Thurn: Osttirols jüngste Musikkapelle feiert das 20-jährige Bestehen

Das Jahr 2000 war die Geburtsstunde der MK Thurn. 20 Jahre später zelebrieren die MusikantInnen des Sonnendorfes das Jubiläumsjahr mit mehreren Highlights.

Wie so vielen anderen Organisationen, Vereinen und Veranstaltern, die für 2020 große Pläne gehegt hatten, machte die Corona-Krise auch der Musikkapelle Thurn einen sprichwörtlichen „Strich durch die Rechnung“. Nachdem der traditionelle „Helenenkirchtag“ ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2020 nicht in gewohnter Form stattfinden konnte, suchten die findigen MusikantInnen aus Thurn nach Alternativen – und zogen am Samstag, 18.7., im Anschluss an die Hl. Messe im Helenekirchl musizierend durch die Ortsteile ihrer Heimatgemeinde. Der „Marsch durch Thurn“ startete um die Mittagszeit beim „Oberniggler“ und fand, nach Zwischenstationen in Oberdorf, in der Stanissiedlung, in der Unterzauche, im Weberlefeld sowie in der Lampitze, beim örtlichen Gemeindezentrum seinen Abschluss.

 

Jährlich rückt die Kapelle zu ca. 25 Terminen aus. Neben Konzerten in der Heimatgemeinde und im Raum Osttirol steht die Gestaltung kirchlicher und weltlicher Anlässe auf dem Terminkalender. Am 18.7.2020 lautete das Motto: „Marsch durch Thurn“, um – in Corona-Zeiten – die Musik direkt zu den Menschen zu bringen.

 

Hier, beim Pavillon direkt neben dem Gemeindezentrum, wurde einen Tag zuvor auch die neue Chronik der Musikkapelle Thurn präsentiert und die Ausstellung zu „20 Jahre MK Thurn“ eröffnet. Durch die Pressekonferenz im Vorfeld, die in Form von Interviews auf die Geschichte von Osttirols jüngster Musikkapelle, auf Erfolge sowie auf Zukunftsaussichten Bezug nahm, führte MK-Obmann und Gründungsmitglied Johannes Nemmert.

 

Musikalische Umrahmung durch das Bläserquartett der MK Thurn

 

Nach einer musikalischen Begrüßung durch vier Bläser unter Leitung von Martin Albrecht bat Johannes Nemmert in zwei Interviewrunden Persönlichkeiten aus Gemeinde, Kirche, Musikverband und der MK Thurn auf die Bühne des Pavillons. Seelsorger Stefan Bodner, Vikar im Seelsorgeraum Lienz Nord und damit auch in Thurn tätig, betonte die wichtige Rolle von Musikkapellen im kirchlichen und weltlichen Zusammenleben in einer Gemeinde. „Für mich bedeutet die MK Thurn Gemeinschaft, Freude, Abwechslung und einen Reichtum jenseits von Geld und Vermögen!“ Von „großer Freude“ sprach auch Thurns Bürgermeister Reinhold Kollnig. Er erinnerte an die Anfänge vor 20 Jahren und daran, …“dass mit der Gründung der Musikkapelle eine Aufbruchstimmung im Dorf einsetzte. Viele wollten Mitglied der MK Thurn werden und Teil dieses Klangkörpers sein, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem ganz besonderen Botschafter für unsere Gemeinde geworden ist.“ Der Thurner Ortschef verwies mit sichtlichem Stolz darauf, dass heute „fast jeder 10. Thurner“ Mitglied der MK ist und dass Thurn, bezogen auf die Bevölkerungszahl, nach Gaimberg die höchste Anzahl an MusikschülerInnen im Verband der Musikschule Lienzer Talboden hat.

 

„Interviewrunde“ mit Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Musikverband

 

Auch Klaus Köck, Ehrenobmann des Musikbezirkes Lienzer Talboden, blickte auf das Jahr 2000 zurück. „Als der Antrag zur Aufnahme in den Blasmusikverband gestellt wurde, war ich Obmann des Musikbezirkes. Zunächst schien es so, dass dies nicht einfach werden würde, bestand doch die neu ins Leben gerufene MK Thurn aus MusikantInnen verschiedener Kapellen. Und dann ging doch alles ganz leicht über die Bühne – und heute kann ich mit Freude vermelden, dass die MK Thurn als Mitglied des Musikbezirkes eine tolle Arbeit geleistet hat!“ Die Erfolge der Thurner MusikantInnen bei Marsch- und Konzertwertungen in den vergangenen 20 Jahren standen im Mittelpunkt der Wortmeldung von Hans Peter Glanzer, der als Vertreter des Musikbezirkes nach Thurn gekommen war. Er ging auf einige Highlights näher ein und brachte die Hoffnung und den Wunsch zum Ausdruck, dass die hohe musikalische Qualität auch in Zukunft aufrechterhalten werden kann.

