Lienz: Sind die Ski-Weltcuprennen am Hochstein noch zu retten?

30.000 Euro Subvention hat der Gemeinderat für die Rennen im Jahr 2021 beschlossen. Ob das reicht, damit der Ski-Weltcup weiter in Lienz stattfinden kann, ist fraglich.

Abwechselnd mit dem Semmering finden in Lienz alle zwei Jahre FIS Damen-Skiweltcuprennen statt. Die Stadtgemeinde zahlte in der Vergangenheit alle zwei Jahre eine Subvention von 100.000 Euro an den Skiclub Lienz (SCL), den gleichen Betrag leistete der Tourismusverband Osttirol. Zusätzlich zu den monetären Beiträgen erhielt der SCL außerdem Wirtschaftshofleistungen von der Stadt. Diese waren schon bei der Gemeinderatssitzung am 24. November unbestritten, um die Subventionszahlung entbrannte jedoch schon damals eine lange Diskussion. Die Abstimmung wurde auf die nächste Sitzung verschoben. OK-Chef Werner Frömel und Siegfried Vergeiner, Präsident des Skiclub Lienz (SCL), waren zur jüngsten Sitzung am 22. Dezember eingeladen, um ihre Sicht der Dinge darzustellen.

„Es geht in den beiden Tagesordnungspunkten um die Kooperationsvereinbarung und um das Subventionsansuchen in Höhe von 100.000 Euro für die Rennen 2021. Für die Stadt bedeutet das, jeweils 50.000 Euro in den Budgets 2020 und 2021 unterzubringen. Außer Diskussion stehen die Wirtschaftshofleistungen – im Jahr 2019 wurden diese mit rund 20.200 Euro bewertet“, so Bgm. Elisabeth Blanik einleitend.

Werner Frömel und Siegfried Vergeiner stellten anschließend ausführlich die Bedeutung des Ski-Weltcups für Lienz und die Region dar. „Der internationale Werbewert der Rennen ist enorm – eine Medienanalyse haben wir vorgelegt. Die Wertschöpfung für die Region beträgt rund 1,5 Mio. Euro. Hauptnutznießer sind Gastronomie und Hotellerie. 300 bis 400 Helferinnen und Helfer sind bei den Rennen im Einsatz. Man sollte auch das einmal honorieren. Für uns wäre es ein schwerer Schlag, wenn wir den Kooperationsvertrag mit dem ÖSV Mitte Jänner 2021 aus finanziellen Gründen nicht unterzeichnen könnten. Ich verstehe, dass es für die Stadt gerade auch jetzt in Corona-Zeiten sehr schwierig ist. Fakt ist jedoch, ohne Subventionen wird es keine Rennen mehr geben. Die Subvention des Tourismusverbandes in Höhe von 100.000 Euro wurde sowohl im Vorstand, als auch im Aufsichtsrat einstimmig beschlossen“, so die Hauptargumente von Werner Frömel.

Siegfried Vergeiner ging auch darauf ein, dass der ÖSV und die FIS die Stadt Lienz als „idealen Austragungsort für den Weltcup“ sehen. „Das Zielstadion ist fast am Hauptplatz. Die Hotels befinden sich in einem Umkreis von nur wenigen Kilometern. Fast alle Aufbauarbeiten werden von Osttiroler Firmen erledigt. Wir haben durch unseren Status als Weltcup-Austragungsort auch schon viele andere internationale Rennen durchführen dürfen – z.B. das äußerst lukrative Interbancario-Rennen. Für das nächste Interbancario laufen schon wieder die Verhandlungen“, so der SCL-Präsident.

Die Bürgermeisterin betonte wie schon bei der letzten Sitzung die angespannte finanzielle Situation der Stadtgemeinde. „Es handelt sich ohne Zweifel um eine tolle Veranstaltung. Immer wird von der Region geredet, Subventionen leistet aber nur die Stadt. Wir können uns das einfach nicht mehr leisten. Im Voranschlag verbleibt nach Auflösung aller Rücklagen ein sattes Minus von 1,8 Mio. Euro. Allein die Ausgaben aufgrund der jüngsten Starkniederschläge belaufen sich auf 300.000 Euro. Einen Überschuss im Jahr 2020 können wir vergessen. Wir können froh sein, wenn wir das Jahr ohne Abgang abschließen können“, so Blanik.

Vize-Bgm. Kurt Steiner äußerste sich positiv zu der Subventionszahlung. „Wenn die Rennen 2021 nicht stattfinden können, ist der Weltcup am Hochstein Geschichte. Wir von der ÖVP blicken positiv in die Zukunft. Sicher ist jetzt die Situation aufgrund von Corona äußerst schwierig, aber auch das wird vorbeigehen.“

Auch GR Josef Blasisker äußerste sich grundsätzlich positiv zum Weltcup. „Fakt ist aber, dass die Stadt das Geld derzeit nicht zur Verfügung hat. 100.000 Euro spielen sich derzeit sicher nicht. Vielleicht könnte man andere Quellen anzapfen, um die Lücke zu schließen“, so der FP-Mandatar. „Die Medienanalyse hat für mich keine Aussagekraft. Für mich zählen Nächtigungszahlen, die Auslastung und die Belegstage. Die Stadt muss davon wegkommen, immer wieder zu zahlen“, sagte GR Uwe Ladstätter (LSL).

Bgm. Elisabeth Blanik verwies auch auf die Gleichbehandlung mit anderen Vereinen und Veranstaltern. „Wir haben viele tolle Veranstaltungen in Lienz – z.B. auch den Dolomitenmann und das Straßentheaterfestival OLALA. Dafür zahlen wir bedeutend weniger Subventionen. Für den Weltcup steuern wir nicht nur die Wirtschaftshofleistungen, sondern auch die Hälfte des für die Beschneiung erforderlichen Wassers bei. Für mich sind 30.000 Euro das Maximum an Subvention. Wir machen jetzt eine Pause, und danach fassen wir einen Beschluss“, so die Bürgermeisterin nach etwa zwei Stunden Diskussion.

Nach der Pause schlug die Bürgermeisterin vor, 30.000 Euro Subvention für die Weltcup-Rennen im Jahr 2021 zu bezahlen (jeweils 15.000 Euro aus den Budgets 2020 und 2021). Alle Mandatarinnen und Mandatare stimmten diesem Vorschlag zu.

 

Text: Raimund Mühlburger, Foto: EXPA/Gruber

23. Dezember 2020 um