Unwetterschäden in Tirol: Umfassende Maßnahmen und Mittel nach Forstgipfel

Durch die jüngsten Unwetter sind in Tirol rund 600.000 Festmeter Schadholz angefallen. Bis zu 25 Mio. Euro an Fördermitteln wurden bei einem Forstgipfel in Aussicht gestellt.

Die Sturmereignisse der vergangenen Wochen haben in Tirol einen Schaden in der Höhe von rund 30 Mio. Euro auf 2.000 Hektar Wald verursacht. Davon besonders betroffen sind wichtige Schutzwälder. Sie machen in Tirol 70 Prozent der gesamten Waldfläche aus. Von den Sturmereignissen im Juli sind vor allem das Pitztal, das Ötztal, die Gemeinden Haiming, Silz, Oetz und Ochsengarten, das Wipp- und Stubaital sowie das Zillertal betroffen.

 

 

 

„Infolge des heutigen Forstgipfels wollen wir in unseren Wäldern Schaden beheben, begrenzen und abwenden. Der Borkenkäfer steht schon in den Startlöchern und wird ohne entschlossenes Handeln den Schaden um ein Vielfaches vergrößern. Die natürliche Schutzwirkung des Waldes vor Muren oder Lawinen ist in den besonders betroffenen Regionen gefährdet“, reüssierte LH Anton Mattle nach einem Forstgipfel in Innsbruck am Donnerstag, 3. August.

 

v.l.n.r.: Forstreferent LH-Stv. Josef Geisler, Sicherheitslandesrätin Astrid Mair, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und LH Anton Mattle

 

Die Tiroler Landesregierung stellt für die Aufräum- und Sicherungsarbeiten insgesamt 15 Mio. Euro an Beihilfen bzw. Entschädigungsleistungen in Aussicht, ein Teil davon wird beim Bund zur Refundierung eingebracht. Abseits dieser Refundierung hat Land- und Forstwirtschaftsminister Norbert Totschnig zusätzlichen Mittel zugesagt. Insgesamt können damit bis zu 25 Mio. Euro an Finanzmitteln für die notwendigen Maßnahmen und den Waldschutz bereitgestellt werden. „Heuer werden wir uns intensiv mit den Aufräumarbeiten beschäftigen und schon im nächsten Jahr mit der Aufforstung von klimafitten Wäldern beginnen“, berichtete der Landeshauptmann.

 

Bundesminister Norbert Totschnig: „Der Fokus liegt jetzt darauf, rasch zu helfen und vor allem Folgeschäden zu vermeiden. Insbesondere zur Sicherung des Schutzwaldes und der Wiederbewaldung stellt mein Ministerium Know-how und Mittel zur Verfügung – insgesamt rund 4,5 Mio. Euro. Wir bleiben laufend in Kontakt mit dem Land Tirol, was die Sicherungsmaßnahmen durch die Wildbach- und Lawinenverbauung, aber auch die Notwendigkeiten der Wiederaufforstung betrifft, um einen möglichen weiteren Mittelbedarf abschätzen zu können.“

 

„Im Rahmen der Unterstützungsleistungen des Landes für die Wiederherstellung der Waldschäden kann ich über die Elementarschadensabwicklung finanzielle Beihilfen zusichern. Wir stellen noch heuer über den KAT-Fonds des Landes 7,5 Mio. Euro an Soforthilfe zur Verfügung, sodass Betroffene nicht auf ihre Beihilfen für die Wiederherstellungskosten der Waldschäden warten müssen. Der gestrige Lokalaugenschein hat gezeigt, dass der Borkenkäfer bereits erste Schäden anrichtet, weshalb Eile geboten und die umgehende Sicherstellung der Beihilfen notwendig ist“, sagte Sicherheitslandesrätin Astrid Mair.

Priorisierung von anstehenden Maßnahmen

Aufgrund der enormen Menge an Schadholz und dem damit verbundenen großen logistischen, personellen und finanziellen Aufwand wurde gemeinsam mit den ExpertInnen der Landesforstdirektion bereits eine Prioritätenreihung vorgenommen. Vorrangig behandelt werden in weiterer Folge Objektschutzwälder, die den Siedlungsraum schützen, sowie Wälder mit hoher Borkenkäfervorbelastung gefolgt von Standortschutzwäldern und dem klassischen Wirtschaftswald. Die Aufräumarbeiten sind bereits angelaufen, den Bezirksforstinspektionen wurde zusätzliches Personal zur Seite gestellt. Wenn notwendig werden auch dezentrale Lagerplätze für das Schadholz geschaffen.

 

LH-Stv. Josef Geisler: „In den betroffenen Bereichen kam es zu flächigen Brüchen und Würfen. Gleichzeitig gab es in fast allen Tiroler Gemeinden Einzelwürfe. Die verstreuten Lagen und teils extremen Geländeverhältnisse machen das Schadensereignis insgesamt sehr komplex und die Arbeiten kostenintensiv. Die Situation gleicht vielfach einem ‚Mikado‘, das es aufzulösen gilt. Dazu braucht es viel Know-how und professionelle Arbeitskräfte.“

 

Borkenkäfer: vier Monate Zeit, um Schadholz aus dem Wald zu bringen

Vor allem sei schnelles Handeln auch im Hinblick auf die Borkenkäfer-Bekämpfung wesentlich. „In Osttirol sehen wir, was der Borkenkäfer anrichten kann. Dort ist die Schutzfunktion des Waldes nach mehreren Naturereignissen und trotz enormer Anstrengungen gebietsweise stark in Mitleidenschaft gezogen“, betonte Forstreferent Josef Geisler. Auch im Wipptal, im hinteren Zillertal, im vorderen Ötztal und im oberen Lechtal war die Borkenkäfersituation bereits vor den Sturmereignissen angespannt.

„Wir werden alle Kräfte mobilisieren, um das Schadholz rasch aus dem Wald zu bringen und damit eine Massenvermehrung des Borkenkäfers im nächsten Frühjahr zu verhindern. Die nächsten vier Monate sind entscheidend für die Zukunft des Waldes in den betroffenen Gebieten“, betonte Josef Geisler. Bis September muss das Holz beseitigt werden. Denn überwintert der Borkenkäfer unter der Rinde oder im Boden, ist er im Frühjahr zur Vermehrung bereit.

 

Text: Redaktion, Fotos: AdobeStock/Henry Czauderna, Die Fotografen

04. August 2023 um