveredelung

In Japan wird seit Jahrhunderten karbonisiertes Holz für die Gestaltung von Fassaden verwendet. Jetzt erobert das „Yakisugi-Holz“ auch unsere Region.

Bau- und Wohn-Trends drehen sich nicht immer nur um neue Ideen. Nicht selten nehmen sie auch Anleihen aus der Vergangenheit, indem sie alten Techniken neues Leben einhauchen. Ein perfektes Beispiel dafür ist das „Flämmen“ von Holz, eine insbesondere in Japan schon in früheren Zeiten gepflegte, traditionelle Technik der Holzbehandlung. Im Japanischen bedeutet „Yakisugi“ so viel wie „gebrannte Zeder“, was darauf hinweist, dass im Land der aufgehenden Sonne bevorzugt Zedernholz für die Behandlung mit Feuer herangezogen wurde.

„Bei dieser Technik der Holzveredelung wird die oberste Holzschicht kontrolliert verkohlt“, erklärt René Wibmer das Prinzip von Yakisugi. Der Osttiroler hat sich intensiv mit der traditionellen Konservierungsmethode auseinandergesetzt und will dieser nun im Rahmen seiner Firma Flammholz e.U. auch bei uns zum Durchbruch verhelfen. „Eigentlich möchte man“, wie René sagt, „annehmen, dass Feuer der natürliche Feind jeden Holzes sei. Doch das stimmt so nicht“, betont er. „Denn: Wie in den meisten Dingen des Lebens kommt es auf die Dosierung an. Bauphysikalisch werden die Zellen im Material durch das Abflämmen verdichtet, womit ein natürlicher Schutz vor Schimmelpilzen, Fäulnis und Wasser entsteht. D.h. die Haltbarkeit des Holzes erhöht sich enorm – und dies ohne Chemie, Farben oder Ähnliches.“

René Wibmer stammt aus Matrei i.O. und hat als gelernter Maschinenbautechniker zunächst berufliche Erfahrungen außerhalb des Bezirkes Lienz gesammelt, bevor er als Vertriebsleiter zur Firma LIOT nach Osttirol wechselte. Im Zuge des Umbaus des Elternhauses seiner Partnerin in St. Jakob i.D. stieß der vielseitig Interessierte bereits 2021 auf der Suche nach einer nachhaltigen Oberflächenbehandlung von Holz auf das alte Yakisugi-Wissen. „Wir entschlossen uns, es zu versuchen und waren alle vom Ergebnis des Bauprojektes mehr als begeistert“, erinnert er sich zurück. Beim Haus Arnika wurden die komplette Holzfassade, der Dachstuhl sowie alle Balkone in gebranntem und gewaschenem Flammholz ausgeführt. „Durch die Verwitterung ist in kurzer Zeit eine exklusive Optik mit Altholz-Charakter entstanden. Neben diesem ästhetischen Gesichtspunkt ist hervorzuheben, dass im Prinzip auf Lebenszeit kein Behandeln und kein Streichen der Holzflächen notwendig sein wird“, so René.

 

Durch das Beflammen unter definierten Bedingungen karbonisiert das Holz in seiner oberen Schicht und verändert seine Eigenschaften, was in einer ganz besonderen Altholz-Optik den natürlichen Charakter prägend sichtbar macht.

 

2022 brachte er die althergebrachte Methode des Holzflämmens erneut zum Einsatz – dieses Mal bei der Renovierung einer Alm in Hopfgarten i.D. „Die neuen, massiven Holzfertigteile konnten durch das Flämmen farblich sehr gut an den bestehenden Unterteil der Almhütte angepasst werden“, berichtet er und meint, dass in ihm während der Renovierungsarbeiten auch die Idee zur Gründung einer eigenen Firma reifte. Als es dann zeitgleich im Betrieb seines Arbeitgebers zu größeren Umstrukturierungen kam, beendete er seine dortige Tätigkeit und gründete mit 1. April 2023 sein eigenes Unternehmen.

 

Beim Prozess des kontrollierten Verbrennens kommen individuelle Maser- und Faserstrukturen zum Vorschein. Auch ohne zusätzliche chemische Oberflächenbehandlung bleibt das geflämmte Holz gegen Witterungseinflüsse resistent.

 

Der Firmensitz von Flammholz e.U. befindet sich in St. Jakob i.D., die Betriebsstätte in der Gemeinde Oberlienz. Hier hat sich René Wibmer in einem Bestandsgebäude eingemietet und verfolgt von dort aus schon seine ersten Projekte als Unternehmer. Er sucht den Kontakt zu Kunden und Partnerfirmen und steht Zimmerei- und Tischlereibetrieben, Künstlern, Architekten, aber auch privaten Bauherren für Anfragen unter der Tel.: 0699/18048190 gerne zur Verfügung.

 

Die innere Schönheit von Holz ans Licht zu bringen, erfordert Zeit, Geduld und Erfahrung. Jede Stufe des Flämmens verlangt Aufmerksamkeit, Erfahrung und Fingerspitzengefühl – und belohnt mit beeindruckenden Oberflächen und Details.

 

Wichtig ist es ihm, abschließend nochmals die vielen Vorteile des Yakasugi-Holz herauszustreichen. „Es gibt nicht bloß einen Typ des Flammholzes. Vielmehr ergeben sich durch verschiedene Holzarten auch verschiedenste Qualitäten und Optiken. Lässt man das Holz nach dem oberflächlichen Flämmen unbehandelt, weist es eine in der Sonne glänzende, charakteristische Zeichnung auf, die im Laufe der Zeit eine schöne Patina entwickelt. Das Holz kann zusätzlich mit natürlichem Öl nachbehandelt werden, was die Kohle- und Ascheschicht weiter aushärtet. Man kann das Holz aber nach dem Anbrennen auch bürsten und anschließend ölen. Dann kommt die ursprüngliche Maserung wieder zum Vorschein und dennoch bleibt das Holz erhöht witterungsresistent – und sieht nebenbei auch noch edel aus. Flammholz überzeugt nicht nur im Außenbereich, es eignet sich ideal auch für Anwendungen im Interieur und bei Designs, bei denen der spezielle Charakter des Holzes zum Tragen kommen soll, aber etwas mehr Pfiff und Ausgefallenheit erwünscht sind.“

www.flammholz.at

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: © flammholz, Martin Lugger

23. Mai 2023 um