Reisespezialist Mikka Bender: Vernarrt in die „Bergheimat“ Prägraten am Großvenediger

Der Autor und Reisejournalist aus Nordrhein-Westfalen kennt viele Urlaubsdestinationen dieser Welt wie seine Westentasche. Das Großvenediger-Dorf bezeichet er als seine „zweite Heimat“.

Wenn man Mikka Bender auf die Bergwelt der Venedigergruppe und das Großvenedigerdorf Prägraten anspricht, dann leuchten seine Augen. „Prägraten ist so etwas wie meine zweite Heimat. Als 6-Jähriger kam ich als Asthmatiker zum ersten Mal hierher. Die Höhenluft tat mir so gut, dass ich, gemeinsam mit meinen Eltern und meinem Bruder Andreas, viele Sommer- und Winterurlaube bei Andrä und Klara Mair in Prägraten verbrachte. Klara ist sogar so etwas wie meine Pflegemama geworden. Mit ihren Söhnen habe ich nicht nur das Dorf, sondern auch die Berge erkundet.“

 

Mikka Bender mit Gotthard und Matthias Mair oberhalb des Defreggerhauses

 

Mit seinen Prägratner Freunden erlebte Mikka, der im Alter von acht Jahren erstmals alleine nach Osttirol reiste, auch viele Abenteuer. Um sich ein kleines Taschengeld zu verdienen, übernahmen die Buben kleine Jobs, wie z.B. das Markieren von Wanderwegen mit weißer und roter Farbe oder das Einsammeln von Abfall entlang der Wege. „Das Geld habe ich gespart, um mir den nächsten Aufenthalt, meine ,Sucht‘ nach den hohen Osttiroler Bergen zu finanzieren. Die Kuppen und Mulden der heimatlichen Eifel hatten und haben als Ersatzdroge wenig Wert. Und so ist das Gebiet rund um den Großvenediger bis heute meine Spielwiese geblieben“, erzählt der 67-Jährige lachend.

 

 

Heute verbringt Mikka seine Osttirol-Urlaube gerne im Natur-Resort „Heimat“ in Hinterbichl. Oder er mietet sich eine Almhütte oberhalb des Virgentaler Talschlusses, dort, wo er früher mit den Prägratner Buben das Jungvieh gehütet hat. Mikka ist schon unzählige Male auf dem Großvenediger gestanden und hat die Gipfel vieler weiterer Fels- und Eisriesen in den Hohen Tauern bezwungen. Besonders gerne fliegt er mit dem Paragleiter ins Tal. Die schönen Eindrücke aus der Luft sammelt er nicht nur im Virgen- und Iseltal, sondern auch im Lienzer Talboden.

 

 

Nach dem Abitur hat Mikka gemeinsam mit einem Kumpel in einem alten VW-Bus Nepal und den Himalaya erkundet. Die beiden kamen als Alpinisten bis ins Everest-Basislager und bestiegen unter anderem den 5.643 Meter hohen Kala Patthar. Später studierte der Prägraten-Fan Geografie und Sport. „Beruflich lief es nicht so glatt. Meinen Kindheitstraum, Mitarbeiter in der Wetterstation auf der Zugspitze zu werden, konnte ich nicht realisieren. Es hat nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Also entschied ich mich dazu, als Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist tätig zu sein. Ich drehte Reisefilme, stand vor und hinter der Kamera und habe neben zahllosen Reiseartikeln auch zwei Reisebücher verfasst.“

 

 

1992 startete Mikka beim Privatsender VOX. Mit zwei Kollegen gestaltete er das Reiseformat „VOX-Tours“, die Serie „Wolkenlos“ hat er alleine kreiert. „In dieser Sendung stellten wir besondere Locations vor und informierten über alles, was im Tourismus irgendwie relevant war. Auch Prägraten mit seiner Welt der Bauern, Bergführer und Serpentine war einige Male Thema.“ Später hat Mikka die Sendung „Hilfe, mein Urlaub geht baden!“ moderiert. Prägraten bezeichnet Mikka heute als seine „zweite Heimat“. „Ich bin nach wie vor mehrere Male im Jahr in Osttirol, führe manchmal auch Reisegruppen auf die Berge und schreibe Artikel über das Venedigerdorf in meinem Blog www.mikkameint.de. Ich nutze die ausgezeichnete Naturlandschaft aber auch, um mich zu erholen und um neue Kraft zu gewinnen“, sagt er.

 

 

Interessant ist, wie der erfahrene Reisejournalist die touristische Entwicklung Prägratens und die Chancen für Osttirol als Reisedestination einschätzt. „In den 60er- und 70er-Jahren wurden in beinahe jedem Prägratner Haus Fremdenzimmer vermietet – und die Buchungslage war ausgezeichnet. In den Gasthäusern herrschte eine derart große Betriebsamkeit, dass man nicht selten auf einen freien Tisch warten musste“, erinnert er sich an seine Kindheit und Jugend zurück. Schon damals habe sich Prägraten auf Individualtouristen konzentriert. „Bis heute gibt es hier keine großen Hotels, kein Schwimmbad und nur den Dorflift. Dafür findet man aber eine intakte und fast unberührte Naturlandschaft vor. Und genau hier liegen, wie ich meine, auch große Chancen. Früher sind meist nur ältere Menschen gewandert, heute gilt Wandern und Bergsteigen auch bei jungen Menschen als hipp, schick und trendig.“

 

 

Die Prägratnerinnen und Prägratner seien, so Bender weiter, traditionsbewusste und eher zurückhaltende Menschen. „Sie sind in dem, was sie tun, authentisch – und sie können vor allem auch Geschichten erzählen. Viele Urlauber suchen in unserer reizüberfluteten Zeit zunehmend nach Authentizität und Einfachheit. Das alles spielt meiner Meinung nach Prägraten und dem gesamten Bezirk Lienz als Urlaubsdestination in die Hände. Was ich mit absoluter Sicherheit sagen kann, ist, dass ich selbst mit viel Freude, Begeisterung, mit Kindheitserinnerungen und Heimatgefühlen im Herzen immer wieder in dieses liebenswürdige Bergdorf zurückkommen werde.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute, Bender

07. Oktober 2021 um