Rosa Lanner – die Meisterbäckerin des Lesachtaler Bauernbrotes

Rosa Lanner aus Liesing im Lesachtal feierte vor Kurzem ihren 80. Geburtstag. Seit einem halben Jahrhundert bäckt die Oberkärntnerin schon das Original Lesachtaler Bauernbrot.

Das Lesachtal ist nicht nur landschaftlich ein Genuss – auch kulinarisch hat das Hochtal viel zu bieten. Die Tradition der Brotherstellung zählt sogar zum immateriellen UNESCO Kulturerbe und umfasst den Getreideanbau genauso wie den Bau von Mühlen und das Brotbacken in den hauseigenen Öfen. Eine, die es bei der Brotherstellung zur Meisterschaft gebracht hat, ist Rosa Lanner aus Liesing. Die Lesachtalerin war früher Wirtin des Alpenhotels Wanderniki in Obergail, das heute ihr Sohn Nikolaus und Schwiegertochter Elvira führen.

 

 

„Das Brot für unsere Gäste haben wir immer schon selbst gebacken“, meint sie, die bis heute jede Woche einmal selbst Brot bäckt. Rosa Lanner gibt ihr Wissen bei Kursen an Interessierte weiter. Vom Mischen der Zutaten über das Kneten und Würzen bis hin zum Backen lernen die Teilnehmer, ihr eigenes Original Lesachtaler Bauernbrot herzustellen. Das für das Tal so typische Brot besteht aus Roggenschrot, Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Weizenbrot- und Roggenmehl sowie aus feinen Gewürzen wie Fenchel oder Koriander. „Wichtig ist der Natursauerteig, den ich zwei Tage vor dem Brotbacken anrichte. Roggenbrot sollte nie ohne Sauerteig hergestellt werden, denn so ist es besser verdaulich”, erklärt die Meisterbäckerin.

 

 

Das Mehl bezieht die 80-Jährige hauptsächlich vom Jöhrer-Bauern Hans Unterluggauer. „Die Bauern des Lesachtales sind bekannt dafür, dass sie ursprüngliche Getreidesorten anbauen, die zu hochwertigem Mehl verarbeitet werden.“ Nicht umsonst wird das Lesachtal auch als das „Tal der 100 Mühlen“ bezeichnet. „Die Mühlen wurden früher von den Bauern nicht nur zum Kornmahlen eingesetzt, sondern auch für vieles andere – wie z.B. für den Betrieb von Aufzügen“, weiß die Liesingerin zu berichten.

 

 

Bei der Teigherstellung die richtige Mischung zu finden, sei, wie sie festhält, jedes Mal eine Herausforderung. „Wichtig ist, dass man einen mittelfesten Teig zustande bekommt, denn schließlich sollte das fertige Brot luftig und locker sein. Ein wichtiger Bestandteil ist das so genannte Dampfl. Auch die Zusammensetzung der Gewürze muss stimmen. Manchmal gebe ich Weißdornklee hinzu, den ich im Kräutergarten selber anbaue.“ Das Brot und vor allem auch die Kurse der 80-Jährigen sind sehr gefragt. „Zu meinen Kursen kommen viele Kärntner, regelmäßig nehmen aber auch Osttiroler daran teil”, freut sich Rosa über das große Interesse.

 

 

Begeistert verweist sie uns auch auf das „Lesachtaler Dorf- und Brotfest“, bei dem man Rosa alljährlich Anfang September beim Brotbacken über die Schulter schauen kann und auf den „Brot- und Morendenweg“, der am Alpenhotel Wanderniki vorbeiführt. „Geama Morenden hieß es in früherer Zeit bei uns hier im Lesachtal, wenn sich die Bauernfamilien nach getaner Arbeit auf Feld und Hof zum Jausnen zusammensetzten. Heute kann man die ursprünglichen Produkte entlang des Brot- und Morendenweges erleben und genießen: Im Alpenhotel Wanderniki servieren wir zum Beispiel eine herzhafte Speckjause mit Bauernbrot, im Mühlenstüberl in Obergail stehen die Stockplattlan – eine typische Lesachtaler Süßspeise – auf dem Speiseplan und im Berggasthof Lahnerhof, nicht weit von uns entfernt, die Lesachtaler Schlipfkrapfen.“

 

 

Wenn man Rosa Lanner von den Vorzügen ihrer Heimat erzählen hört, merkt man ihr an, dass sie jahrzehntelang eine erfolgreiche Gastgeberin war. „Hier zu uns ins Lesachtal kommen die Gäste nicht nur, um die wunderschöne Naturlandschaft und die Ruhe zu genießen. Hier kann man auch die Ursprünge des guten Geschmacks finden“, sagt sie und erinnert sich an die Anfänge ihrer Leidenschaft zurück: „Seit ich in den 1970er-Jahren begonnen habe, mit meiner Schwiegermutter Brot zu backen, hat mich die Herstellung des Original Lesachtaler Bauernbrotes nicht mehr losgelassen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Ofentür aufmache und mir der Duft des frischen Brotes in die Nase steigt. Gücklich macht mich, wenn ich die Faszination für das Ursprüngliche an andere und vor allem auch an die nächste Generation weitergeben kann.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: TVB Lesachtal/Daniel Zupanc, Slow Food Travel/W. Hummer

20. April 2019 um