Hans Planer und seine kunstvollen Krippen aus dem Defereggental

Hans Planer aus St. Veit ist seit seiner Gründung im Jahr 1998 Obmann des „Krippenvereins Defereggental“. Wir sprachen mit dem vielseitigen Künstler über seine Leidenschaft für Krippen.

„Bereits als kleines Kind haben mich Krippen fasziniert. Mein Vater war ein leidenschaftlicher Krippenbauer. 1966 hat er an einer Israel-Reise mit dem kürzlich verstorbenen Pfarrer Alfons Senfter teilgenommen. Er war vom Heiligen Land derart beeindruckt, dass er in der Folge eine orientalische Krippe gebaut und in diese Sand und Steine aus Jerusalem eingearbeitet hat. Schon damals habe ich mich oft und gerne in der so genannten ,Krippenkammer‘ meines Vaters aufgehalten und erste Schnitzversuche unternommen“, erzählt der heute 61-Jährige.

 

Die Dreifaltigkeitskrippe

 

Nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Lienz absolvierte Hans die Schnitzschule Elbigenalp (heute Fachschule für Kunsthandwerk und Design) und richtete sich Anfang der 1990er-Jahre im neu gebauten Eigenheim in St. Veit eine Holzbildhauer-Werkstatt ein. Hier sind in den vergangenen drei Jahrzehnten kleine und große Kunstwerke entstanden – jedes individuell und in sorgfältiger Handarbeit gefertigt. Zu seinen herausragenden Meisterstücken gehören der „Schutzmantel-Madonna-Altar“ und die Dreifaltigkeitskrippe. „Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit Holz, das mich in meiner Arbeit ebenso stark geprägt hat wie die wunderschöne Berg- und Naturlandschaft meiner Heimat.“

 

Die Höhlenkrippe

 

Unzählige Dorfkrippen mit lebensgroßen Figuren hat Hans geschaffen – eine kann man beispielweise in St. Jakob i.D. bewundern, andere in Bruneck oder im Gadertal in Südtirol. „Eine meiner Auftragsarbeiten war die ,Heinzelmännchen-Krippe‘ mit lebensgroßen Figuren, die in Köln steht“, erzählt Hans. „Die meisten meiner Krippen sind aus einem Block herausgeschnitzt. Dafür eignet sich das besonders weiche Zirbenholz am besten. Mit dieser Holzart arbeite ich häufig, aber auch mit Lärchenholz, das viel härter und robuster ist.“

 

Die Flügeltürkrippe

 

In der Werkstatt des Deferegger Künstlers kann man derzeit nicht nur die Dreifaltigkeitskrippe, sondern auch eine Flügeltürkrippe (Thema: Mariä Empfängnis), eine Höhlenkrippe, eine Wurzelkrippe (Thema: Flucht aus Ägypten) und verschiedene typisch alpenländische Krippen bestaunen. Derzeit arbeitet Hans an einem lebensgroßen „Taufengel“ aus Zirbenholz. „Es handelt sich hier um eine Auftragsarbeit. Das Taufbecken habe ich in Form einer Muschel gestaltet“, informiert er und berichtet davon, dass er sich seit einiger Zeit auch dem Malen von Krippenbildern widmet.

 

Hans Planer beim Arbeiten an seinem „Taufengel“.

 

Dem Krippenverein Defereggental, den Hans Planer leitet, gehören derzeit etwa 80 Mitglieder an. „Viele wollen in der Weihnachtszeit daheim eine Krippe aufstellen, die sie selbst geschaffen haben. Hauptsächlich bauen unsere Vereinsmitglieder alpenländische Krippen mit Motiven der Deferegger Bergwelt und des bäuerlichen Lebens. Beliebt sind darüber hinaus auch orientalische Krippen.“ Schriftführer Erwin Leitner aus St. Jakob organisiert alljährlich Krippenbaukurse für die Mitglieder, die dabei entstandenen Krippen werden anschließend ausgestellt. Als Folge der Corona-Krise konnten die Kurse und  Ausstellungen 2020 leider nicht stattfinden.

 

 

„In den vergangenen Jahren veranstalteten wir auch Wanderungen, bei denen wir uns im Gebirge und auf Almen Inspirationen für unsere Krippen holten. Besonders freut es uns, wenn wir unsere Werke bei Ausstellungen in ganz Österreich präsentieren können. Im Krippenmuseum Vösendorf waren wir schon des Öfteren vertreten, ebenso im Minoritenkloster in Tulln, in der Peterskirche in Wien oder im Stift Stams in Nordtirol. Unsere Krippen aus dem Defereggental begeisterten aber auch schon im Ausland – in Luttach im Südtiroler Ahrntal oder in Zagreb“, so Hans Planer abschließend.

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger

24. Dezember 2020 um