Glaube & Gesellschaft: Ostern – was genau feiern wir eigentlich?

Ostern ist in diesem Jahr ganz anders als wir es kennen. Aber vielleicht kann man sich gerade deshalb darauf besinnen, worin der eigentliche Kern von Ostern liegt.

Christen in aller Welt gedenken in der Karwoche und zu Ostern der Botschaft vom Kreuz und von der Auferstehung Jesu Christi. Ostern gilt als das höchste Fest der Christenheit – bei Orthodoxen wie bei Katholiken und Protestanten. Es wird seit dem Urchristentum gefeiert und gilt als das ritenreichste aller christlichen Feste. Im Zentrum von Ostern steht natürlich die Auferstehung Jesu Christi nach seinem Tod am Kreuz, die eine große symbolische Bedeutung hat. In ihr liegt nämlich der Kern des christlichen Glaubens: Es geht um das Symbol des ewigen Lebens – das Ziel eines Lebens nach christlicher Vorstellung.

Historisch betrachtet ist der Vorläufer des christlichen Osterfestes das jüdische Pessachfest, weshalb man es in den östlichen Kirchen auch „Pascha“ nennt. Der Überlieferung nach feiern die Juden an diesem Tag, dass Gott sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei führte und befreite. Vor dem Auszug aus Ägypten forderte Gott, die Türen jeder jüdischen Familie mit dem Blut von geschlachteten Lämmern zu bestreichen. Überall, wo dies nicht geschah, wurden die Erstgeborenen getötet. So wurden die ägyptischen Familien bestraft, weil deren Türen nicht auf diese Weise markiert waren. In den orthodoxen Kirchen ist diese Geschichte lebendig geblieben und hat einen besonderen symbolischen Ausdruck in der Farbe Rot gefunden. Aus diesem Grund sind auch alle orthodoxen Ostereier rot – als Symbol für die Farbe des Lebens. Für die orthodoxen Christen ist Ostern das Fest der Feste. Gefeiert wird deshalb auch nicht nur der Ostersonntag, sondern eine ganze Woche lang nach der Heiligen Osternacht. Davor steht die 40-tägige Fastenzeit, die bei Orthodoxen eine weitaus größere Bedeutung hat als bei Katholiken und Protestanten.

Dem Osterfest unmittelbar voraus geht die Karwoche, auch „Heilige Woche” genannt. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern soll. Die Bezeichnung „Karwoche“ leitet sich aus dem althochdeutschen „kara” oder „chara” für Klage, Kummer, Trauer ab. Ab Donnerstag in der Karwoche – dem Gründonnerstag – beginnen die „drei österlichen Tage” (lat. „triduum sacrum”). Am ersten Tag gedenkt die Kirche zunächst des letzten Abendmahls, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, und damit auch der Einsetzung der Eucharistie und des Priesteramtes. Nach dem Gloria-Gesang im Gottesdienst verstummen als Ausdruck der Trauer über die Gefangennahme und den nahenden Tod von Jesus sowohl Orgel als auch Glocken, zudem werden nach der Messfeier Blumenschmuck und Kerzen weggeräumt.

Zwar besagt ein alter Volksbrauch, dass am Gründonnerstag bevorzugt „grüne Speisen” wie Spinat oder Brunnenkresse auf dem Tisch stehen sollen. Der Tag dürfte jedoch seinen Namen nicht der Farbe verdanken, sondern dem althochdeutschen „Grunen” oder „Greinen”, was „Weinen” bedeutet. An diesem Tag wurden die Sünder, die Buße geleistet hatten, die „Greinenden”, wieder in die Gemeinde aufgenommen. An die Gefangennahme, Verurteilung und schließlich Hinrichtung Jesu erinnert der Karfreitag. Für die evangelischen Christen ist er der höchste Feiertag im Jahr. In der katholischen Kirche gilt der Karfreitag neben dem Aschermittwoch als einer der beiden strengen Fast- und Abstinenztage.

Der Karsamstag – Gedächtnistag der Grabesruhe Jesu – ist der stillste Tag im Kirchenjahr. Es finden, auch in „normalen Zeiten“, keine Gottesdienste statt, und auf den Altären stehen weder Kerzen noch Blumen.

Mit dem Karsamstag endet schließlich die Fastenzeit – und damit auch die Karwoche. Das in der Nacht zum Ostersonntag, der Osternacht, angesetzte eigentliche Osterfest ist gekennzeichnet von Licht als Zeichen des Lebens – symbolisiert durch die Rufe „Lumen Christi“ („Christus, das Licht“). Licht und Leben – ein neuer Anfang, Freude und die Hoffnung, dass Gott und die Liebe letztlich stärker sind als Naturkatastrophen, Krankheiten, Leid und Tod.

Mit dem Ostersonntag beginnt die 50-tägige Osterzeit, die bis Pfingsten andauert. Die Liturgie dieses Tages entspricht im Wesentlichen jener aller anderen Sonntage, an denen ebenfalls der Auferstehung Christi gedacht wird. Eine Besonderheit stellt am Ostersonntag der vom Papst in Rom ausgesprochene Segen „urbi et orbi” dar, der sonst nur zu Weihnachten und direkt nach seinem ersten öffentlichen Auftritt als neugewählter Papst erteilt wird.

 

Text: Redaktion, Foto: AdobeStock/janvier

11. April 2020 um