APG: Neuer Großtrafo im Umspannwerk Lienz erhöht Versorgungssicherheit

Im Zuge eines 30 Mio. Euro schweren Investitionsprogramms wird im Umspannwerk Lienz auch ein aus drei „Trafobänken“ bestehender Großtransformator eingesetzt.

Das Umspannwerk Lienz ist der einzige Strom-Anspeisepunkt für ganz Osttirol aus dem österreichweiten 380/220-kV-Hochpsannungsnetz der Austrian Power Grid und deshalb besonders wichtig für die Stromversorgung in der Region. „Nach rund 60 Jahren Betriebsdauer sind Teile der Anlage sanierungsbedürftig. Seit Herbst 2016 erneuern wir daher schrittweise die 220-kV-Schaltanlage, über welche die regionalen Leitungen der TINETZ-Tiroler Netze GmbH aus dem überregionalen APG-Netz versorgt werden – damit der Strom auch in den nächsten Jahrzehnten bei allen Haushalten und Unternehmen verlässlich aus der Steckdose kommt“, sagte Projektleiter Wolfgang Ranninger bei der Anlieferung des hochmodernen Großtransformators am Montag, 28. September, im Umspannwerk Lienz in Nußdorf-Debant. Die Bauzeit betrage insgesamt sechs Jahre – von Herbst 2016 bis Herbst 2022. „Die durch den coronabedingten Lockdown im März entstandene Bauverzögerungen wurden inzwischen wieder aufgeholt. Aus heutiger Sicht steht dem planmäßigen Projektabschluss nichts im Wege“, so Ranninger.

 

 

167-Tonnen-Schwerlasttransport: Trafo-Lieferung in drei Einzelteilen

Teil des Megaprojekts ist auch ein neuer 380/220-kV-Transformator um 7,5 Mio. Euro. Aufgrund seiner Dimensionen gelangte dieser in drei Einzelteilen, so genannten „Trafobänken“, mit einem Transportgewicht von je 167 Tonnen und einer Länge von 7 Metern, per Bahn vom Siemens-Werk in Weiz (Steiermark) über einen direkten Gleisanschluss unmittelbar ins Umspannwerk. „Zwei der drei Trafobänke sind in den vergangenen Wochen bereits angekommen und stehen schon auf ihren Fundamenten. Heute ist schließlich der dritte und letzte Teil eingetroffen und innerhalb von vier Stunden präziser Rangierarbeit auf das Fundament gesetzt worden“, so der Projektleiter. „Nach erfolgreicher Montage diverser Hochspannungskomponenten sowie der Kühlanlagen werden die drei Trafobänke zusammengeschlossen und bilden den Transformator, der als eine Einheit betrieben wird. Das Gesamtgewicht beträgt dann 816 Tonnen. Eingesetzt werden die hochmodernen Anlagenteile ab Juni 2021.

 

Unternehmenssprecher Christoph Schuh (links) und Projektleiter Wolfgang Ranninger erklärten die Bedeutung der Investitionen im Umspannwerk Lienz und des neuen Großtransformators.

 

Erneuerbare Energien – auf dem Weg zur Energiewende

Die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Dekaden maßgeblich verändert, bis 2030 soll sauberer Ökostrom aus erneuerbaren Energien zu 100 Prozent den Verbrauch in Österreich decken. „Mit dem neuen Transformator erhöht APG die Ausfallsicherheit für ganz Österreich und erleichtert gleichzeitig die bundesweite Verteilung klimafreundlicher Windenergie: Der Trafo verstärkt nämlich die Verbindung zwischen den Speicherkraftwerken Malta und Reißeck (Kärnten) sowie Kaprun (Salzburg) im Westen des Landes mit den Windkraftanlagen im Osten“, erklärte Ranninger. Überschüssiger Windstrom, der nicht vor Ort verbraucht wird, kann so über weite Strecken abtransportiert und gespeichert werden. Bei Bedarf kann der Strom dann wieder von den Speicherkraftwerken abgerufen und österreichweit genutzt werden. Auch für den internationalen Stromtransport ist der Standort von Bedeutung, er fungiert als 220-kV-Schnittstelle nach Soverzene in Italien.

 

Präzisionsarbeit: Projektleiter Wolfgang Ranninger beobachtet die Einsetzung der dritten „Transforbank“.

 

Netzaus- und -umbau:  350 Millionen Euro für Energiewende und heimische Wirtschaft

2020 beträgt das Investitionsvolumen aller APG-Bauvorhaben 350 Millionen Euro. Laut einer ECONOMICA-Studie wird damit eine heimische Wertschöpfung in der Höhe von 205,7 Mio. Euro erwirtschaftet. Unternehmessprecher Christoph Schuh konkretisierte dazu: „Mit jedem Euro, der in der Bauwirtschaft generiert wird, werden weitere 2,4 Euro an Wertschöpfung im Rest der Wirtschaft ausgelöst. Mit jeder investierten Million kann ein Kleinbetrieb mit ca. 9 Arbeitsplätzen geschaffen bzw. gesichert werden.“ Darüber hinaus betont Schuh die Dringlichkeit der Lage: „Alle APG-Projekte in den Bereichen Netzausbau, Sanierung und Instandhaltung sind wesentlich zur Erreichung der österreichischen Klimaziele und unverzichtbare Grundpfeiler für die sichere Stromversorgung der Republik. Verzögerungen würden die Energiewende, die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Industrie sowie die positiven ökonomischen Effekte gefährden.“

 

 

 

Die Austrian Power Grid (APG) ist Österreichs unabhängiger Stromnetzbetreiber, der das überregionale Stromtransportnetz steuert und verantwortet. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, die das Unternehmen mit einem Team von rund 600 MitarbeiterInnen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen seitens Wirtschaft und Gesellschaft anpasst.

2020 investiert APG rund 350 Mio. Euro in den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur. Insgesamt wird APG in den kommenden zehn Jahren rund 2,9 Milliarden Euro in den Netzausbau und -umbau investieren.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos/Videos: APG/Martin Lugger

28. September 2020 um