 

Viel Interessantes aus „20 Jahren Musikkapelle“ gab es bei der Jubiläumsausstellung im Gemeindezentrum von Thurn zu sehen.

 

Gründungs- und heutiger Ehrenobmann Albert Albrecht berichtete von den organisatorischen Anfängen und davon, dass die erste „Ausrückung“ der Kapelle im Zuge des Faschingsumzuges im Jahre 2000 über die Bühne ging. „16 MusikantInnen traten damals, bekleidet mit Fußballdressen, auf. Weitere Termine im Gründungsjahr waren die Erstkommunion im Mai und der 50er eines Mitgliedes im Herbst. Unsere erste gemeinsame Probe fand am 1. Mai 2000 und die eigentliche Gründungsversammlung dann am 23. Februar 2002 statt.“ Als weitere Meilensteine in der Geschichte der MK zählte Albert Albrecht den Ausbau eines eigenen Probelokales, eine eigene, einheitliche Tracht sowie die vielen Erfolge bei Konzert- und Marschwertungen auf. „Es ist Herausforderung und schöne Aufgabe zugleich, kirchliche und weltliche Anlässe in der eigenen Gemeinde zu gestalten und musikalisch zu umrahmen!“

Davon, dass sich die Thurner MusikantInnen zu ihrer ersten Probe in einer Garage trafen, erzählte Andreas Nemmert, der die musikalische Leitung des Klangkörpers von 2000 bis Herbst 2014 innehatte. „Zu Beginn war die Besetzung natürlich nicht vollständig und auch unser Repertoire, das anfänglich auf `Egerländer Stücken` basierte, ist erst im Laufe der Zeit angewachsen. Ursprünglich nahmen an unseren Proben und Auftritten zwischen 12 und 15 MusikantInnen teil. Heute zählen wir über 50 aktive Mitglieder“, so Nemmert, der auch hervorhob, dass man sich zu Beginn das, was inzwischen gelungen ist, niemals hätte „erträumen können.“

 

Kapellmeisterin Lisa Steiger (li. außen) und Obmann Johannes Nemmert übergaben den engagierten Chronikteam-Mitgliedern Monika und Julia als Zeichen der Anerkennung individuell ausgesuchte Präsente.

 

Lisa Steiger, seit dem Frühjahr 2019, Kapellmeisterin der Musikkapelle Thurn, informierte über die heutige Besetzung des Klangkörpers, über die abwechslungsreiche Probenarbeit und die Organisation von Workshops u.a. Für die weitere Zukunft wünschte sie sich, dass die musikalische Weiterentwicklung gelingen möge und dass die Kameradschaft, die Liebe zur Musik und die Faszination am gemeinsamen Zusammenspiel nicht verloren gehen. Schriftführerin Monika Unterfeldner, Mitglied des Chronikteams, freute sich darüber, dass man – als Ergebnis vieler Arbeitsstunden – ein fast 180 Seiten starkes Buch präsentieren kann. Ihr und ihrer Chronikteam-Kollegin Julia überreichten Obmann Johannes Nemmert und Kapellmeisterin Lisa Steiger als Dank Blumen sowie Gutscheine für einen Wellnessaufenthalt bzw. für ein Kletter-Starterset.

 

Bürgermeister Reinhold Kollnig sprach den MusikantInnen und Markentenderinnen der MK Thurn seinen Dank aus. Im Namen des Gemeinderates gratulierte er zum Jubiläum und überbrachte einen Gutschein im Wert von 2.000 Euro.

 

Obmann Johannes Nemmert, der zuvor von Bürgermeister Reinhold Kollnig mit einem Gutschein  für den Ankauf eines Musikinstrumentes überrascht worden war, oblag es, allen Sponsoren und Funktionären, den Partnern und Eltern der MusikantInnen sowie insbesondere auch dem Chronikteam seinen Dank auszusprechen. „Sofern es die Corona-Situation zulässt, planen wir im Herbst einen Abend mit allen ehemaligen und aktuellen MusikantInnen auf der Lienzer Hütte sowie ein Jubiläumskonzert“, so Nemmert abschließend.

 

Die Musikkapelle Thurn am Samstag, 18.7.2020. Der Klangkörper stand ab dem Gründungsjahr bis Herbst 2014 unter der musikalischen Leitung von Andreas Nemmert. Von 2015 bis 2018 war Patrick Winkler Kapellmeister. Im Frühjahr 2019 übernahm Lisa-Maria Steiger die musikalische Leitung der Musikkapelle Thurn. Die organisatorischen Belange wurden bis Herbst 2011 vom heutigen Ehrenobmann Albert Albrecht geleitet. Seit Herbst 2011 ist Johannes Nemmert Obmann.

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Osttirol heute/Peter Märkl und Osttirol heute/Josef Hilgartner

20. Juli 2020 um