Andreas und Lukas Kranabetter aus Irschen: Zwei Meister des Stucks

Andreas und Lukas Kranabetter vereinen in ihrem Betrieb in der Oberkärntner Gemeinde Irschen die uralte Handwerkskunst des Stucks mit modernem Trockenausbau.

Im Barock und Rokoko, als die Kirchen und Paläste Europas mit prächtigen Stuckdecken und -wänden ausgestattet wurden, erlebte das Stuckateurgewerbe seine Glanzzeit. „Die Ringstraßenpalais in Wien, Stift Admont oder Stift Melk sind nur einige Beispiele in Österreich, die die Bedeutung des Stuckateurgewerbes in der Architektur dieser Epochen eindrucksvoll illustrieren“, erklärt Andreas Kranabetter. Vor 34 Jahren hat sich der Oberkärntner als Stuckateur- und Trockenausbaumeister in Irschen selbstständig gemacht.

 

 

„Der Beruf des Stuckateurs ist heute selten geworden. Ich habe es nie bereut, dass ich mich für dieses traditionelle Handwerk entschieden habe. Man kann kreativ arbeiten, muss sich bei jedem Projekt neu in die Materie hineindenken und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte der Architektur von alten Gebäuden“, so der Stuck-Experte, der auch Lehrabschlussprüfungen und Befähigungsprüfungen für Quereinsteiger in Kärnten und Salzburg abnimmt und Berufsgruppensprecher der Stuckateure in der Wirtschaftskammer Kärnten ist.

 

 

Stuckateure renovieren, erzeugen und verarbeiten Stuck. „Wir stellen Profile und Ornamente aus Stuck her. Mit Gesimsen, Rosetten oder Säulenkapitellen an Fassaden bzw. Innenwänden und Decken geben wir dem Haus oder dem Raum ein Gesicht. Wenn wir Stuck an Altbauten restaurieren, arbeiten wir oft mit dem Denkmalschutz zusammen. Wir beurteilen Schäden am Putz sowie am Stuck und entscheiden gemeinsam, welche Maßnahmen durchzuführen sind“, erklärt Andreas, der früh schon auch seinen Sohn Lukas für das Stuckateur- und Trockenausbaugewerbe begeistern konnte.

 

 

Lukas hat seine Lehre in Tamsweg absolviert, war danach einige Zeit in Innsbruck als Stuckateur tätig und hat inzwischen die Meisterprüfung abgelegt. „In unserem vielseitigen Beruf ist man nicht nur handwerklich, sondern auch kreativ gefordert. Mir ist es wichtig, die traditionellen Handwerkstechniken zu erhalten und mit modernen Mitteln weiterzuentwickeln“, schwärmt der junge Irschner von seinem Beruf.

 

 

Im Außenbereich arbeiten Stuckateure hauptsächlich mit Kalk-Zement-Mörteln, in Innenräumen kommt hingegen bevorzugt Gips-Mörtel zum Einsatz. „Das Arbeiten mit Materialien auf Kalkbasis hat sich in unserem Gewerbe seit Jahrhunderten bewährt. Kalk schützt Fassaden nachhaltig und sichert die Langlebigkeit der Stuckelemente. So kann die Arbeit von Stuckateuren über Generationen hinweg bewundert werden“, erklärt Andreas. Den Kalk „löschen“ die Kranabetters in der firmeneigenen Werkstatt.

 

 

Besonders gerne arbeiten die beiden Stuckateure aus Oberkärnten auch an und in Kirchen. „Früher habe ich mit großer Begeisterung z.B. am Salzburger Dom gearbeitet. Jüngst haben Lukas und ich Steinfestigungen und Vierungen am Dom von Maria Saal restauriert. In Osttirol haben wir am Bahnhof Mittewald die Dachgesimse erneuert und in Untertilliach am Eingangsportal des Widums die Pilaster restauriert“, zählt Andreas einige Projekte auf.

 

 

Ein besonders interessanter Auftrag führte die beiden Handwerker aus Irschen 2023 in das Konzerthaus Klagenfurt, wo sie im Mozartsaal eine Stucksanierung durchführten. „Handgefertigte Pilaster und Stuckornamente dienen dort der Bühne als kunstvoller Rahmen. Wir haben die Stuckprofile und Übergänge neu hergestellt und dem Stil des Altbestandes angepasst“, erklärt Lukas Kranabetter Details dieses besonderen Projektes. Wie sein Vater kann auch er sich keinen anderen Beruf als jenen des Stuckateurs und Trockenbauers vorstellen. „Jedes einzelne Projekt ist einzigartig, und man ist immer gefordert, seine eigenen Ideen einzubringen. Unser Beruf bietet jeden Tag neue Herausforderungen und ist für mich nicht nur deshalb längst zur Berufung geworden.“

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger

29. März 2024 um