„Kaiser Art“: Kreative Schwestern erzeugen Kunstwerke aus Glas

Regina und Eva-Maria Kaiser sehen ihre Glaskunst-Werkstatt im Herzen der Pinzgauer Gemeinde Neukirchen a. Gr. als Plattform für Handwerk, Kunst und Kreativität.

Der Glaskunst sprichwörtlich „verfallen“ ist Regina Kaiser seit einem Urlaubsaufenthalt in Kanada. „Unser Cousin lebt in Toronto und führt dort eines der größten Glasfachgeschäfte der Stadt. Er hat mir die Schönheit der Glaskunst vor Augen geführt“, erzählt sie. Zurückgekehrt in die Heimat, habe sie ihrer Schwester Eva-Maria davon erzählt. „Es hat nicht lange gedauert, und unser Entschluss, in  Zukunft kreativ mit Glas zu arbeiten, stand fest“, erinnert sich diese an die Anfänge von „Kaiser Art“ zurück. „Zunächst beschäftigten wir uns eher hobbymäßig damit. Je mehr Workshops und Kurse wir besuchten, desto mehr zog uns der Werkstoff Glas jedoch in seinen Bann. Glaskunst ist wie ein Virus, der einen nicht mehr loslässt. Man möchte jeden Tag etwas Neues ausprobieren.“

 

Regina Kaiser beim Drehen von Glasperlen

 

Drahtbäume und Traumfänger waren die ersten Gegenstände, die die beiden „Gasthaus-Kinder“, als die sie sich selbst bezeichnen, herstellten. Im November 2013 wagten Regina und Eva-Maria den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffneten im Dorfzentrum von Neukirchen ein kleines Geschäft inklusive Werkstätte. Hier entstehen heute unzählige kleine und größere Glaskunstwerke. „Durch Glasschmelzen stellen wir z.B. Wandbilder, Untersetzer, Teller, Teelichter und verschiedene Deko-Objekte her. Auch unsere Katzen, Eulen, Herzen oder Engel aus Glas sind sehr beliebt“, freuen sich die Schwestern. 14 bis 18 Stunden befinden sich ihre vielfältig geformten Glasobjekte im Schmelzofen, in dem Temperaturen zwischen 680 und 810 Grad vorherrschen. „Es ist jedes Mal aufs Neue überraschend, wenn man den Ofen öffnet und man feststellen kann, dass ein Werk gelungen ist“, meint Regina.

 

 

Ein Steckenpferd der beiden „Glaskünstlerinnen“ ist das Glasperlendrehen. Bei der Arbeit mit dem Zweigasbrenner kann man ihnen direkt in der Werkstatt über die Schulter schauen. „Die Flamme weist eine konstante Temperatur um 1.600 Grad auf. Wir verwenden Glasstäbe als Rohmaterial. Diese werden erhitzt und anschließend auf einen Edelstahldorn aufgedreht“, erläutert Eva-Maria die Herstellung der Glasperlen, aus denen sie Ringe, Armbänder, Ketten oder Blumen fertigen. Begeistern können sich die beiden Schwestern auch für Glaskunst im Tiffany-Style. „Stained Glass ist eine der ältesten Formen der Glasverarbeitung. Sie kam früher vor allem bei der Anfertigung von Kirchenfenstern zur Anwendung. Die einzelnen Glasteile werden in Kupferfolie eingefasst, aneinander gelegt und verlötet. Wir haben z.B. ein großes Bild aus 167 Teilen zusammengesetzt. Jeder einzelne Teil erforderte dabei vier Arbeitsschritte.“

 

 

In ihre kunstvollen Produkte lassen die beiden Pinzgauerinnen auch verschiedene andere Materialien mit einfließen. „Dazu gehören etwa Steine, die wir selbst im Obersulzbachtal suchen, oder Schwemmholzstücke aus der Salzach. Manchmal arbeiten wir diesbezüglich auch mit einem Tischler zusammen“, sagt Regina und zeigt uns eine Uhr aus Glas, die man als Deko auf ein Kaminsims stellen kann. Längst schon ist die Werkstatt von Regina und Eva-Maria Kaiser auch zu einem beliebten Treffpunkt von Handwerkern und Künstlern avanciert. Ausstellungen finden hier ebenso statt wie Konzerte oder Workshops. „Diesen Bereich möchten wir zukünftig noch mehr forcieren“, halten die beiden zum Abschluss fest und geben uns ihren Leitspruch „Kreativ sein ist kein Hobby, sondern eine Art, zu leben!“ mit auf den Heimweg.

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol Journal  

21. Mai 2018 um