Familiensinn, Heimatverbundenheit und die Liebe zur Musik

Bei unserem Besuch auf ihrem „Musikhof“ erzählt uns Familie Lexer von der Musikbegeisterung, die ihre ganz persönliche Geschichte, aber auch das Lesachtal zu prägen scheint.

Mitten in Liesing, einer der vier Ortschaften der Oberkärntner Gemeinde Lesachtal, liegt der schmucke Bauernhof der Familie Lexer. „Hier bin ich mit meinen vier Geschwistern aufgewachsen“, erzählt Stefan Lexer, das 66-jährige Familienoberhaupt. „Wir führen unseren Hof heute als zertifizierten Bio-Betrieb. Für den Namen ´Musikhof Lexer´ haben wir uns entschieden, um unserer Leidenschaft für Musik Ausdruck zu verleihen.“

 

Blick auf die Ortschaft Liesing im idyllischen Kärntner Lesachtal

 

Rund 20 SängerInnen und MusikerInnen aus vier Generationen gehören der Großfamilie Lexer an. Stefans Mutter Anna, heute 96 Jahre alt, war früher Mitglied des örtlichen Kirchenchors, den ihr Sohn über 40 Jahre lang leitete. 2014 übergab Stefan diese Funktion an eine seiner fünf Töchter, an Margaretha. Sie teilt mit ihrem Vater nicht nur die Liebe zur Landwirtschaft, sondern auch jene zur Musik – und sie gibt diese auch schon an die nächste Generation weiter. Das Lied „Guten Abend, gute Nacht” ist, wie sie lachend berichtet, das bevorzugte Lied ihres 2-jährigen Sohnes Stephan. „Mir ist es wichtig, die Freude an der Musik schon früh zu wecken. Ich nehme Stephan oft mit, wenn ich mit dem Kinderchor probe.“

 

Der familieneigene Bauernhof „Musikhof Lexer“ wird als zertifizierter Bio-Betrieb geführt.

 

Die Mitglieder der Familie Lexer sind aber nicht nur leidenschaftliche Sängerinnen und Sänger. Seit 140 Jahren kommt aus ihren Reihen auch der Organist des Dorfes. „Mein Großvater väterlicherseits und meine Großmutter mütterlicherseits wussten dieses königliche Instrument sehr gut zu bedienen“, erinnert sich Stefan Lexer zurück. Auch er war als Organist tätig, hat inzwischen aber seiner Tochter Margaretha Platz gemacht. Sie hat bei Prof. Klaus Kuchling am Kärntner Landeskonservatorium Orgel studiert und bei Prof. Thomas Wasserfaller die Ausbildung zur Chorleiterin absolviert. Gemeinsam mit ihr und seinen vier anderen Töchtern bildet der 66-Jährige die Familienmusik „Lesachtaler StreichXång“ und verschönert gemeinsam mit ihnen und inzwischen auch mit einigen seiner Enkelkinder kirchliche Feste und Feiern.

 

„Dass das Interesse an der Musik an die junge Generation möglichst früh weitergegeben wird, hat bei uns im Lesachtal Tradition. Wir helfen gerne mit, damit dies so bleibt. Es ist wichtig, dass der Nachwuchs unterstützt und gefördert wird.“ Stefan und Margaretha Lexer

 

Dass der Familie Lexer die Musik sprichwörtlich im Blut liegt, zeigt auch, dass Stefans Onkel Johann nicht nur Organist und Kapellmeister, sondern auch Komponist und Geigenbauer war. „In unmittelbarer Nähe zu unserem Hof befinden sich heute das Geigenbaumuseum sowie die Volksmusik-Akademie, an der Kurse, Seminare und vieles andere mehr stattfinden“, hält Stefan fest und verweist auf die „musikalische Wolke“, die sich alljährlich über Liesing und das gesamte Kärntner Lesachtal legt. „Zwei Wochen lang treffen sich hier bei uns im Tal MusikerInnen aus der ganzen Welt, um bei der von der Akademie organisierten Veranstaltung `Alpenkammermusik` dabei zu sein und um gemeinsam zu musizieren. Klassische Konzerte stehen genauso auf dem Programm wie die Auftritte örtlicher Vereine oder Messgestaltungen. Der internationale Austausch ist allen wichtig. Wir freuen uns darauf, Neues kennenzulernen, und unsere Gäste zeigen sich von der kärntnerischen Art des Musizierens fasziniert“, sagt Margaretha dazu. Auch ihr Vater Stefan wird nicht müde, zu betonen, wie musikbegeistert die Menschen im gesamten Tal sind: „Aktuell zählt die Gemeinde Lesachtal mit ihren vier Ortschaften Maria Luggau, St. Lorenzen, Liesing und Birnbaum rund 1.300 Einwohner, Tendenz leider sinkend. Ungeachtet der vielzitierten Landflucht gibt es jedoch noch in jedem der vier Dörfer eine eigene Musikkapelle und einen eigenen Kirchenchor inklusive Orchester. In sehr vielen Familien, Vereinen und Gruppen wird musiziert. Ich kenne kaum ein Tal oder eine Gemeinde, in der die Begeisterung für die Musik so intensiv gelebt wird.“

 

Stefan Lexer beim Komponieren …

 

… und Tochter Margaretha an der Orgel

 

Er selbst pflegt übrigens – zusätzlich zu der bereits genannten vielfältigen musikalischen Tätigkeit – noch ein anderes Steckenpferd: das Komponieren kirchenmusikalischer Werke. Unter seinen Kompositionen finden sich u.a. ein Kommunionsgesang für die Osterzeit, ein Lied zu Ehren des Hl. Benedikt, eine Komposition zu Ehren der Schmerzhaften Mutter Gottes, ein Lied zu Ehren des Hl. Franz Xaver oder ein Lied zu Ehren des Hl. Stephan. Demnächst wird die von ihm komponierte „Lateinische Messe“ uraufgeführt. „Kirchenmusik hat für mich etwas ganz besonders Erhebendes. Mit Musik kann man die Festtage im Verlauf des Kirchenjahres viel intensiver erleben“, betont Lexer, für den der Glaube etwas Essenzielles darstellt. „Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude – das ist meine Motivation und Überzeugung als Musiker und Mensch!“

 

Der Glaube an Gott, die Liebe zur Musik und die Verbundenheit mit dem Tal prägen den Alltag von Vater und Tochter.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol Journal

16. Mai 2018 um