Rainbows: „Wie kann Weihnachten im Patchwork-Leben gelingen?“

Wertvolle Tipps für ein gelungenes Weihnachtsfest in Patchworkfamilien gibt Barbara Baumgartner, Landesleiterin von Rainbows Tirol.

Rainbows begleitet seit 1993 in Tirol Kinder und Jugendliche, die von Trennung oder Scheidung der Eltern und vom Tod eines nahen Angehörigen betroffen sind. „Wenn sich Eltern trennen, bricht für ihre Kinder in der Regel eine Welt zusammen. Die neue Situation löst ein Gefühlschaos aus. Zu Trauer, Angst und Sicherheit mischen sich Kränkung und Wut. Speziell das Weihnachtsfest ist eine Herausforderung für die Kinder. Und wenn Mama oder Papa dann noch einen neuen Partner gefunden haben, wird diese noch ein Stück größer”, so Barbara Baumgartner. Von nun an ist man also eine Patchwork-Familie. Die Reaktion der Kinder auf einen neuen Partner ist altersabhängig und sehr individuell. „Die neue Situation kann natürlich zu Reibungen führen, es kommt aber genauso vor, dass neue Partner der Eltern positiv erlebt und als ,Bonuselternteil‘ gesehen werden, wie es der dänische Familientherapeut Jesper Juul formuliert”, erklärt Baumgartner.

Auch Stiefgeschwister könnten durchaus das Familienleben bereichern, und doch sei „Patchwork” für alle Familienmitglieder eine große Herausforderung, die Toleranz, Gelassenheit, Humor und vor allem Zeit braucht. Und wie verhält es sich mit einem gemeinsamen Weihnachtsfest? Der Zauber ist meist an Rituale gebunden, die sich nach einer Trennung häufig verändern. Barbara Baumgartner dazu: „Gerade im ersten Jahr nach der Trennung der Eltern ist vieles neu, Vertrautes fehlt häufig. Kinder geben lieb gewonnene Rituale meist schwer auf. Sie gewöhnen sich aber auch sehr schnell an neue Situationen, da sie sehr anpassungsfähig sind. Wichtige Voraussetzung ist, dass die Eltern gut auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen.”

Der Wunsch, Weihnachten wie früher gemeinsam zu verbringen, ist sehr groß. Vor allem auch deshalb, weil es Kinder belasten kann, dass ein Elternteil gerade an diesen Tagen alleine ist. Andererseits sind Kinder oft auch erleichtert, wenn vor dem Christbaum nicht mehr gestritten wird. Es sei laut Barbara Baumgartner nicht unbedingt sinnvoll, den Kindern zuliebe gemeinsam zu feiern, da die gedrückte oder feindselige Stimmung nicht förderlich sei. Auch schüre man damit eventuell die Hoffnung der Kinder, dass die Eltern wieder zusammenkommen könnten.

„Das erste Weihnachtsfest nach einer Trennung gelingt am besten, wenn Austausch und Kommunikation sowohl für die Eltern des Kindes untereinander als auch für Patchwork-Eltern möglich ist. Im Idealfall hat das Kind zu beiden Familienverbänden einen guten Kontakt. Wichtig sei, dass sich die Eltern trotz Konflikten im Sinne der Kinder gut abstimmen und nicht in eine Konkurrenzsituation treten. Die Entscheidung, wo und wie gefeiert wird, muss von den Eltern getroffen werden und darf keinesfalls auf die Kinder abgeschoben werden. Das würde sie total überfordern und in einen großen Loyalitätskonflikt stürzen”, betont Baumgartner.

Ebenso sollten Kinder nicht mit Geschenken überhäuft und damit zusätzlich überfordert werden. Zeit und Zuwendung sind die eigentlichen Geschenke, die Kinder in dieser Lebenssituation noch mehr brauchen als sonst. „Neue Rituale planen, diese mit den Kindern besprechen und sie auch beim neuen Ablauf mitgestalten lassen. Und man kann auch zwei Mal Weihnachten feiern – einmal mit Mama und einmal mit Papa. Und das muss nicht alles am Heiligen Abend sein”, empfiehlt die Rainbows-Landesleiterin. Ein Rat stehe aber über allen Details: „Man muss Neuem Zeit geben, zu wachsen und sich entwickeln zu können. Damit Weihnachten für die Kinder und Jugendlichen auch in Zukunft ein schönes und besonderes Fest bleibt!”

 

Text: Redaktion, Foto: Rainbows

17. Dezember 2018 um