Durchstich am Hochtor mit Segen von „höchster Stelle“

Nachdem die Räumung der Großglockner Hochalpenstraße heuer mit Verspätung startete, trafen sich die Räumtrupps nun am 25.5. zum Durchstich am Hochtor.

Nachdem am 7. Mai die Eigentümer der GROHAG (Großglockner Hochalpenstraßen AG) trotz der schwierigen COVID-19-Situation und prognostizierter Verluste den Beschluss zur Öffnung der Hochalpenstraße gefasst hatten, starteten knapp 20 fachkundige und hochgebirgserfahrene Mitarbeiter umgehend ihre Arbeiten von Norden in Fusch an der Großglocknerstraße/Ferleiten und von Süden von Heiligenblut am Großglockner aus. Im Rahmen der Schneeräumung waren dazu auch Felsabsicherungen, Lawinensprengungen, das Beseitigen der Vermurungen vom Herbst 2019, die Auswinterung von 130 Hoch- und Kunstbauten sowie die Errichtung von kilometerlangen Weidezäunen und das Montieren der Leitschienen auf knapp 50 Kilometern notwendig.

Bereits am 11. Mai erreichten die Trupps auf der Nordseite die Kehre 7. Auf der Südseite frästen sich die erfahrenen Arbeiter ebenso rasch bis zum Wallackhaus auf über 2.300 m Seehöhe durch. Der Grund für das schnelle Vorankommen in diesem Jahr: In den niedrigeren Regionen hatte heuer die Sonne bereits einen guten Teil der „Räumarbeiten“ geleistet, jedoch führten der Schneedruck und die teilweise Schmelze auch zu sehr schwerem und nassem Schnee. Peter Embacher, Chef-Schneeräumer, berichtet mit einem Schmunzeln auch von „putzigen“ Begleitern: „Nachdem wir mit der Räumung begonnen hatten, beobachteten uns immer wieder Murmeltiere bei unserer Arbeit. Es scheint fast so, als würden sie schon die BesucherInnen der Großglockner Hochalpenstraße vermissen.“

Am 25.5. um die Mittagszeit war es dann so weit: Der traditionelle Durchstich am Hochtor – der Passhöhe und Grenzlinie der beiden Bundesländer Kärnten und Salzburg in 2.504 m Seehöhe – konnte vor dem Hintergrund der allgemein bekannten schweren Bedingungen erfolgreich absolviert werden. Außergewöhnlich war auch, dass der Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner, und der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz, Diözese Gurk-Klagenfurt, bei diesem Ereignis anwesend waren und den „GROHAGlern“ sowie allen, die in diesem Sommer die Großglockner Hochalpenstraße besuchen werden, ihren Segen spendeten.

Für die Bischöfe von Salzburg und Kärnten stand der Durchstich am Großglockner gerade in diesem Jahr auch unter einem besonders positiven Licht der guten Verbindung von Salzburg und Kärnten: Nach der Ernennung von Josef Marketz zum 66. Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt durch Papst Franziskus erfolgte nämlich am 2. Februar 2020 im Dom zu Klagenfurt die Bischofsweihe just durch Franz Lackner, Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz.

Der Salzburger Erzbischof freute sich, bei diesem Ereignis dabei zu sein: „Was hier Jahr für Jahr durch den Glauben und den Einsatz vieler Menschen geleistet wird, kommt dem Jesus-Wort nahe: ‚Euer Glaube vermag Berge zu versetzen‘. Den Großglockner, der hier so herrlich emporragt, sicher befahren zu können, verdanken wir den vielen, die die Straßen und Pfade räumen und sichern. Ein herzliches Vergelt’s Gott.“ Der Kärntner Bischof Josef Marketz ergänzte: „Im Namen aller, die in den nächsten Wochen und Monaten diese wundervolle Berglandschaft mit dem höchsten Berg Österreichs, die herrliche Natur mit den vielfältigen Wundern der Schöpfung erleben dürfen, danke ich denjenigen, die mit so großem Einsatz zusammengearbeitet und den heutigen Durchstich möglich gemacht haben.“

Zuletzt waren die beiden „zuständigen” Bischöfe am 3. August 1935 im Rahmen der international beachteten Eröffnungsfeierlichkeiten der Großglockner Hochalpenstraße „am Großglockner“ mit dabei. Damals zelebrierten der Salzburger Fürsterzbischof Sigismund IV. von Waitz und der Kärntner Bischof von Gurk-Klagenfurt, Adam Hefter, gemäß dem an den Portalen des Hochtor-Tunnels in Stein gemeißelten Glockner-Leitspruch „IN TE DOMINE SPERAVI“ die Festmesse, und oberhalb des Hochtors schoss eine Gebirgshaubenbatterie 101 Salutschüsse ab. Danach erfolgte die Glocknerfanfare, und Bundespräsident Wilhelm Miklas erklärte  die Straße für eröffnet.

Freie Fahrt auf der Großglockner Hochalpenstraße ab 27. Mai

Es ist ein einzigartiges Gefühl, mit dem Auto oder dem Motorrad mächtige Schluchten aus Schnee und sensationelle winterliche Hochgebirgsausblicke zu „erfahren”. Ab 27. Mai 2020 ist das wieder für alle Verkehrsteilnehmer möglich. Die Gletscherstraße zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe wird am 29. Mai für den Verkehr freigegeben. Auch die bewirtschafteten Hütten, Shops und Gasthäuser öffnen nun mit Corona bedingter Verspätung wieder ihre Türen – selbstverständlich unter Einhaltung aller geltenden Sicherheits- und Hygienebestimmungen.

 

In den höheren Lagen gab es für die vier Wallack-Rotationspflüge mit den Namen Jörgen, Oskar, Ander und Eisbändiger wieder viel zu tun. Insgesamt wurden 400.000 Kubikmeter Schnee und Eis geräumt, was der Länge eines mit Schnee befüllten Güterzuges mit knapp 200 km – also der Strecke Linz bis Wien – entspricht.

 

Text: Redaktion, Fotos: © grossglockner.at/Franz Neumayr

25. Mai 2020 um