Bioland in Sexten: Milchwirtschaft im Einklang mit der Natur

7 Bauern und die Käsereigenossenschaft Sexten haben sich dem Bioland-Verband Südtirol angeschlossen. Vor allem auch die Gastronomie schätzt ihre Bio-Produkte.

Mitten im Dorfzentrum von Moos liegt in der Hochpustertaler Gemeinde Sexten der Kirschnerhof, den Siegfried Holzer Tschurtschenthaler gemeinsam mit seiner Familie bewirtschaftet. Wir sitzen auf der Terrasse und genießen den herrlichen Ausblick auf die beeindruckenden Gipfel der Sextner Dolomiten. Siegfried ist einer von sieben Bauern, die sich vor rund einem halben Jahr dazu entschlossen haben, einen Vertrag mit dem Bioland-Verband Südtirol abzuschließen und damit die Höfe nach Bioland-Kriterien zu führen.

 

 

„Die Philosophie, im Einklang mit der Natur, vor allem ressourceneffizient und nachhaltig zu wirtschaften, hat uns überzeugt. Wir liefern unsere Milch an die Käserei in Sexten. Im Handel wird sie dann als Bio-Heumilch verkauft. In Kürze soll unsere Milch zudem auch zu verschiedenen Produkten verarbeitet werden, die die Käserei als eigene Biolinie vermarkten wird“, erzählt uns der Sextner Landwirt. Auf seinem Hof hält er 14 Milchkühe der Rasse „Braunvieh“. Vier davon sind OBV’s, also „Original Braunvieh“. Sein Ziel ist es, in Zukunft ausschließlich Tiere dieser Rasse einzusetzen. „Sie sind für die extensive Tierhaltung besonders gut geeignet.“ Die Berglandwirtschaft auf einer Seehöhe von 1.350 Metern mit kurzen Vegetationszeiten ist, wie der Südtiroler erklärt, für die Bioland- Produktion prädestiniert. „Mit unserer Biolinie können wir eine Nische abdecken, die vor allem auch in der gehobenen Gastronomie sehr geschätzt wird.“

 

 

Am Kirschnerhof werden auch fünf Ferienwohnungen angeboten. „Gründe, warum Gäste ihren Erholungs-, Wander- oder Skiurlaub bei uns in Sexten verbringen, sind meiner Meinung nach neben der intakten Natur vor allem auch der Charakter unseres Bergdorfes, das bis heute sehr von der Landwirtschaft geprägt ist. Die Gäste schätzen es, dass sie bei uns Produkte genießen können, die aus der Region stammen bzw. im Dorf produziert und veredelt werden.“

 

 

Siegfried Holzer Tschurtschenthaler ist eines von 59 Mitgliedern der Käsereigenossenschaft Sexten. „Wir beschäftigen 13 Mitarbeiter in der Produktion und im Geschäft. Rund vier Millionen Kilogramm Milch verarbeiten wir jährlich. 1.500 kg Bio-Heumilch liefern allein die sieben Bioland-Bauern täglich an. Die Milch wird bei uns abgefüllt und ist innerhalb von zwei Stunden beim Konsumenten bzw. im Hotel. Wenn wir unseren Umbau Ende 2018 abgeschlossen haben werden, wollen wir die Bio- Heumilch über eine eigene Biolinie vermarkten“, informiert Genossenschafts-Obmann Paul Fuchs.

 

 

Seit 1926 stellt man in der Käserei Sexten hochwertige Produkte aus Milch, die von Sextner Bergbauern angeliefert wird, her. Von Butter, Sahne und Heumilch über Berg- und Schnittkäse bis hin zu Mozzarella und Ricotta reicht das breitgefächerte Sortiment. „Über 80 Jahre traditionsreiches Käsehandwerk haben unsere Käserei zu einem erfolgreichen Käsehersteller gemacht. Unsere vielen Käsesorten werden nach alten Rezepten produziert.“ 45% des Umsatzes erzielt die Käserei allein in Sexten, der Rest der Produkte kommt in Südtirol und in Oberitalien in den Handel. „Uns ist es wichtig, im Zusammenspiel von Tradition und Moderne sowie im Einklang mit der Natur hochwertige Qualitätsprodukte anzubieten. Im regionalen Kreislauf zu arbeiten, bedeutet insbesondere auch, dass Arbeitsplätze geschaffen bzw. erhalten werden können und dass die Wertschöpfung im Tal bleibt“, halten Siegfried und Paul abschließend fest.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol Journal, Käsereigenossenschaft Sexten

19. Juli 2018 um