Schloss Greifenburg: Wurzeln in der Geschichte – mit Blick in die Zukunft

Besitzerfamilie Peschl öffnete für uns die Tore des nördlich der Oberkärntner Marktgemeinde Greifenburg gelegenen Schlosses und gab uns Einblick, wie es sich heute in den historischen Mauern lebt.

 

Die erste urkundliche Erwähnung des Schlosses stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die ersten Burgmauern dürften aber weit älteren Ursprungs sein. Als Begründer des Ansitzes gelten drei Brüder: Wolfram, Eberhard und Wernher „de Grifenberc“. Sie standen im Dienste des Herzogs von Kärnten. Ihren Vornamen wurde nach Sitte der damaligen Zeit immer auch der Name der Burg bzw. Feste, der sie zugehörig waren, beigefügt. Dementsprechend sind sie auch als jene „von Greifenburg“ in die Geschichte eingegangen.

 

Schlossherr Marko J. Peschl mit einem Teil seiner Familie

 

Der Greifenburger Landstrich gehörte nach dem Ende des Römischen Reiches und den Unruhen der Völkerwanderung dem slawischen Fürstentum Karantanien an, gelangte als Teil des Herzogtums Bayern unter die Herrschaft fränkischer Könige sowie bayrischer Landesfürsten und wurde schließlich dem eigenständigen Herzogtum Kärnten einverleibt. Im Laufe der Geschichte war die Burg wiederholt heiß umkämpft, wurde teilweise zerstört und von neuem aufgebaut – und sie ging durch viele Herrscherhände. Zu diesen gehörten die Herzöge von Spanheim, die Grafen von Görz, die Habsburger, die Ministerialen von Walsee, die Ritter von Wolkenstein, die Grafen Ortenburg und Kronegg und schließlich die Fürsten Orsini-Rosenberg. Unter Heinrich Johannes Orsini-Rosenberg wurde das Schloss im Jahre 1943 verkauft.

 

 

Nach dem Ende des II. Weltkrieges beschlagnahmte die britische Armee das Gebäude, um hier Truppen unterzubringen. Bis zum Abzug der Alliierten war es militärischer Stützpunkt und Kaserne. In der Folgezeit diente der herrschaftliche Ansitz oberhalb von Greifenburg wieder jenem Zweck, der über all die Jahrhunderte und ungeachtet des Wechsels der Regierungs- und Staatsformen der gleiche geblieben war: der Gerichtsbarkeit. Dies sollte sich erst im Jahre 1971 ändern, als das bis dahin hier untergebrachte Bezirksgericht aufgrund der Baufälligkeit des Gebäudes nach Spittal a.D. verlegt werden musste.

 

Ein altes Relief an der Wand in der Aula von Schloss Greifenburg verweist auf die Fürsten Orsini-Rosenberg, die bis 1943 Besitzer des Schlosses waren.

 

Der erste Bürgerliche, der Schloss Greifenburg erwarb, war der Klagenfurter Kaufmann Clemens Steinpichler. Später kauften die Familien Tompa und Scharf das Gebäude an. Letztere hegten den Plan, das Objekt für die Gastronomie und Hotellerie zu nützen. Die Pläne erwiesen sich jedoch als wirtschaftlich unrealisierbar. Die heutige Besitzerfamilie Peschl bemüht sich seit dem Jahr 2007 um die Geschicke des Schlosses. „Wir sehen uns dem historischen Konnex mit der Marktgemeinde Greifenburg verpflichtet“, so Mag. Marko J. Peschl, der als Rechtsanwalt in Graz tätig ist und den Familienbesitz verwaltet. Gemeinsam mit seiner Frau Claudia führt er uns durch das Gebäude und erzählt von den Vorhaben, die ihn und seine Familie derzeit beschäftigen.

 

 

„Es ist unser Ziel, dass dieses Gebäude in enger Verbindung mit dem gesellschaftlichen Leben der Region erhalten bleibt. Wir haben uns deshalb auch dazu entschlossen, die Tore des Schlosses für Veranstaltungen zu öffnen“, so Marko Peschl. Im liebevoll restaurierten Festsaal, mit schwarzen Thonet-Stühlen bestuhlt, ging so Mitte Jänner 2018 auch einer der ersten Programmpunkte des diesjährigen Jubiläumsjahres „750 Jahre Markt Greifenburg“ über die Bühne. Dem „Tag der  Begegnung“ sollen, so der Wunsch der Eigentümer, viele weitere Events, ob öffentlich-gesellschaftlich oder privat, folgen. „Wir denken daran, unser Schloss auch als einzigartige Hochzeits- und Event-Location anzubieten“, informiert Claudia Kocher-Peschl. „In idealer Ergänzung zu den Innenräumen, die wir weiter Schritt für Schritt adaptieren wollen, steht auch unser Gartenareal mit Pavillon vor den Schlosstoren zur Verfügung. Hier kann man, mit traumhaftem Blick ins Drautal, das Ja-Wort stimmungsvoll zelebrieren.“ Für die Hochzeitsfeier bietet sich u.a. die große Aula im Eingangsbereich an – und auch für die richtige Unterbringung wäre gesorgt. Schließlich bieten die heutigen Schlossherren mehrere Appartments unterschiedlicher Größe für die Übernachtung, aber auch für längere Urlaubsaufenthalte (Kontakt: 0664/3009695) an.

 

 

In den Obergeschossen liegen die privaten Räume. Claudia Kocher-Peschl: „Wir bewohnen die oberen Stockwerke, gemeinsam mit der Familie meiner Schwägerin Carola Pluhar-Peschl und meiner Schwiegermama. Für unsere Großfamilie ist dieses Gebäude ein wichtiger Erholungs- und Rückzugsraum und über die Jahre ein Stück Heimat für drei Generationen geworden.“ Sie bestätigt auch den Eindruck, den man bereits beim Betreten des herrschaftlichen Ansitzes gewinnt, nämlich jenen, dass hier eine ganz besondere Atmosphäre herrscht. „Man schläft nirgendwo so gut wie hier im Schloss!“, gibt sie uns zum Abschluss unseres Besuches mit auf den Weg.

 

Das Schloss Greifenburg

Die Anlage besteht aus einem viergeschossigen Schlossbau im Norden mit im Kern hochmittelalterlicher Burg aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und der Unteren Burg, einer zweiten Burganlage oberhalb der Pfarrkirche. Vorburg und Untere Burg wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bastionsartig zusammengebaut. Der ehemalige Burghof wurde erweitert und die Burg zu einem Schloss ausgebaut, wobei der Eingang auf die Südseite verlegt wurde. 1972 begann man mit einer Neuadaptierung. 1983 konnten der östliche Abschnitt der Basteimauer mit der Ostecke teilweise ebenso wie rustizierte Fensterwände des 17. Jahrhunderts an der Nordseite des Schlosses freigelegt werden.

 

Text: E. Hilgartner, Fotos: Brunner Images

22. März 2018 um