Drei Osttiroler Landwirte starten mit der „Dolomitengans“ in die erste Weidesaison

Mit dem Umzug der 300 Junggänse vom Aufzuchtstall auf die Weide beginnt nun die 20-wöchige Weidehaltung. Zu Martini im November kann man das „Ganslfleisch“ bereits genießen.

Das Geschnatter im Lienzer Talboden beginnt. „Vor drei Wochen haben wir unsere Gössel – so nennt man die Gänseküken – im Alter von nur einem Tag vom Ganslhof Maringer aus Oberösterreich geliefert bekommen und mit der pflegeintensiven Aufzucht begonnen“, berichtete Johannes Kuenz beim Umzug der jungen Gänse auf die etwa 2,5 Hektar große Weide in Lavant. Martinigänse haben in Österreich eine lange Tradition. 2018 kam nur jede 4. Martinigans auf Österreichs Tellern von heimischen Bauern. „Das brachte uns auf die Idee, die Arbeitsgemeinschaft ,Dolomitengans‘ zu gründen. Seit Weihnachten beschäftigen wir uns intensiv mit der naturnahen Aufzucht von Gänsen“, so Kuenz.

 

Florian Kuenz: „Gänse eignen sich durch ihren speziellen Magen für eine schonende und extensive Haltung auf saftigen Wiesen. Unsere Wiesen werden seit diesem Jahr biologisch bewirtschaftet, und es ist uns besonders wichtig, dass sich die Gänse rundum wohl fühlen.“

 

Die im Frühjahr 2020 gegründete Arbeitsgemeinschaft besteht aus den Familienbetrieben von Klemens und Elisabeth Kreuzer (Simeterhof in Lavant), Johannes und Sabine Kuenz (Kuenzhof in Dölsach) sowie Florian und Johanna Kuenz (Oberbacherhof in Lavant). „Die Küken haben sich prächtig entwickelt und unternahmen in den letzten Wochen immer wieder kleine Ausflüge auf die Felder rund um ihre Kinderstube“, freut sich Klemens Kreuzer. Am Dienstag, 30. Juni, erfolgte der Umzug der Jungtiere vom Aufzuchtstall auf die Weide. „Nun geht es täglich an die frische Luft, wo sich die 300 Weidegänse von saftigen Gräsern und schmackhaften Kräutern ernähren“, so Florian Kuenz. Am Tag weiden die jungen Gänse nun im Freien. Die Nächte verbringen die Tiere im Stall, um vor Fuchs, Marder & Co. geschützt zu sein.

 

Johannes Kuenz: „Wir sehen derzeit, was passiert, wenn Lebensmittel industriell erzeugt werden. Die Rabattschlachten von Supermärkten fördern solchen Entwicklungen. Wir wollen regional, nachhaltig und mit Respekt vor den Tieren besonders wertvolles Fleisch erzeugen!“

 

Zu Martini – also in etwa 20 Wochen – kann man das Gänsefleisch aus Osttirol bereits genießen. Geschlachtet werden die Weidegänse direkt am Hof von einer mobilen Schlachterei. „Wir werden die 300 Gänse an zwei Terminen schlachten. Das bedeutet weniger Stress für uns und für die Tiere. Eine Hälfte wird ab Mitte Oktober zur Verfügung stehen, der Rest pünktlich zu Martini“, berichtet Florian Kuenz. Und sein Bruder Johannes ergänzt: „Die Vorfreude auf die Martinigansln ist nicht nur bei uns sehr groß und die Zustimmung überwältigend. Den größeren Teil werden wir an Private verkaufen. Wir sind aber auch mit Spitzengastronomen im Gespräch, und sie haben sich äußerst interessiert gezeigt. Kosten wird das Fleisch 20 Euro pro Kilo. Eine Gans erreicht ein Gewicht von etwa 4 bis 6 Kilogramm. Vorbestellungen nehmen wir natürlich ab sofort gerne entgegen.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

30. Juni 2020 um