Lienz/Bruneck/Spittal a.Dr./Hermagor: Region „Südalpenraum“ startet durch

Ziel des Interreg-Projekts „Allianz zur Entwicklung des Südalpenraums“ ist es, Kooperationen auf regionaler Ebene zu stärken. Nun zogen die Partner erstmals Bilanz.

Der Südalpenraum umfasst die Regionen Oberkärnten, Osttirol und das Südtiroler Pustertal mit den Städten Hermagor-Pressegger See, Spittal an der Drau, Lienz und Bruneck. Nach Beenden der Startphase des gemeinsamen Interreg-Projekts zogen die Partner nun erstmals Bilanz. „Dort, wo verschiedene Kulturen und Sprachen aufeinandertreffen, wo die Grenzen in der Vergangenheit die Menschen eher auseinander- als zusammengebracht haben, ist dieses Interreg-Projekt nun die Basis, auf der Menschen in den Austausch kommen können“, fasst Martha Gärber Dalle Ave, Direktorin der Abteilung Europa in der Südtiroler Landesverwaltung, zusammen.

Die sogenannten funktionalen Räume sind längst vorhanden: Die Grenzräume sind durch Pendler und das gemeinsame Nutzen der jeweiligen Infrastrukturen miteinander verbunden – sei es im Einzelhandel, im österreichischen Gesundheits- und Rettungswesen oder in der Sport- und Freizeitwirtschaft. Christian Stampfer von der Landesentwicklung Tirol nennt den Drauradweg, das Tiroler Archiv für Photographie und diverse touristische Aktivitäten wie Dolomit Nordic Ski, das mit 1.300 Kilometer Loipen größte Langlaufkarussell Europas, als Beispiele.

Wofür sich der Südalpenraum stark macht, ist das Erleichtern der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Kärnten, Osttirol und Südtirol. „Mit gebündelten Ressourcen und Fähigkeiten, gemeinsamen Zielen und belebenden Unterschieden sind wir dabei, eine selbstbewusste und zukunftsstiftende Region zu schaffen. So wird der Südalpenraum durch Kooperation zu einem noch attraktiveren Lebens- und Wirtschaftsraum“, sagt Michael Hohenwarter, Geschäftsführer des Regionsmanagements Osttirol.

Um strategisch arbeiten zu können, legt man den Fokus auf die „sechs Megatrends“. Dazu zählen Bevölkerungsentwicklung, Klima und Ressourcen, Wertewandel und gesellschaftliches Engagement, wissensbasierte Ökonomie, Globalisierung und Regionalisierung sowie die Digitalisierung. „Wir arbeiten heraus, in welcher Form diese Themen für den Südalpenraum relevant sind“, erklärt Michael Hohenwarter. Konkrete Kooperationen gibt es bereits mit der Veranstaltungsreihe „UnternehmerInnen tun“, initiiert von der Universität Bozen, der UMIT Tirol in Lienz und der FH Kärnten.

Auch die Städte Lienz, Bruneck, Spittal und Hermagor sind intensiv miteinander im Gespräch. Ihre Themen: das Stärken der Ortskerne für eine Verbesserung der Lebensqualität. Nun sei es jedoch enorm wichtig, so Michael Hohenwarter, auch aktiv mit der demografischen Entwicklung – Fachkräftemangel, steigender Pflegebedarf – umzugehen. Projekte, die im Pflegebereich überregional zeitgemäße und wirtschaftliche Lösungen bieten, sollen entstehen. Ebenso wird versucht, Kooperationen, die auf das Stärken regionaler Produkte setzen, zu entwickeln. Einen ersten Austausch in Sachen grenzüberschreitender Vernetzung gab es auch im Kulturbereich.

Das Umsetzen konkreter Projekte liegt nun in den Händen der Menschen vor Ort. „Das ist unser Credo“, sagt Martha Gärber Dalle Ave: „Wir geben den lokalen Akteuren das Vertrauen, die Mittel und den Rahmen vor. Aber wie sie die Zusammenarbeit konkret bestücken, das sollen sie entscheiden, die Verantwortung übernehmen und die Projekte auswählen, die sie selbst als die wichtigsten empfinden und dann einsetzen.“

Das Augenmerk liegt stets auf dem Nutzen für die Bevölkerung vor Ort; das Leben an der Binnengrenze soll erleichtert werden. „Dadurch, dass die Menschen auf beiden Seiten der Grenze ins Gespräch kommen, wird Entwicklungspotenzial freigesetzt, das sich dann in einem entsprechenden Wirtschaftswachstum niederschlägt. Der Südalpenraum ist ein Best-Practice-Beispiel geworden, um regionales Management grenzübergreifend zu verbinden“, ist sich Martha Gärber Dalle Ave sicher.

Vom Pilotcharakter spricht auch Armin Schabus, Sachgebietsleiter in der Kärntner Landesregierung: „Das Engagement in den Regionen ist sehr groß, das wird Kreise ziehen.“ Als Beispiel nennt er die Pendlerströme allein im Bildungsbereich Richtung Lienz. „Es kann in Zukunft nur gesamtheitliche Sichtweisen geben“, sagt er. Und was ihm besonders wichtig ist: „Bürger, die ja den direkten Nutzen künftiger Projekte spüren, sehen, was mit EU-Geldern tatsächlich gemacht werden kann. Auf unterschiedlichen Ebenen werden wir das alles forcieren.“

 

Text: Redaktion, Foto: Stadtgemeinde Spittal

21. Juli 2021 um