IBU Jugend-Junioren-WM in Obertilliach: „Momentan ist alles auf Schiene!“
In Obertilliach rüstet man sich für das Großereignis, das vom 28.2. bis 7.3.2021 über die Bühne gehen soll. Rund 1,7 Mio. Euro werden investiert. Bgm. Matthias Scherer im Interview.
Matthias Scherer ist Bürgermeister der Gemeinde Obertilliach und gleichzeitig Geschäftsführer des Langlauf- und Biathlonzentrums Osttirol. Wir unterhielten uns mit ihm über die Planungen und Investitionen für die Jugend-Junioren-Weltmeisterschaften Biathlon 2021, über Investitionen in die Tourismus-Infrastruktur im Ort, über die Bilanz des Sommertourismus und den Ausblick auf den Winter.
Die IBU Junioren-WM ist für 28. Februar bis 7. März 2021 geplant. Kann das Großereignis trotz der Corona-Pandemie stattfinden?
Momentan ist alles auf Schiene. Die Umbauarbeiten haben mit 1. September begonnen. Am 29. September findet eine Abstimmung aller Austragungsorte der Veranstaltungen im Nachwuchsbereich (mit Ausnahme der Weltcuporte) statt. Themen sind die jeweiligen nationalen Covid-Bestimmungen sowie die weitere Vorgehensweise und Planung für die Saison.
Wie viele SportlerInnen und BetreuerInnen werden zur WM in Obertilliach erwartet?
Die Anzahl der Sportler und Betreuer kann in etwa mit jener der JWM 2020 in Lenzerheide verglichen werden. Wir erwarten in Obertilliach mindestens 450 SportlerInnen, rund 300 Offizielle, dazu kommen noch ca. 250 Eltern.
Im Jahr 2013 fand die Junioren-WM schon einmal in Obertilliach statt? Was sind die Erfahrungen daraus?
Die Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften 2013 in unserer Gemeinde waren ein voller Erfolg. Die vielen Anerkennungsschreiben und das Lob von Mannschaften, Trainern und Funktionären haben uns in unserem Tun bestätigt. Die Großveranstaltung hat dazu beigetragen, dass sich das in den Jahren 2003 bis 2005 errichtete Langlauf- und Biathlonzentrum Osttirol weiter zu einem nordischen Hotspot weltweit entwickelt hat. Nicht nur Sportler, auch Einheimische und Touristen erfreuen sich an der Einrichtung. Durchschnittlich 20.000 Nächtigungen jährlich können alleine aufgrund von Sportlern bzw. Trainern und Betreuern in der Region verzeichnet werden. Vor allem die Verlängerung der Wintersaison (Mitte November bis Weihnachten) wirkt sich äußerst positiv auf die Nächtigungsbilanz aus.
Was erwartet man sich für die WM 2021?
Nicht nur für Obertilliach ist diese WM ein weiterer Schritt, sich als Wettkampf- und Trainingsstätte zu etablieren. Mit den geplanten Live-Übertragungen durch ORF und Eurosport wird die gesamte Destination in die Auslage gestellt. Die Vorsaison ist mit dem Schneedepot und der damit verbundenen Schneesicherheit ab Anfang November einzigartig in ganz Österreich.
Welche Baumaßnahmen werden getroffen, wie hoch ist die Investitionssumme?
Investiert werden rund 1,7 Mio. Euro. Für eine kreuzungsfreie Führung der Wettkampfloipen mit Touristenloipen und insbesondere dem landwirtschaftlichen Güterverkehr werden zwei Unter- bzw. Überführungen und eine neue Brücke über den Gailbach errichtet. Die auf Weidegebiet stehenden Wachscontainer werden eingehaust. Im Zuge der Errichtung der Unterführungen und Brücken ist eine Adaptierung bzw. Wiederherstellung der Rollerbahn notwendig. Um eine entsprechende Schneesicherheit garantieren zu können, sind weiters kleinere Adaptierungen im Bereich der Beschneiungstechnik unumgänglich. Die Schießanlage ist nicht mehr zeitgemäß und muss auf den neuesten Stand (Neuanschaffung Kugelfangkästen, Beleuchtung der Schießscheiben bei diffusen Lichtverhältnissen) gebracht werden.
Im Zuge der Einhausung der Wachscontainer planen wir den Ankauf von zusätzlichen Containern. Angekauft werden 8 Doppel-Container, die auch für die jährlich stattfindenden Großveranstaltungen genutzt werden können. Mit 500.00 Euro schlägt sich die Neuerrichtung des Obergeschosses im Langlauf- und Biathlonzentrum zu Buche. Die Räumlichkeiten werden während der WM für für das Aufwärmen und die Verpflegung der Teams sowie Trainer genutzt. Später können sie nachhaltig als Indoor-Kraftkammer, Seminarraum bzw. als Indoor-Laserschießstand verwendet werden. Die Flutlichtanlage wird um ca. 35 Lichtpunkte (Loipe und Stadion) erweitert.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf sonstige geplante Veranstaltungen im Langlauf- und Biathlonzentrum Osttirol?
Von der IBU sind die IBU-Cups sowie sämtliche Juniorcups abgesagt worden. Der geplante Alpencup (5. bis 6. Dezember) ist nach wie vor im Programm. Aufgrund der Junioren-WM im Februar/März hätte Obertilliach prinzipiell keine IBU-Großveranstaltung im Dezember ausgerichtet. Interessant wird jedoch das Buchungsverhalten in Bezug auf die Trainingscamps. Darüber kann ich noch nichts Konkretes sagen, weil die Teams meist beim Tourismusverband bzw. direkt bei den Betrieben buchen.
Stichwort Buchungslage: Wie ist der Sommertourismus in Obertilliach gelaufen?
Die Strategie des sanften Tourismus macht sich endlich bezahlt. Trotz geringer Einbußen, vor allem im Bustourismus, war die die Buchungslage ausgezeichnet. Wie überall in Osttirol konnten auch wir uns über viele Inländer als Gäste freuen, sogar Nordtiroler und Kärntner machten im Sommer in Obertilliach Urlaub.
Haben die Obertilliacher Tourismusbetriebe investiert?
Die für das heurige Jahr geplanten Investitionen wurden getätigt. Vieles wurde in der Coronazeit seitens der Betriebe geplant und liegt nun am Tisch. Wann letztendlich investiert wird, hängt vom kommenden Winter bzw. der künftigen Entwicklung ab. Die Bereitschaft zum Investieren ist jedenfalls gegeben!
Wie geht man in Obertilliach mit den Unsicherheiten in Bezug auf den bevorstehenden Winter um?
Wichtig wären regionale Unterschiede betreffend Schließungen und Maßnahmen. Nicht ganz Tirol hat die gleich hohen Infektionszahlen, und der Bezirk Lienz ist meistens an letzter Stelle zu finden. Im Tiroler Gailtal und Lesachtal kann man die positiv Getesteten an einer Hand abzählen. Sollten hier die Entscheidungsträger einlenken, blicke ich für eine Region wie Osttirol und insbesondere Obertilliach optimistisch in den Winter.
Interview: Raimund Mühlburger, Foto: Osttirol heute
