Campus Technik Lienz feierte erstmals bei „Dies Academicus“

„Mechatronik made in Lienz“ und die Tiroler Technologieoffensive standen im Mittelpunkt des akademischen Feiertages am Freitag, 9. November, am Campus Technik Lienz.

Tilmann Märk, Rektor der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, und Sabine Schindler, Rektorin der UMIT (Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik), luden erstmals zu einem akademischen Feiertag in den Campus Technik Lienz. Neben zahlreichen Vertretern aus Wirtschaft und Industrie nahmen auch Landesrat Bernhard Tilg und die Lienzer Bürgermeisterin LA Elisabeth Blanik am Festakt teil. „Mit dem Mechatronik-Studium in Lienz ist ein großer Wurf gelungen. Der Wettbewerb um die besten Köpfe nimmt rasant zu. Unis sind die idealen Bildungsstätten, um einerseits laufend neues Wissen zu generieren und andererseits dieses direkt an die Studierenden weiterzugeben”, so Märk in seiner Begrüßungsrede.

 

Bgm. Elisabeth Blanik: „Die Schaffung von dezentralen Hochschulstandorten sind wichtige Schritte des Landes, um Innovationspotenzial in den peripheren Raum zu bringen. Dieser Weg muss mit großer Energie weitergegangen werden.”

 

UMIT-Rektorin Sabine Schindler bezeichnete den Campus Technik Lienz als „physisch sichtbare Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft”. „Der Campus in Lienz ist inzwischen vor allem auch zu einem Ort der Begegnung geworden. Man spürt den universitären Spirit in diesem gelungenen Neubau. Aktuell gibt es hier 20 Studierende. Hier sehe ich noch Luft nach oben”, so Schindler. Als 2014 die ersten Gespräche zur Einrichtung eines Universitätsstudiums stattgefunden hätten, habe man innerhalb einer Stunde gewusst, dass das Stärkefeld Mechatronik Inhalt sein werde, erzählte Landesrat Bernhard Tilg. „Es gibt hier in Osttirol viele ausgezeichnete Technologieunternehmen. Hier in Lienz ist nun ein besonders großes Werk entstanden – clever aufgesetzt, nicht nur was die Architektur betrifft”, so Tilg.

 

LR Bernhard Tilg: „Wir müssen den tertiären Bildungsbereich weiter für die Bezirke aufmachen und so das gesamte Bundesland weiterentwickeln. Neben dem Mechatronik-Studium bringen wir nun auch mit der neuen Pflegeausbildung universitäre Bildung nach Lienz.”

 

Zur Tiroler Techologieoffensive und über regionale Aspekte der Aus- und Weiterbildung im Bereich der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) sprach Werner Ritter, Direktor der Siemens-Niederlassung Innsbruck. Ritter ist auch Mitglied des Universitätsrates und der F&E-Plattform in der Industriellenvereinigung Tirol. „Tirol und seine Universitäten haben sich mit der technikorientierten Bildungsoffensive exzellent entwickelt. Die MINT-Fächer wurden aufgewertet. Auch die Industrie ist sehr aktiv und hat beispielsweise Stiftungsprofessuren ins Leben gerufen. Der Kampf in den Unternehmen um gute Fachkräfte ist genauso entbrannt, wie der Kampf an den Unis um gute Studierende”, so Ritter. Einen gewissen Imageverlust habe leider die Lehre erfahren. „Es ist aber unter anderem auch ein Verdienst unseres dualen Ausbildungssystems, dass wir eine wesentlich geringere Jugendarbeitslosigkeit als in vielen anderen EU-Ländern haben”, betonte Ritter. Für die Zukunft wünsche er sich, dass verstärkt auch Frauen für den Technik-Bereich, die MINT-Fächer und die Industrie gewonnen werden können.

 

Werner Ritter: „Osttirol hat sich zu einem starken Industriestandort entwickelt und muss auch mit Fachkräften versorgt werden. Ziel ist es, aus einer Tech-Region eine Hightech-Region zu machen.”

 

Thomas Ußmüller vom Institut für Mechatronik an der Uni Innsbruck sprach zum Thema „Mechatronik made in Lienz”. „In den Bereichen Elektronik, Maschinenbau und Informatik sind wir in Hall und Lienz sehr gut aufgestellt. Ich beschäftige mich insbesondere mit der Mikroelektronik – eine elementare Technologie, bei der es um sehr kleine Bauelemente und integrierte elektronische Schaltungen geht. Wir arbeiten auch an einem Forschungsprojekt, bei dem es um batterielose Kommunikations- und Sensorplattformen für Industrie 4.0 geht”, so Ußmüller.

 

Thomas Ußmüller: „Ein Alltag ohne Mikroelektronik ist nicht mehr denkbar. Es geht in unseren Projekten vor allem auch um drahtlose Energie- und Datenübertragung. Wir arbeiten beispielsweise an drahtlosen Sensorknoten mit eigens entwickelten integrierten Schaltungen. Die Energieversorgung erfolgt dabei durch die elektromagnetische Welle.”

 

Fadi Dohnal und Martin Pfurner, die beiden wissenschaftlichen Leiter des Campus Technik Lienz, stellten die Aktivitäten am Standort vor. „Unsere Vision ist es, den Campus in Gesellschaft und Wirtschaft als universitären Ausbildungs-, Forschungs- und Entwicklungsstandort zu etablieren. Der dritte Jahrgang des Bachelorstudiums wurde jetzt gestartet, 2019 wird es die ersten Abschlüsse geben”, so Pfurner. Fadi Dohnal stellte die fünf Doktoranden, die derzeit in Lienz an ihrer Dissertation arbeiten, vor. „Es geht uns insbesondere auch um die wissenschaftliche Kooperation mit der Wirtschaft vor Ort. Wie andere Unis auch sind wir Ansprechpartner für Firmen bei technischen Problemen”, so Dohnal.

 

Fadi Dohnal: „Wichtig ist uns neben der Vernetzung mit Wirtschaft und Industrie auch die Internationalisierung. Wir arbeiten z.B. eng mit der ETH Zürich, der University of Southampton oder der Technischen Universität Darmstadt zusammen.”

 

Dohnal und Pfurner berichteten auch von zahlreichen Aktivitäten des Campus, die den Sinn haben, Wissenschaft und Forschung greifbar und die Bildungseinrichtung in der regionalen Gesellschaft bekannt zu machen. „Bei der Langen Nacht der Forschung durften wir z.B. über 800 BesucherInnen hier begrüßen, bei der Kinder-Sommer-Uni machten heuer 280 Kinder mit, und die aktuelle Ausstellung Wirkungswechsel haben bisher allein 700 SchülerInnen gesehen”, so Pfurner.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

10. November 2018 um