„Brüssel meets Osttirol”: Fünf Jahre Zusammenarbeit „Dolomiti Live“

Vertreter*innen der Europäischen Kommission und weiterer beteiligter Stellen machten sich kürzlich im CLLD-Gebiet „Dolomiti Live“ ein Bild über die grenzübergreifende Arbeit.

Im Rahmen einer Studienreise haben Vertreter*innen der Europäischen Kommission, der Verwaltungsbehörde in Bozen und der Regionalen Koordinierungsstellen von Tirol, Südtirol, Kärnten, Friaul-Julisch-Venetien und dem Veneto das CLLD-Gebiet „Dolomiti Live“ besucht. CLLD steht für „community-led local development“ und bedeutet Regionalentwicklung auf lokaler Ebene.

Das Regionsmanagement Osttirol (RMO) ist einer der drei Dolomiti Live Partner. In Zusammenarbeit mit der Landesabteilung Europa und in Abstimmung mit den beiden italienischen Partnern wurden an zwei Tagen ausgewählte grenzüberschreitende CLLD-Projekte in Osttirol, dem Südtiroler Pustertal und dem Alto Bellunese vor Ort präsentiert. Ziel war es, den Kommissionsvertreten den realen Arbeitskontext zu vermitteln, Herausforderungen aufzuzeigen aber vor allem die Erfolge herauszustreichen, die Interreg-Förderungen ermöglichen.

 

Die Studienreise führte auch nach Lienz zum Projekt „Restauration alter Mauern“: Das Handwerk der Restaurierung erfährt immer größere Bedeutung, und das Wissen über diese Techniken ist erhaltenswertes Kulturgut. Foto: RMO

 

Der grenzüberschreitende CLLD-Ansatz im Programm Interreg Italien-Österreich ist einzigartig in Europa und hat somit das Interesse der europäischen Institutionen hervorgerufen. Man arbeitet daran, ihn auch auf weitere europäische Grenzregionen zu übertragen. „In Zusammenarbeit mit unseren ,Dolomiti Live‘-Partnern, dem Regionalmanagement Pustertal und dem Gal Alto Bellunese wurden unterschiedliche Sektoren beleuchtet, die die drei Regionen, Kultur und den innovativen Geist der Zusammenarbeit über die Grenze hinweg veranschaulichen“, erklärte RMO-Geschäftsführer Michael Hohenwarter. Als Leadpartner ist er stolz, dass man in jedem Projekt mit einem österreichischen Partner vertreten ist und alle gesetzten Ziele erreicht hat.

 

Mobilität in ländlichen Regionen: Was kann man von den Erfahrungen von defMobil und e-defMobil aus dem Defereggental auf andere Gemeinden übertragen? Viele Experten sind dazu im Austausch. Foto: LPA Michael Mair am Tinkhof

 

Die Reise in den österreichischen Teil des CLLD-Gebiets führte zunächst nach Assling: Dort ging es um die Projekte „Wiederbelebung der Pflanzenvielfalt im alpinen Anbau“ sowie „Pustertaler Kulturartenvielfalt“. Beide beschäftigen sich mit der Erhaltung der Kulturartenvielfalt von Gemüse, Getreide, Heil- und Gewürzkräutern, der Wissensweitergabe und der Förderung des Anbaus. Gemeinde Assling und BOKU Wien arbeiten hier federführend mit ihren italienischen Partnern zusammen.

In Lienz wurde den Vertreter*innen der Europäischen Kommission das Projekt „Restauration altertümlicher Mauern“ vorgestellt, in dem die Tiroler Fachberufsschule Lienz und die Gemeinde Colle Santa Lucia Wissen und Techniken der Restauration austauschen und die Maurerlehrlinge gerade in einem praktischen Workshop an der Arbeit waren. In Oberlienz, am Sitz der Firma Micado Smart Engeneering GmbH, ging es um die Paradeprojekte „Fall factor reduction“ bei Kletterunfällen, um den „Feinstaub Schutz“ und um „Rettungssysteme für Winteraktivitäten“, bei denen Forschung, TÜV und Testung in der Praxis bei der Entwicklung von Sicherungsgeräten, Lawinensonden und Schutzbrillen im Mittelpunkt stehen.

 

Schnelles Reagieren im Notfall ist wichtig und gibt den Menschen vor Ort aber auch Gästen ein besseres Sicherheitsgefühl. Denn die ersten fünf Minuten geben den Ausschlag. Verfügbare und einfach zu nutzende Technik bieten die Grundlage. Foto: LPA Michael Mair am Tinkhof

 

Die restaurierte St. Laurentiuskapelle auf der Burg Heinfels ist Teil des Dolomiti Live-Projektes „Cultur V+H“, das auch die teilweise Restaurierung der Kirche S. Margherita in Vigo di Cadore umfasste. In Innichen wurde bei einem Halt in den Räumlichkeiten des Weißen Kreuzes das Projekt „Dolo Defi“ vorgestellt. Kooperationspartner im Bezirk Lienz ist das Rote Kreuz Osttirol: Es hat die grenzüberschreitende Verbesserung der Rettungskette durch den Einsatz von Frühdefibrillatoren im Zusammenhang mit dem plötzlichen Herztod zum Inhalt.

Letzte Etappe der Studienreise war schließlich Antholz, um das Projekt „Sich besser in Bergregionen bewegen“ zu präsentieren. Dieses zielt darauf ab, die öffentliche Mobilität in den Gemeinden Rasen-Antholz, Hopfgarten in Defereggen und Val di Zoldo durch innovative ÖV Angebote und Freiwilligendienste zu verbessern. Gina Streit vom RMO verweist auf ein beachtliches Arbeitsergebnis: „Wir haben in dieser Förderperiode 59 grenzüberschreitende Projekte genehmigt, das Budget von fast 6,5 Mio. Euro gebunden und dabei 130 Akteur*innen und Projektpartner zusammengebracht“. 2023 startet die neue Programmperiode, und damit wird die Förderung neuer Projekte möglich sein.

 

Text: Redaktion, Fotos: LPA Michael Mair am Tinkhof, RMO

23. Mai 2022 um