Adlersruhe in Kals: Start mit neuer Seilbahn und viel Euphorie in die Sommersaison

Die Materialseilbahn auf die Erzherzog-Johann-Hütte wurde mit viel Engagement von Spendern und freiwilligen Helfern sowie mit großem Einsatz der beteiligten Firmen wieder aufgebaut.

Mitte Dezember 2020 hat eine riesige Staublawine die Seilbahn auf das höchstgelegene Schutzhaus Österreichs zerstört. Die Erzherzog-Johann-Hütte – auch Adlersruhe genannt – liegt auf 3.454 Metern Seehöhe und ist der letzte Stützpunkt, wenn man den Großglockner auf dem Normalweg besteigen will. Seit einigen Jahren bewirtschaftet Toni Riepler aus Unterpeischlach das Schutzhaus im Eigentum des Österreichischen Alpenklubs. Am 17. Dezember 2020 machte er sich erstmals ein Bild von der zerstörten Seilbahn. Aufgrund der Schneemassen war es damals äußerst schwierig und auch gefährlich, sich in das betroffene Gebiet vorzukämpfen.

 

 

Mittwochfrüh, 23. Juni, erreichen wir Toni am Telefon. „Ich befinde mich gerade auf der Seilbahn. Wir führen jetzt eine technische Sichtung – praktisch eine Probefahrt – durch, und es scheint, dass alles problemlos funktioniert. Durch den Einsatz so vieler Menschen konnte die Seilbahn termingerecht fertiggestellt werden, und wir können am kommenden Samstag die Hütte für Gäste öffnen“, zeigt sich der Hüttenwirt begeistert.

 

 

Dem großen Einsatz des Hüttenwirts ist es wohl auch zu verdanken, dass die für die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser so wichtige Infrastruktur in Windeseile wieder aufgebaut werden konnte. Er selbst gibt sich jedoch – wie gewohnt – bescheiden. „Es haben so viele mitgeholfen, dass wir die Seilbahn termingerecht zum Saisonstart am Glockner wieder nutzen können. Viele Freiwillige haben mitgearbeitet, die Firma Cteam Leitungsbau hat uns Männer zur Verfügung gestellt, und die Firmen Steger bautauf, Steurer Seilbahnen, Kogler Seilzug, die heimischen Erdbauunternehmen Wibmer Sepp und Holzer sowie Hubschrauber-Firmen und viele andere haben hervorragende Arbeit geleistet. Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden funktionierte ausgezeichnet.“

 

 

Eine große Herausforderung war vor allem auch die Schneeräumung nach dem überaus strengen und schneereichen Winter. „Ein kleiner Bagger wurde sogar mit dem Hubschrauber angeliefert. Im Einsatz waren auch große Schreitbagger“, erzählt Toni. Per Helikopter wurden fünf Stützen in die Betonfundamente eingesetzt. Danach konnten das vier Kilometer lange Tragseil und das doppelt so lange Zugseil eingezogen werden.

 

 

Über 500.000 Euro hat die Neuerrichtung der Materialseilbahn gekostet. Die Finanzierung war eine schwierige Aufgabe für den ÖAK, einen relativ kleinen alpinen Verein. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen. „Ohne die vielen großzügigen Spender hätten wir die Seilbahn wohl nicht in so kurzer Zeit wieder aufbauen können“, so Riepler. Auch der Katastrophenfonds hat Mittel beigesteuert, und den Rest musste der ÖAK mit Eigenmitteln finanzieren. „Nun freue ich mich mit meinen MitarbeiterInnen auf den Saisonstart am kommenden Samstag. Für das erste Wochenende sind wir schon ausgebucht. Ich bin durchaus zuversichtlich für die Sommersaison, obwohl es durch die Corona-Regelungen natürlich noch zu Einschränkungen kommen wird“, so der begeisterte Hüttenwirt abschließend.

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Ingemar Wibmer, Toni Riepler

23. Juni 2021 um