Schau „Lebendige Trachten“ im Tourismushaus eröffnet

Festtagsgewänder aus allen Osttiroler Tälern werden in der Ausstellung gezeigt. Dass die Schau zu Maria Lichtmeß eröffnet wurde, hat eine besondere Bewandtnis.

Zu Lichtmeß, also am 2. Februar, schenkten einst die Bauern und Brotherrn ihren Knechten und Mägden einen Stoff, ein Gewand oder einen neuen Janker. Diese Tradition nahmen der Tourismusverband Osttirol und Marianna Oberdorfer zum Anlass, die Ausstellung „Lebendige Trachten in Osttirol“ gerade an diesem Tag zu eröffnen. Gleichzeitig wurde der neue Osttiroler Walker für Damen und Herren aus dem Atelier Marianna präsentiert.

Die Schneidermeisterinnen Marianna und Anna Oberdorfer präsentierten die Trachten der einzelnen Osttiroler Talschaften.

„Im Mittelpunkt des heutigen Abends stehen Marianna Oberdorfer, eine großartige Schneiderin, die sich auch in Sachen Trachten einen ausgezeichneten Ruf weit über die Grenzen Osttirols hinaus geschaffen hat, und ihre Tochter Anna. Sie ist wie ihre Mutter Schneidermeisterin fühlt sich ebenfalls der Tradition sehr verbunden und liebäugelt auch mit der modernen Houte Couture“, so Franz Theurl, Obmann des Tourismusverbandes Osttirol, in seiner Begrüßung.

Marianna Oberdorfer stellte ihre neueste Kreation – den Osttiroler Walker – vor. Im Bild das Damenmodell

Marianna Oberdorfer stellte die Trachten der einzelnen Talschaften vor und ging auf deren Besonderheiten ein. „Die Pustertaler Hochzeitstracht besteht aus edlen Materialien. Die Farbe Rot steht für Liebe, Freude und Fruchtbarkeit, hält Böses fern und heilt, das Weiße in der Tracht steht für die Jungfräulichkeit“, so die Schneidermeisterin bei der Präsentation der Pustertaler Hochzeitstracht.

Eine Besonderheit der alten Matreier Tracht, hier getragen von Magdalena Steiner, ist der Samtgurt mit Silberschnallen, an denen Bänder hängen.

Je weiter der Kittel, desto wohlhabender waren die Bäuerinnen, so Marianna Oberdorfer zur Deferegger Tracht. „Die Deferegger waren früher von Venedig bis Moskau als Händler unterwegs. Von diesen Reisen haben sie auch Borten und Bänder nach Hause mitgebracht. Diese machen die Deferegger Tracht derart bunt.“ Die Besonderheit der alten Lienzer Tracht ist die weiße Halskrause. „Diese kommt eigentlich aus der spanischen Mode. Zur Herstellung der Krause in Schnecken-Form benötigt man etwa elf Meter Stoff“, erklärte Marianna Oberdorfer.

Der Osttiroler Walker als Herrenmodell

Anna Oberdorfer stellte den Osttiroler Walker vor. Ursprünglich war der schlichte Janker aus handgesponnener, gewebter oder gestrickter Wolle das traditionelle Bekleidungsstück der Osttiroler Männer. Erprobt im Winter gegen die Kälte und im Sommer gegen die Hitze kamen der Janker ohne große Zierde aus. Angelehnt an dieses praktische Gewand hat Anna Oberdorfer den „Neuen Osttiroler Walker“ für Damen und Herren entworfen. Zum schlichten Grau der Schafwolle kombiniert sie gemusterte Taschen und Kragen.

Als „Janker zum Wohlfühlen“ bezeichnete die Schneidermeisterin ihre neueste Kreation. „Der Osttiroler Walker ist fein anzuziehen, und man ist mit ihm auch fein angezogen. Der Walkstoff ist zu 100% aus Wolle. Da dieses Material rund zwei Drittel des Eigengewichts an Wasser aufnehmen kann, ohne dass es sich nass anfühlt, eignet sich der Janker auch bestens zum Anziehen bei Regenwetter“, erklärte Anna Oberdorfer.

„Lebendige Trachten in Osttirol“ – zu sehen bis 3. März zu den Öffnungszeiten im Tourismushaus in Lienz

Text: Redaktion, Fotos: Osttirol heute/Kraner

03. Februar 2017 um